Dominant, rezessiv, dominant?
Guten Tag werte Tcgs-Community und herzlich Willkommen zu meiner Kolumne.
Entgegen aller Erwartungen, die sich manche User vielleicht aus der Überschrift ableiten, geht es in meinem heutigen und ersten Kolumnenartikel nicht um Vererbungslehre oder irgendeinen Teil der Genetik, die Überschrift ist lediglich eine Metapher für mein heutiges Thema.
Im Folgenden geht es um die Gladiatorungeheuer und ihr Auftauchen im Format vom 01.03.2008 zur deutschen Meisterschaft, geführt von Florian Chitic. Viele Spieler waren damals sehr verwundert darüber, dass sich ein mehr oder weniger unbekanntes Deck so gut mit den konkurrierenden Decks zurecht kommen und sich den Titel des deutschen Meisters sichern konnte und das, obwohl es damals weder Gladiatorungeheuer Streitwagen, noch Gladiatorungeheuer Equeste oder Elementarheld Prisma gab, geschweige denn Gladiatorungeheuer Gyzarus, der bei seiner Beschwörung locker mal -2 beim Gegner macht, sofern er nicht aufgehalten wird, sei es nun durch Feierliches Urteil, Göttlichen Zorn oder auch nur eine einfach Bodenlose Fallgrube, denn sofern Ihr nicht in der Lage seid, Gyzarus aufzuhalten und er euch angreifen kann, habt Ihr nicht nur 2 Feldkarten verloren, Ihr müsst euch direkt mit 2 anderen Gladiatorungeheuern rumschlagen, die im Austausch für Gyzarus am Ende der Kampfphase das Feld betreten. Hören wir aber hier mit solchen Spekulationen auf, denn damals musste Florian Chitic eben ohne diese Karten auskommen und sich ganz nebenbei auch noch gegen die vielen Schwarzgeld-OTKs durchsetzen und siehe da – er hatte keine Probleme damit und konnte die Konkurrenz hinter sich lassen.
Was aber machte die Gladis so stark, und wie konnten sie sich im Metagame etablieren?
Das und Vieles mehr möchte ich im Folgenden näher unter die Lupe nehmen, außerdem, wie man sich gegen die Gladiatorungeheuer zur Wehr setzen kann, da es momentan ja so aussieht, als würden Gladiatoren sich seit der neuen Banned-List wieder im Metagame ganz oben ansiedeln.
Bevor wir uns also direkt auf die Analyse stürzen, hier vorneweg die Kartensuchmaschine, wo Ihr die Kartennamen der Karten angeben könnt, die Ihr nicht kennt.
Kartensuchmaschine
Woher also nehmen die Gladiatorungeheuer ihre Stärke und wie gelang es Florian Chtitc, sich gegen die erdrückende Übermacht der Schwarzgeld-OTKs durchzusetzen?
Beginnen wir hier mit der Deckliste des amtierenden deutschen Meisters:
Monster [20]:
3 Versuchstiger
1 Verwandlungskrug
1 Gladiatorungeheuer Sekutor
2 Gladiatorungeheuer Bestiari
3 Gladiatorungeheuer Laquari
2 Gladiatorungeheuer Hoplomus
3 Gladiatorungeheuer Murmillo
1 Gladiatorungeheuer Darius
1 Sangan
1 Rettungskatze
1 Neo-Weltraum Grand Mole
1 Geister-Sensenmann
Zauberkarten [6]:
1 Übungsgelände der Gladiatoren
1 Mystischer Raumtaifun
1 Verräterische Schwerter
1 Schwerer Sturm
1 Seelennehmer
1 Wiedergeburt
Fallenkarten [14]:
1 Geisteszersetzung
1 Bodenklappenfalle
2 Waboku
1 Ojama-Trio
1 Spiegelkraft
1 Reißender Tribut
1 Kartenvernichtungsvirus
3 Feierliches Urteil
3 Schatteneinsperrender Spiegel
Besonders auffällig ist hier die Fallenkarte Schatteneinsperrender Spiegel, die direkt als Anti-Element ins Main-Deck integriert wurde, um gegen die Übermacht der Schwarzgeld-OTKs anzukommen und diesen Decks den Wind aus den Segeln zu nehmen, während man selber fast vollkommen unberührt von dieser Falle bleibt. Auch der Kartenvernichtungsvirus ist in diesem Deck eher fragwürdig, bleiben einem doch nur 2 Ziele, die für ihn in Frage kommen. Ebenfalls sehr gewagt sind die 3 [!!] Exemplare von Gladiatorungeheuer Murmillo, denn sofern gerade keine Monster in Verteidigungsposition liegen oder das gegnerische Feld frei von stärkeren Monstern ist, bleibt diesem Monster nichts Anderes übrig, als entweder nur zum Schutz verdeckt zu liegen und im Friedhof zu landen, oder durch Waboku oder Spiegelkraft geschützt zu überleben und dann den Effekt nutzen zu können. Viele Spieler werden mir hier bestimmt zustimmen, dass es deutlich bessere Alternativen gibt, wenn auch vielleicht nicht zum damaligen Zeitpunkt.
