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Thread: "Necthis Necross" (Achtung! Duell-freie Fanfic)

  1. #1
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    Default "Nethis Necross" (Achtung! Duell-freie Fanfic)

    [Author’s Note:
    So, dies hier ist also meine erste richtige „Fic in Fic“-Fanfic … ja gut, also, was soll das heissen?
    Ganz simpel. Für „Monster Reborn“ war es einfach notwendig – da ich cineastisch denke, wenn ich schreibe – eine Rückschau zu verfassen, um Nicholas’ Beweggründe überhaupt klar darzustellen … nicht einfach nur zu erklären. Daher wird „Nethis Necross“ zwar als einzelne Fanfic betrachtet, aber gehört zeitlich zwischen die zwei Teile „Monster Reborn / Kapitel 3 – From Deepest Soul“ und „Monster Reborn / Kapitel 5 – Kimi wa watashi no kokoro desu“ (kommt noch). Man muss sich das wie in einem beliebigen Anime vorstellen. Da werden zeitweise auch ein, zwei Episoden auf Rückschauen verwendet. So bildet also „Necthis Necross“ Kapitel 4 von „Monster Reborn“.
    Mir ist auch klar, dass ich schwer an den Hintergrund gehe. Ich weiss halt nur rudimentär, was passiert. Auch wenn ich die eigentliche Story-Struktur ungern angreife, so musste ich das hier … auch weil ich die Idee, die ich hatte, gern hatte. Einfach nur gern hatte … bzw. immer noch habe. Mal davon abgesehen bin ich in letzter Zeit weiter abgestumpft. Ich schocke mich nicht mal mehr selber, schrecke vor weniger zurück.
    Well, then! Frisch ans Werk!

    Mit großem Dank an fuavarra. Fürs treue Lesen und die kleine aber effektive Hilfestellung, wenn’s um die Namensgebung ging.
    Auch an Lord Anubis, der stets treu ist.
    Auch an Artaria, der wird sich schon einen Grund denken können.
    Auch an die faulen Säcke, die lesen aber nicht posten und sich wahrscheinlich über Details aufregen, statt sich konstruktiv zu beschweren.

    „Monster Reborn“ – Kapitel 4


    Necthis Necross

    „Die Aspiranten des letzten Jahrgangs sind leider alle durchgefallen. Wir hatten auch einige unschöne Ausfälle, die wir wiederum Unfällen zuschreiben müssen.“
    Besorgnis und auch einiges an Bedrücktheit klang in der Stimme des Mannes mit, der seinem Herrscher Rede und Antwort zu stehen hatte.
    „Mir gefällt eure Erklärung nicht, Kanzler. Die Aufgabe der Lehrmeister ist es, ihre Schüler zu schützen, während sie sie ausbilden. Ihr wisst ebenso gut wie ich, dass Magie kein Spielzeug ist.“
    „Natürlich, mein Pharao, aber wie es aussieht, scheinen die Wege der Magie sich, nun, wie soll ich sagen … neuerdings auf unbekannte Weise zu verhalten.“
    „Schweig. Diese Materie ist dir zu hoch, warum lässt du nicht einfach Maheth sprechen?“
    Der als Pharao benannte junge Mann wandte sich an einen prächtig gekleideten Mann, der bisher nur anbei gestanden hatte. Er hielt einen kunstvoll gearbeiteten Stab in der Hand, der ihn um zwei Köpfe überragte.
    „Maheth, mein Freund, sag’ du mir, wie du die Sache siehst.“
    „Mein Pharao, ich kann mir selber keine Erklärung denken. Es tut mir sehr Leid, euch darin enttäuschen zu müssen.“
    „Es wird wohl nicht deine Schuld sein. Ich habe auch gemerkt, dass es nicht wie damals ist. Etwas zieht herauf, fast wie ein Sturm.“
    Maheth schwieg. Und nicht ohne Grund. Sein Blick war durchdringend ernst. Auch der Pharao wusste um den Ernst der gesamten Lage.
