In der Konversationsanalyse wird das Gesprächsverhalten von Gruppen oder Personen näher untersucht. Die feministische Konversationsanalyse konzentriert sich auf die unterschiedlichen Verhaltensweisen männlicher und weiblicher Kommunikation. Viele der frühen Untersuchungen in diesem Bereich stammen aus den USA. Existierende Untersuchungen aus Europa, Deutschland und der Schweiz beziehen sich sehr oft auf den universitären und den öffentlichen Bereich (öffentliche Diskussionen, Fernsehen). Die Hauptkonklusionen der in diesem Bereich existierenden Studien sind - obwohl natürlich eine gewisse Entwicklung feststellbar ist - meist in etwa dieselben: Frauen und Männer haben ein signifikant unterschiedliches Gesprächsregister. Grob zusammengefasst kann festgehalten werden:
* Frauen wählen öfter als Männer Formulierungen, die ihre Aussagen abschwächen. Einerseits durch den häufigeren Gebrauch von Diminutiven, andererseits durch relativierende Satzanfänge oder -enden.
* Frauen formulieren ihre Aussagen häufiger als Männer in Frageform
* Frauen benutzen öfter als Männer selbstentwertende Formulierungen
* Frauen benutzen öfter als Männer indirekte sowie "vermittelnde", das heißt sich auf den Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin beziehende Redewendungen
* In Gruppen überlassen es Frauen häufiger als Männer ihren Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern, ob diese ein Gesprächsthema aufnehmen und weiterführen
* Frauen fluchen seltener als Männer, die dabei gewählten Ausdrücke sind in der Regel harmloser
* Frauen benutzen insgesamt einen anderen Wortschatz als Männer, tendenziell verfügen sie in traditionell weiblichen Bereichen über ein reicheres und
präziseres Vokabular, während sie sich in traditionell männlichen Bereichen nur unpräzise ausdrücken können
* Frauen lassen sich öfter als Männer unterbrechen
* häufiger als Männer gehen Frauen auf die Argumente des Gegenübers ein
* seltener als Männer unterbrechen Frauen ihre Gesprächspartnerin oder ihren Gesprächspartner
Je nach Situation kann es vorkommen, dass sich Männer eines "weiblichen", Frauen eines "männlichen" Gesprächsregisters bedienen. Dies ist vor allem in Gesprächsgruppen mit starkem Machtgefälle zu beobachten: Einem Vorgesetzten gegenüber wird tendenziell eher ein "weibliches" Register benutzt, einem Untergebenen gegenüber ein "männliches". Dieser Bereich ist jedoch bisher nur ungenügend erforscht worden, so dass keine abschließenden Aussagen getroffen werden können.
Wissenschaftlich abgesicherte Erklärungen für die unterschiedlichen Kommunikationsverhalten von Frauen und Männern gibt es auch in der feministischen Linguistik bisher keine. Unter anderem wird versucht, das Kommunikationsverhalten über die geschlechtstypische Sozialisation zu erklären, andererseits über die "defizitäre gesellschaftliche Situation" von Frauen, nach der Frauen gesellschaftlich eine schwache Position, Männern hingegen eine starke Position zugewiesen würde (Trömel-Plötz).