Soviel erstmal zum Deck des deutschen Meisters direkt, nun aber zum Strategiepart.
Woher nehmen die Gladiatorungeheuer denn nun ihre Stärke? – Bestimmt nicht aus ihren Angriffs- oder Verteidigungspunkten, denn dort kommen sie nicht über 1800 bzw. 2100 Punkte hinaus. Somit müssen wir woanders suchen und nehmen nun die Effekte genauer unter die Lupe.
Am Ende der Kampfphase, sofern die Gladiatorungeheuer in einen Kampf verwickelt waren, können sie ins Deck gemischt werden, um einen ihrer Kumpane auf das Feld zu beordern, nur nicht einen Namensvetter. Wird ein Gladiator auf diese Weise spezialbeschworen, so aktivieren sich diverse andere Effekte, so lässt euch doch Bestiari eine Zauber-/Fallenkarte auf dem Feld zerstören, Murmillo entsorgt ein offenes Monster, Sekutor kann nun 2 andere Gladiatoren suchen, ohne ins Deck zu wandern, sofern er den Kampf überlebt und durch ein anderes Gladiatorungeheuer spezialbeschworen wurde. Wieder andere Gladiatoren bekommen einen Angriffs-, bzw. Verteidigungspunktebonus, in diesem Fall Laquari und Hoplomus. Darius ist der Reborner schlechthin, sucht er Euch doch bei einer Spezialbeschwörung durch einen anderen Gladiatoren einen gefallenen Kumpan von Friedhof auf das Feld, wobei der Effekt des belebten Ungeheuers annulliert wird und er in’s Deck gemischt wird, sobald Darius das Feld verlässt.
Spätestens jetzt sollte jedem von Euch klar sein, wo die Stärke der Gladiatorungeheuer liegt – richtig, in ihren Effekten. Wie also kann man dagegen vorgehen?
Kräfte Rauben, eine Karte, die Monstereffekte auf dem Feld verhindert, wäre wohl die perfekte Waffe gegen die Gladiatoren, verhindert sie doch das Reinmischen der Ungeheuer und somit ihre Nutzung der Effekte.
Ebenfalls anfällig sind die Gladiatoren gegen Karten, wie Einbildungsunterweltler oder Unterdrückungsherrschaft, die jegliche Art von Spezialbeschwörungen zu verhindern wissen.
Man sieht also, die Stärke liegt in den Effekten der Gladiatorungeheuer und in den stetigen Spezialbeschwörungen, um das passende Ungeheuer für die momentane Situation zu suchen.
Also wäre die größte Stärke ihre Flexibilität, kann man sich doch stets das passende Monster suchen, das man gerade in der Situation benötigt, sofern man erfolgreich angreifen konnte.
Eine Waffe hiergegen wäre die Allzweck-Fallenkarte Angsteinjagendes Gebrüll, verhindert sie doch eine Runde die Deklaration eines Angriffs und somit die Nutzung der Effekte der Gladiatoren.
Wie man an Florians Deck gesehen hat, bauen die Gladiatoren auf Unterstützung durch viele Fallenkarten. Denkt nach, Leute, was kann hier Abhilfe schaffen? – Richtig, Königlicher Erlass und Jinzo, die sogar beide unlimitiert sind, also 3x gespielt werden dürfen.
Außerdem müssen die Gladiatoren am Ende der Kampfphase noch auf dem Feld sein, um ihren Effekt nutzen zu können und welche Karte wäre hier besser geeignet, als Legendärer Jujitsu-Meister, der nicht nur die Gladiatoren des Feldes verweist, sondern auch noch das gegnerischen Spiel verlangsamt. Ebenfalls erwähnenswert wäre hier Windsturm der Phönixflügel.
Wenn wir nun den Weg beschreiten wollten, ein Anti-Gladideck zu bauen, dann hätten wir schon mal ein gewisses Grundgerüst:
2x Einbildungsunterweltler
2x Jinzo
2x Legendärer Jujitsu-Meister
3x Unterdrückungsherrschaft
3x Angsteinjagendes Gebrüll
3x Königlicher Erlass
2x Windsturm der Phönixflügel
Ab hier bleibt Euch der Deckbau selbst überlassen, habt Ihr doch schon einige der wichtigsten Elemente. Ich will Euch ja nicht Alles vorgeben, sollt Ihr doch mal selber austesten, was hier am sinnvollsten wäre.