    „Kanzler.“
    „Ja, mein Pharao?“
    „Hast du keine anderen Aufgabe zu erfüllen?“
    „Doch, mein Pharao.“
    „Dann kümmere dich darum.“
    Der Pharao verpackte das ganze gerade noch so in einem halbwegs freundlichen Ton.
    „Wie ihr befielt, oh mein Pharao.“
    Der Kanzler verließ den Raum.
    „Nun sag’ mir frei heraus, was du denkst.“
    „Mein Pharao, ich bin beunruhigt. So eine Wendung hat es seit Jahrhunderten nicht gegeben. Seit der Beschwörung der Monster hat es kein solch bedenkliches Ereignis gegeben. Und doch fürchte ich, dass es nur Vorzeichen sind und das eigentliche Ereignis noch aussteht. Auch wenn ihr der Magie nicht unzugänglich seid, verzeiht mir wenn ich sage, dass ich es besser weiss.“
    „Darum frage ich dich ja auch, Maheth. Da ist eine Art Leere, Ruhe … Die Magie funktioniert, aber die Unerfahrenen wissen nicht, das Gelernte umzusetzen. Ich habe sie einen Tag beobachtet. Eigentlich war es richtig, doch sie haben es nicht geschafft. Aber sag’, es kann nicht sein, das wirklich alle gescheitert sind, oder?“
    „Einer hat bestanden, mein Pharao.“
    „Der talentierte Junge, von dem du oft so freudig berichtet hast? Verzeih’ mir, wie war noch gleich sein Name?“
    „Necthis. Necthis Hephtar Sh’ad.“
    „Dieser Necthis hat alles mühelos hinter sich gebracht, wie ich das sehe. Sogar das Monster hat er problemlos kontrollieren können. Es war eines der stärkeren Art, nicht wahr?“
    „Euer Auge und Gespür für die Steintafeln ist unübertroffen. Nicht zuletzt habt ihr sie dort hineinverbannt.“
    „Lass’ uns nicht von diesen Tagen sprechen. Er ist deine ganze Hoffnung, nicht wahr? Er soll doch einmal deinen Platz einnehmen.“
    „Ihr wisst davon?“
    „Maheth, du warst Zeit meines Lebens bei mir, darum kennst du mich gut, aber auch ich kenne dich sehr genau. Er hat die nötigen Qualitäten. Ich vertraue auf dein Gespür, es hat sich stets bewährt.“
    „Habt vielen Dank.“
    Der Pharao wurde etwas lockerer. Er lächelte.
    „Sei nicht so bescheiden. Du bist nicht umsonst Meistermagus der Magiergilde und mein engster Vertrauter.“
    „Ich bin nur froh, euch auch Positives berichten zu können. Die neuen Aspiranten von letzter Woche sind sehr zahlreich. Wir können also hoffen. Wo die einen versagten, scheinen die anderen, und es sind viele mehr, davon zu profitieren, was auch immer sich gerade tut. Die Neuanmeldungen sind enorm. Wir haben gerade so genug Lehrpersonal.“
    Last edited by Apep; 28.07.2004 at 07:41.
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  2. #2
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    „Werdet ihr also klarkommen?“
    „Das verspreche ich euch.“
    „Du hast mich nie enttäuscht.“
    „Da wäre noch ein Detail, das euch vielleicht interessieren könnte.“
    „Das wäre?“
    „Wir haben auch einen sehr besonderen neuen Schüler … eine Schülerin.“
    Der Pharao wurde hellhörig. Seine Augen öffneten sich etwas weiter.
