Das ist ein Überbleibsel aus der US-Gründerzeit- entsprechend dem Wunsch der amerikanischen Verfassungsväter sollte der
Präsident von einer Versammlung kompetenter Männer bestimmt werden, die die
Präsidentschaftskandidaten kannten und besser einzuschätzen wussten- einfach, um sicherzugehen, dass der gemeine Pöbel auf dem Land in seiner Unwissenheit nicht irgendeinen Fahnenmast in die Exekutive befördert, der für das Amt garnicht geeignet ist.
Demokratietheoretisch wird der Volkswillen also -ganz im Sinne der Gewaltenteilung- durch das zwischengeschaltete Wahlmännerkollegium beschränkt und in geordnete Bahnen gelenkt. Zur Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges hatte noch niemand Erfahrung mit großstaatlicher Demokratie vorzuweisen und so wollte man mit der Maßnahme "Electoral College" einmal mehr dem Schreckgespenst der Demokratie als ungezügelte Herrschaft der Armen begegnen.
Es ist schon richtig, dass man heutzutage kein Kollegium mehr benötigen würde, weil sich ihre ursprüngliche Aufgabe weitestgehend erledigt hat und die Wahl des
Präsidenten durch das EC nurmehr reine Formsache ist. Aber man hält eben, wie so oft, am vermeintlich Bewährten fest.