Die nächste Etappe der Gladiatoren-Hochzeit kam mit dem Erscheinen von Gladiatorungeheuer Gyzarus und Elementarheld Prisma, war es doch nun möglich, dem Gegner direkt einen Gyzarus im ersten Zug „ins Gesicht“ zu geben, indem man Prisma ausspielte, Bestiari kopierte um nun Tiger auszuspielen, um den Fake-Bestiari für einen Darius reinzuschicken, der Bestiari wiederbelebte und somit zu einem Gyzarus fusioniert werden konnte. Dies war der Höhepunkt der Gladiatorungeheuer, in der es ein sehr langweiliges und eintöniges Format war, war doch einzig und allein den Gladiatoren vorbehalten, Siege bis zum Abwinken einzufahren.
Die vorletzte Etappe in der Historie der Gladiatorungeheuer ist das Format der Kin-Tele Decks, in der die Gladiatoren nicht mehr so weit oben vertreten waren, sei es nun, weil sie entweder an Sternenstaubdrachen scheiterten oder zu langsam für das Format waren, ein wirklich großer Erfolg kam nie zustande, denn was zählen schon kleine 8-Mann Ladenturniere?
Sicher, es war die Zeit, in der extrem viele Anti-Elemente in die Gladi-Decks integriert wurden, um ein besseres Match-Up gegenüber den Kin-Tele Decks zu haben. Die wichtigsten Elemente waren hier wohl eindeutig Dimensionsriss, um dem Gegner seine Friedhofkontrolle zu zerstören, Antimagischer Duft, um die Geschwindigkeit der Kin-Tele Decks einzudämmen, setzten sie doch alle schlussendlich auf Zauberkarten, um mehr Karten ziehen zu können, sodass man mindestens eine Runde warten mussten, bis man diese aktivieren konnte. Ein weiteres Anti-Element ist Thunderking Rai-Oh, eine Karte die einem Manga-Magazin beilag und für ca. 10€ pro Stück über den Ladentisch ging. So konnte kein Spieler Karten seiner Hand hinzufügen außer durch Ziehen, wodurch Verstärkung für die Armee oder Elementarheld Stratos schnell zu toten Karten werden konnten, wenn Rai-Oh erst einmal auf dem Feld lag. Außerdem war er die perfekte Waffe gegen Synchros, konne man ihn doch als Tribut anbieten, um eine interne Spezialbeschwörung zu verhindern. Jetzt musste man also schon zweimal überlegen, ob es sich lohnt, 3 Karten für eine Synchrobeschwörung zu verschwenden, die hinterher nicht einmal erfolgreich sein würde. Leider haben jedoch alle diese Anti-Elemente nicht wirklich dazu beigetragen, die Tele-Decks von ihrem Platz an der Sonne zu verdrängen. Zum Abschluss dieser Epoche gibt es aber dennoch eine Deckliste für ein Gladi-Anti Deck:
Monster [14]:
3x Donnerkönig Rai-Oh
3x Versuchstiger
2x Gladiatorungeheuer Laquari
2x Gladiatorungeheuer Equeste
1x Gladiatorungeheuer Sekutor
1x Gladiatorungeheuer Bestiari
1x Gladiatorungeheuer Murmillo
1x Gladiatorungeheuer Hoplomus
Zauberkarten [9]:
3x Dimensionsriss
3x Buch des Mondes
2x Übungsgelände der Gladiatoren
1x Schrumpfen
Fallenkarten [17]:
3x Antimagischer Duft
3x Feierliches Urteil
3x Gladiatorungeheuer Streitwagen
2x Finstere Bestechung
2x Bodenlose Fallgrube
2x Waboku
1x Spiegelwand
1x Spiegelkraft
Extra-Deck [6]:
3x Gladiatorungeheuer Gyzarus
3x Gladiatorungeheuer Heraklinos
Wenden wir uns nun den momentanen Gladiatoren-Decks zu, die mittlerweile noch mehr Support bekommen haben, sei es nun durch den Streitwagen, oder durch neue Ungeheuer, wie Equeste und Samnite. Besonders Samnite ist momentan ein wichtiger Bestandteil des Cat-Gladi Decks, ist er doch Stufe 3 und ein Ungeheuer, sodass er durch Rettungskatze suchbar ist. Der Nebeneffekt der Katze sollte hier nicht weiter stören, sollte Samnite doch nicht länger, als bis zum Ende der Battle Phase auf dem Feld liegen.