    „Ein Mädchen?“
    „Ja. Sie ist nun fast 16 Jahre alt. Neulich entdecke sie einer der beauftragten Prüfer. Man nahmen sie einfach mit, in eurem Namen. Natürlich wurde keine Gewalt angewendet.“
    „Seit Jahrzehnten hat es keine Magierin gegeben. Wie lange ist es genau her?“
    „Fast achtzig Jahre.“
    „Achtzig Jahre. Sie war unübertroffen. Manche sagen heute noch, sie wäre die mächtigste aller Zeiten und niemand würde sie je wieder erreichen können.“
    „Ich will nicht sagen, dass dies unmöglich ist, aber solche Reden sind voreilig. Die Zeit hat uns sich wundern gelernt.“
    „Vielleicht wird sie ja eine würdige Nachfolgerin. Wenn das so ist …“
    „… würde es sich in Zukunft lohnen, auch die Töchter des Volks einer genaueren Beäugung zu unterziehen. Dann werden wohl doch neue Lehrer gebraucht.“
    „Lass’ uns hoffen, aber nicht allzu sehr darauf vertrauen. Mich interessiert viel mehr, hat ihre Familie nicht protestiert, als ihr sie mit euch nahmt?“
    „Sie hat keine Familie. Ihre Eltern sind beide tot. Sie hat sie nie kennen gelernt.“
    Der Pharao wurde traurig. Er hörte ungern von dem Unglück seines Volkes. Manches konnte er einfach nicht verhindern. Es entzog sich einfach seiner Macht.
    „Das Mädchen wurde zur Zeit der letzten großen Hungersnot geboren, lebte später bei einer Familie höheren Ansehens, die sie gnädiger Weise aufnahmen. Aus Dankbarkeit und Entschädigung für die Mühen ihrer Ziehfamilie arbeitete dort als Dienerin. Sie wurde nicht sehr viel besser behandelt als ein Sklave. Also keine Ketten, keine Peitschen und regelmäßig warme Mahlzeiten.“
    „Ich verstehe … also gab es keine Proteste.“
    „Allerdings sind wir nicht gewillt, sie den normalen Klassen zuzuweisen.“
    „Ihr wollt ihr also die normale Ausbildung verwehren?“
    Der Pharao wurde misstrauisch. Nicht gegenüber Maheth, ihm vertraute er blind, es war vielmehr die Behandlung des Mädchens.
    „Das heisst nicht, dass sie zwangsweise schlechter ausgebildet wird. Man könnte auch sagen, sie erhält besondere Privilegien. Sie fürchtet sich vor den Aspiranten, auch vor den Lehrern und anderen Menschen dort. Es ist ihr völlig neu.“
    „Was meinst du mit Privilegien? Wer soll sie ausbilden?“
    „Ich habe diese Aufgabe Necthis zugedacht.“
    „Hm? Warum gerade ihn?“
    „Ich hoffe, ihm so die nötige Erfahrung zu vermitteln, die er einmal selber als Lehrer brauchen wird. Ein einzelner Schüler, auf den er sich konzentrieren kann, wird dafür sicherlich perfekt sein.“
    „Verstehe. Ist er dafür bereit?“
    „Selbst wenn er es nicht wäre, es wird ihm vielleicht bei seinen Studien helfen.“
    „Welche Studien? Wie mir scheint, ist Necthis wirklich nicht viel weniger als ein junges Mitglied deiner Gilde.“
    „Er ist noch nicht alt genug. Erst mit 20 wird er indoktriert werden. Dann kann ich ihn zu meinem offiziellen Nachfolger ernennen. Bis dahin ist er frei. Soll er seine Studien beginnen. Er hat einige neue interessante Ideen, die er zu Hypothese und schließlich zur Theorie ausarbeiten will. Je früher er beginnt, desto eher können wir von seinen Ergebnissen profitieren. Vielleicht kommt der Tag, an dem er uns etwas Neues lehrt.“
    „Ich hoffe nur, er wird nicht zuletzt als einziger davon profitieren.“
    Maheth erschrak innerlich.
    „Ich verstehe nicht, wie ihr so etwas nur in Erwägung ziehen könnt.“
    Der Pharao schritt bedächtig zu einem Fenster. Am Horizont wollte die Sonne bald schon den selbigen berühren. Er blickte über die Stadt, sprach verträumt.
    „Du kennst ihn sicherlich besser als ich, mein Freund, und ich denke ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich will ihm kein Unrecht tun und ihn noch vor seiner Bekanntschaft über ihn urteilen. Es ist nur dieses Gefühl, dass mich misstrauisch macht, Maheth. Etwas wird passieren. Und die Götter mögen uns beistehen, dass es nichts Unheilvolles sein wird.“
    „Eure Sorge ist berechtigt. Ich teile euren Kummer.“
    Maheth schloss die Augen und senkte sein Haupt leicht.
    „Hab’ Dank.“ Der Pharao drehte sich um. „Ich will ihn selber kennen lernen. Ich lasse ein Treffen arrangieren.“
    „Ich bin sicher, dass er euch gerne zu Verfügung stehen wird. Doch bedenkt die Reise nach Grathenis Thar. Ihr könnt dem keinen weiteren Aufschub dulden!“
    „Ich weiss. Es wird nach meiner Rückkehr passieren müssen. Es würde mich freuen, wenn du ihm schon mal vorsorglich informierst. Im Vertrauen bitte.“
    „Wie ihr wünscht.“
    „Du kannst jetzt gehen. Ich muss noch mit den Handelsabgesandten sprechen, bevor ich mich zur Ruhe begeben kann.“
    „Jawohl. Gehabt euch wohl, mein Pharao.“
    „Du dich auch. Mein Freund.“
    Der Pharao verließ das Zimmer kurz nach Maheth durch eine andere Tür.

    „Blutroter Himmel, allsehendes Auge Ras, sei uns gnädig, die wir dir untertänig sein wollen und nur nach Rechte und gerechtem Handeln leben wollen; wir, die nach dem Besseren streben und uns der Dunkelheit zu entrücken suchen …“
    Ein monotoner Sprechgesang der neuen Aspiranten hallte durch die Gänge und Korridore der Universität, an der vor 5000 Jahren junge Männer zu Magiern ausgebildet worden.
    Necthis wandelte ruhig und mit ernst verschlafenem Blick die Wege entlang. Dreieinhalb lange Jahre hatte er sich hier Tag für Tag bewährt und war der einzige, der es aus seinem Lehrjahrgang geschafft hatte, vom Hofe des Pharaos als Magier anerkannt und in dessen Dienste genommen zu werden. Er sollte wohl einmal Lehrmeister werden. Das bedeutete mindestens weitere anderthalb Jahre einem bereits lehrenden Magiers zur Stelle zu sein, um die Kunst des Lehrens zu begreifen. Doch diese Zeit war für ihn auch nicht weiter bedeutend.
    „Necthis! Necthis, haltet an!“
    Er drehte sich um und sah einen ihm schon bekannten Boten der Universität zu ihm laufen.
    „Verzeiht mir, euch zu stören.“ sprach er halb ausser Atem, als er Necthis erreicht hatte.
    „Du bist Bote, was willst du auch machen?“ Doch das war eher als Zugeständnis gemeint, denn als Sarkasmus. „Sprich.“
    „Meistermagus Maheth wünscht euch zu sprechen, in seinem Studierzimmer.“
    „Jetzt noch? Die Sonne steht bald unter dem Horizont, was kann er um solche Zeit wollen?“
    „Er sagte, ich soll euch nur berichten, es ist eine bedeutende Aufgabe für euch zu besprechen, wenn ihr nachfragt.“
    „Nun gut, dann hab’ Dank, ich gehe sofort hin.“

    [Hier bitte einen Absatz denken]
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  3. #3
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    Es klopfte an der Tür. Der Schall hallte mehrer Male wider.
    „Necthis, tritt ein!“
    Eine der Flügeltüren wurde beiseite gedrückt. Necthis, wie erwartet, trat herein und begrüßte seinen ehemaligen Lehrer.
    „Ich grüße euch, Meister Maheth.“
    Er verbeugte sich.
    „Du bist nicht mehr mein Schüler, und als Oberhaupt der Gilde brauchst du mich noch nicht zu sehen.“
    „An meinem Respekt wird sich nicht ändern.“
    „So kenne ich dich. Der Bote hat dir bereits gesagt, dass ich eine Aufgabe für dich habe?“
    „Ja.“
    „Schön, dann kann ich gleich zum Wesentlichen kommen.“
    Er schritt zu einem Tisch, goss Wasser in einen kleinen Kelch und trank.