Hier einmal die Liste eines Cat-Gladi-Decks:
Monster [19]:
3 Gladiatorungeheuer Laquari
3 Versuchstiger
2 Rettungskatze
2 Mönch der Beschwörung
2 Gladiatorungeheuer Samnite
2 Gladiatorungeheuer Darius
1 Gladiatorungeheuer Bestiari
1 Gladiatorungeheuer Equeste
1 Gladiatorungeheuer Murmillo
1 Gladiatorungeheuer Secutor
1 Neo-Weltraum Grand Mole
Zauberkarten [10]:
3 Buch des Mondes
2 Feindkontrolle
2 Übungsgelände der Gladiatoren
1 Schwerer Sturm
1 Wiedergeburt
1 Kalte Welle
Fallenkarten [11]:
3 Feierliches Urteil
3 Gladiatorungeheuer Streitwagen
2 Bodenlose Fallgrube
1 Reißender Tribut
1 Spiegelkraft
1 Waboku
Extra Deck [6]:
3 Gladiatorungeheuer Gyzarus
3 Gladiatorungeheuer Heraklinos
Ziel eines solchen Gladiatorungeheuer-Decks ist es, möglichst in der ersten Runde einen Heraklinos auf dem Feld liegen zu haben, im besten Fall gleich durch einen Streitwagen und 2 Handkarten abgesichert. Dies funktioniert beispielsweise, indem Ihr eine Rettungskatze beschwört, diese für Samnite und Versuchstiger weglegt, wobei nun direkt der Tiger weggelegt wird, um Samnite gegen Sekutor auszutauschen und das alles mit nur 1 Handkarte. Am besten ist es natürlich, vorher eine Kalte Welle zu aktivieren, an die Ihr ein Buch des Mondes auf ein gegnerisches Monster ankettet, wodurch
1. Ihr ein Angriffsziel für Sekutor habt
2. Euer Gegner Euch nicht mit gesetzten Fallenkarten das Leben schwer machen kann
3. Ihr im gegnerischen Zug keine Angst vor Zauber-/Fallenkarten haben müsst
Nun könnt Ihr bedenkenlos mit Sekutor das verdeckte Monster angreifen, sodass Ihr nun 2 zusätzliche Gladiatoren am Ende der Kampfphase auf das Feld bekommt, im Idealfall natürlich einen Laquari und dann entweder Murmillo, um das gegnerische Monster endgültig zu entsorgen ,oder Bestiari, der eine lahmgelegte Zauber-/Fallenkarte auf der Seite Eures Gegners zerschießt. Nun könntet ihr natürlich bedenkenlos zu Heraklinos fusionieren, müsstet Ihr aber dennoch um Effektmonster fürchten, die Heraklinos leicht entsorgen könnten, habt Ihr doch keinerlei Schutzkarten unten liegen, da sie entweder nicht gesetzt werden konnten oder durch Kalte Welle lahmgelegt wurden. Anstatt einer Kalten Welle wäre natürlich zu Beginn ein Schwerer Sturm das Beste gewesen.
Soviel hier zur Strategie…
Ihr seht also, dass die Überschrift durchaus übertragbar auf die Historie der Gladiatoren ist.
Im ersten Format haben sie sich als Newcomer im Metagame etabliert [-> dominant] und bis zur Erscheinung von „The Duelist Genesis“ waren sie stets weit oben im Turniergeschehen zu finden.
Nun folgte das Format der Synchros und Kin-Tele Decks, in dem man durchaus mal 2-3 Synchros im ersten Zug abbekommen konnte, sodass es schwer wurde, da noch dran vorbeizukommen, sofern man nicht gerade 1-2 Streitwagen für Sternenstaubdrache parat hatte oder mit Schrumpfen drüberlaufen konnte. Hier kann man also sagen, dass die Gladis eindeutig die schwächere Partei und somit rezessiv waren. Nun, seit dem Erscheinen der neuen Banned-Liste ist das Format wieder langsamer geworden und wir sind mit einigen Neuerscheinungen beglückt worden, die vor allem für die Gladiatoren eine überaus positive Wirkung hatten, besonders erwähnenswert sind hier Gladiatorungeheuer Samnite mit Rettungskatze und der seit Kurzem bei uns erhältliche Mönch der Beschwörung.
Dieses Format dürfte wohl mal wieder ein von Gladis dominiertes Format werden, auch, wenn die Schwarzflügel-Monster oder Twilight-Decks nicht zu verachten sind.
Dies werden wir aber erst in den nächsten paar Monaten sehen, wenn es neuen Support für die Schwarzflügel gibt, also ab der nächsten Booster-Erweiterung.
Ich hoffe, Euch hat der erste Artikel meiner Kolumne gefallen, Nummer 2 folgt in einem Monat.
Bis dahin,
Er@gon