    „Du musst wissen, Necthis, leider haben wir nicht einfach nur den Rest deines Jahrgangs durchfallen lassen müssen …“
    „… einige sind tot. Ich weiss. Soll ich ihnen Totengräber sein, oder warum habt ihr mich rufen lassen?“
    „Nein, nein! Bei Ra, im Leben nicht! Ich wollte lediglich sagen, dass wir neben diesen leider geschehenen und bedauernswerten Verlusten einiger guten junger Männer eine entsprechend höhere Zahl neuer Aspirantenhaben einziehen können.“
    „Eine erhöhte Anzahl? Soweit ich weiss, sind 25 bis 35 pro Jahrgang der Schnitt. Wie viele sind es diesmal?“
    „58. Wir haben kaum das Personal, damit klarzukommen. Doch bei größeren Gruppen, nun Klassen genannt, wird es dennoch möglich sein.“
    „Dann weiss ich immer noch nicht, worum es mit mir geht.“
    „Einer dieser Aspiranten ist leider nicht in die Klassen zuintegrieren, denn …“
    „Ich soll ihn unterweisen? Meister, mit Verlaub, ich bin nicht mal indoktriert!“
    „Ich weiss ja, ich weiss. Aber es ist nun mal ein spezieller Fall und ich denke, du wirst deine Meinung ändern.“
    „Warum sollte ich?“
    „Willst du nicht mal wissen, wen du zu unterrichten hast?“
    „Die Zeit habe ich noch.“
    Maheth freute sich.
    „Schön, dann folge mir bitte.“
    Sie begaben sich auf den Weg. Zwischenzeitlich unterhielten sie sich weiter.
    „Euer Vertrauen ehrt mich ja, Meister, aber für die Rolle des Lehrers bin ich nicht bereit. Allermindestens ein Jahr sollte ich doch an Seiten der Daki von ihnen lernen.“
    „Die Daki haben in nächster Zeit genug mit ihren Klassen zu tun. Du würdest vielleicht sogar im Weg stehen.“
    „Ich fühle mich nicht im Stande.“
    „Ja, das wiederholst du nun … aber ich werde dich auch nicht zwingen. Da du, wie du bereits erwähntest, noch nicht indoktriert, als kein Mitglied der Gilde bist, kann ich dich nicht zwingen oder beauftragen. Alles, was ich tun kann, ist, dich zu bitten.“
    „Ihr wisst, dass ich zu meiner Meinung stehe.“
    „Ja, durchaus. Nur aus Respekt oder aus Demut würdest du nicht auf etwas einlassen. Nicht mal aus Freundlichkeit, wenn es nicht mit deinen Grundsätzen vereinbar ist.“
    „Aber den Aspiranten werde ich mir ansehen. Soweit habe ich es euch versprochen.“
    „Als Versprechen habe ich das nicht gesehen, aber dankbar dafür bin ich dir schon. So, da wären wir auch schon. Geh’ ruhig vor.“

    „Hm, hm, hm, hm, hmmm, hm, hm, hm, hmmm, hmm, hmmm, hm, hmmm. La, lalla, la la la, lalla la …“
    Mit sanfter Stimme erfüllte die junge Kehle die Stille des Raumes. Allein gelassen auf einem Stuhl an der Wand fühlte sie sich kleiner, als sie sowieso schon war. Mit dem gesummten Lied wollte sie sich ablenken, doch die hohen Wände und die weit über ihr befindliche Decke drückten ihr Gemüt doch sehr. Mit den Händen im Schoss hoffte sie lediglich darauf, vielleicht heute noch nach Hause zu dürfen. Sie sah sich immer wieder um. Durch die Steinhallen reichte der Schall bis zu ihr, doch die weit entfernt klingenden Ritengesänge schienen von hier aus wie das Flüstern der Toten aus den tiefsten Abgründen der Unterwelt … vielleicht etwas verschnupft, aber gruselig allemal.
    Ein leichtes Schaudern glitt ihr über den Rücken. Weder solch große Gebäude, noch diese Menschenmassen waren ihr geheuer. Eine Vase auf einer Standsäule neben ihr zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, schien einer genaueren Betrachtung wert zu sein. Sie lehnte sich zur Seite weit über den Stuhlrand hinaus, sah sich die Aufmalungen an. Sie zeigten eine Horde monströser Kreaturen, die eine Menschenmenge bedrohten und im Himmel ein Dreieck über ihnen, das Strahlen aussandte. Ein Augenförmiges Gebilde war zu erkennen, wie es sich auf dem Dreieck ausbreitete. Sie kam beständig näher hinan, bis sie schließlich das Gleichgewicht verlor.
    „Wah!“
    Sie wedelte wild mit den Armen und versuchte sich zu fangen, stieß dabei gegen die Vase.
    „NEIN!“
    In allerletzter Sekunde griff sie sich die Vase und rette sie vor der Vernichtung.
    Bibbernd umschlang sie das Gefäß.
    „Bei Ra und allen Göttern …“ Sie justierte alles wieder so, wie es zu sein hatte. „Da werd’ ich in die Universität geholt und mache beinahe deren Inventar kaputt … wie beschämend.“
    Sie atmete seufzend aus. Wieder erdrückten sie die Wände. Sie blickte hinauf.
    „Oh Mutter … steh’ mir bitte bei.“ Ihre Stimme wurde beinahe so leise, dass es Stummheit geglichen hätte. Sie nahm die Knie vor den Körper und legte das Gesicht teils in die Knie. „Ich hab’ Angst …“
    In diesem Moment knarrte eine Tür.
    Sie erschrak, nahm die Beine wieder nach unten. Ihr Puls schoss nach oben. Sie schluckte und sah zwei Männer eintreten. Einer war selber noch sehr jung.
    Als Necthis eintrat, sah er zwar das Mädchen auf ihrem Stuhl, aber für ihn war das auch nicht weiter bedeutend. Zum einen sollte er nun diesen Aspiranten kennen lernen, zum anderen interessierten Frauen ihn nicht sonderlich. Er hatte da keinen Draht zu. Und die hier … war noch ein Mädchen. Fast ein kleines Kind. So blickte er um sich, sah sonst keinen.
    „Ich dachte wir sind da … wo ist den nun dieser Aspirant?“
    „Gleich hier.“
    „Was?“
    Maheth deutete auf das Mädchen. Diese Aufmerksamkeit behagte ihr nicht.
    „Ein Mädchen? Dieses … Mädchen?“
    „Offensichtlicher Weise.“
    „Das kann nicht ihr Ernst sein! Frauen sind keine Magier!“
    „Es gibt Ausnahmen.“
    „Ausnahmen sind nichts weiter als Launen der Götter! Seit achtzig Jahren hat es keine Magierin mehr gegeben! Und die eine, DIE es gab, war wahrhaftig ein Ausnahmefall! Vorausgesetzt es stimmt, was man sich erzählt.“
    Das Mädchen fühlte sich schlecht. Kaum war sie hier, hatte sie beinahe eine - wer weiss wie wertvolle - Vase zerstört und nun war sie Grund des Streits zweier Magier … hoch angesehene Männer.
    „Mich erschreckt deine Intoleranz, Necthis. So hab’ ich dich noch nicht erlebt. Selbst die Untalentiertesten hast du nicht aufgegeben, als du sie gesehen hast, und nun dies?“
    „Wenn Frauen zur Magie bestimmt wären, würden die Meister mehr von ihnen herschleppen. Frauen und Magie … da könnten sie genauso gut Männer Kinder gebären lassen!“
    Maheth blickte streng. Das Mädchen zitterte nur aus einem Grund nicht … die Gesichter der Männer faszinierten sie … besonders der Jüngere strahlte eine geistige Kraft aus, die sie so nie erlebt hatte.
    „Verstehen sie mich nicht falsch Meister, ich sehe in der Geburt eine weitaus größere Leistung als das Wirken von Magie.“
    „Was ist dann dein Problem?“
    „Zweifel.“
    „Eigentlich wollte ich dich bitten, sie zu unterweisen.“
    „Ich erzählte euch doch, ich möchte bis zur Indoktrinierung meinen Ideen hinterher forschen.“
    „Und, warum erwähnst du das jetzt?“
    „Wen ich meine Zeit mit ihr verschwende, kann ich nicht arbeiten.“
    „Es steht nicht fest, dass es verschwendet sein wird. Bedenke doch mal, wenn du …“
    „WENN ICH …“ Laut unterbrach er seinen einstigen Lehrer. „… aus ihr eine fähige Magierin mache, dann gilt mir das Ansehen aller, dass ich eine Frau die Magie gelehrt habe, meine Fähigkeiten habe ich unter Beweis gestellt und werden Aus und Hof Magier am Throne des Pharaos … oder was wolltet ihr mir sagen?“
    „Das war so ziemlich genau das, aber …“
    „Aber ich meine, ihr haltet den Platz bereits perfekt inne, meine Fähigkeiten habe ich längst bewiesen und das Ansehen ist mir nichts wert. So lockt ihr mich nicht.“
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  4. #4
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    „Wie dann?“
    „Ihr sagtet selbst, ich habe Prinzipien.“
    „Welches davon hält dich ab, ihr eine Chance zu geben?“
    Necthis antwortete nicht direkt. Er blickte streng auf das Mädchen. Sie schluckte.
    „Mal von allem abgesehen …“ sagte er ruhig. „… sie hat Angst.“
    Sie erschrak leicht. Er wusste es … obwohl, sie erkannte auch sofort, das dies nicht schwer zu bemerken war. Der junge Mann blickte nun freundlicher.
    „Ja, leider. Das tut mir auch Leid, aber man kann sie schwerlich beruhigen. Ich kann ihre Lage nachvollziehen.“
    „Wie ist dein Name, Mädchen?“ fragte Necthis mit einer erschreckend freundlichen Stimme.
    „M … Mana.“
    „Mana? Sehr hünsch. Nichts weiter?“
    „Nein. Nur … Mana.“
    „Wie alt bist du?“
    „Fünfzehn … bald sechszehn.“
    „Sechszehn …“ Necthis blickte zu Maheth. „Findet ihr es gut, ein Mädchen von diesem Alter schon von ihrer Mutter fortzunehmen?“
    „Ich habe keine Mutter mehr …“ unterbrach sie.
    „Nein? Das tut mir sehr Leid. Ehrlich Leid.“
    „Na ja, ich hab’ sie nie kennen gelernt, aber ich hoffe mal, sie passt irgendwie auf mich auf …“
    Sie fummelte an ihren Kleidern rum, traute sich kaum aufzusehen, gerade mal ein paar flüchtige Blicke. Necthis hatte aber wieder einen finstereren Blick aufgesetzt.
    „Oh, verzeiht mir … ich wollt nicht unerlaubt … sprechen …“
    Sie wurde zunehmend so leise, dass man sie kaum hörte. Die Schamesröte schoss ihr ins Gesicht.
    „Das ist nicht schlimm. Wenn du keine Mutter hast, wo hast du gelebt? Ich nehme einfach mal an, du bist eine Waise, richtig?“
    „Das stimmt … ich habe bei der Familie Ishtar gelebt. Sie haben mich aufgenommen, als meine Eltern umkamen … ich hab’ dann so viel für sie getan, wie ich konnte, um sie für die Unannehmlichkeiten zu entschädigen. Sie haben mich nicht schlecht behandelt …“
    „Verstehe …“ Necthis klang nachdenklich. Maheth hielt sich zurück. „Sag’ Mana, wenn ich dich so nennen darf …“
    „Ja, natürlich!“ Sie hätte es nie gewagt, Widerworte zu geben.
    „…weißt du, warum man dich hierher gebracht hat?“
    „Man hat es mir zwar nicht direkt gesagt … aber ich soll hier … ähm, unterrichtet werden, um eine Magierin zu werden?“
    „Das hast du richtig erfasst. Verzeih’ mein Auftreten, aber sag’ selber … fühlst du dich der Magie fähig?“
    „Wie … meinen sie das?“
    „Könntest du es dir vorstellen, zu zaubern? Magie zu verwenden, zu beherrschen und im Dienste des Pharaos, unser aller gerechter Herrscher, deine Fähigkeiten zum Wohle des Reiches Ägypten einzusetzen?“
    „I … Ich weiss nicht … ich verstehe von solchen Sachen viel zu wenig …“
    „Du sollst nicht verstehen, du sollst antworten.“
    Er kniete sich auf einem Bein zu ihr herunter. Nun war er etwas kleiner als sie.
    „Denke nicht, spüre. Versuch’, alles Denken auszuschalten, zu ignorieren, nur zu sagen, ‚Ja’ oder ‚Nein’. Versuch’s. Egal, wie.“
    Sie sah in seine Augen, die von Stärke, Ernst, Disziplin aber auch Wärme und Vertrauen erfüllt waren. So dachte sie praktisch nicht mehr und verließ sich auf ihr Gespür. Erst körperlich … dann zunehmends emotionaler. Maheth blickte gespannt auf die Szene.
    „Ja, oder Nein?“
    „Ja.“
    Sie hatte das ohne erdenklichen Grund gesagt, reflexartig, ohne Gedanken daran verschwendet zu haben. Zwar wunderte sie das selber genug, aber Necthis, der wieder aufstand, sprach zu Maheth.
    „Ich will euch unter vier Augen sprechen.“
    Sie schritten zum anderen Ende des Raumes.
    „Was hast du gesehen?“
    „Ich habe gar nichts gesehen, als ein junges, verstörtes Mädchen, das gerade genug Ambitionen offenbart hat, ein magischer Katalysator zu sein, dessen Potenzial erschreckend hoch ist. Für einen Laien.“
    „Hast du nun eine Entscheidung getroffen?“
    „Nein.“
    „Ich kann, wie gesagt, dich nicht zwingen, auch nicht beauftragen. Aber eins tue ich, dich um sie zu kümmern. Sie hat es schwer genug gehabt.“
    „Auf Einzelschicksale haben wir noch nie Rücksicht genommen.“
    „Das waren bisher auch keine jungen Waisen-Mädchen.“
    „Höre ich da einen Anflug von Vaterschaftsgefühlen, Sentimentalität, Mitleid … und Schwäche?“
    „Du warst immer schon der härteste. Wer nicht schaffte, was du von ihm erwartet hast, war für dich Luft. Weißt du eigentlich, wie sie dich inzwischen nennen?“
    „Den „Erz“*. Ein misslungenes Wortspiel.“
    „Bist du wahrlich so unerweichlich und ewiglich schlecht gelaunt? Gerade dich sollte ihr Schicksal berühren.“
    Necthis sah zu dem Mädchen herüber, das sich weiterhin umsah, die Männer nicht beachtete. Während all seiner kommenden Worte, wandte er die Augen nicht von ihr.
    „Mein Schicksal, wie ihr zu sagen pflegt, hat mich zu dem gemacht, was und wer ich bin.“
    Maheth schwieg.
    „Ich gebe zu, sie ist ein süßes Kind, und wenn sie noch ein, anderthalb Jahre älter wird, verdreht sie den Jungen Burschen den Kopf, ohne es selber auch nur in ihren kühnsten Träumen zu erahnen. Sie weiss nichts von der Welt, nichts von den Gefahren, die weit hinter dem lauern, was die Monster sind.“ Er drehte den Kopf, sah Maheth ernst an. Für Maheth klang es, als hätte Necthis niemals etwas ernster gemeint. „Seid ihr euch sicher, dass ihr das Kind … dies Mädchen zu einer Magierin machen wollt?“
    „Wenn sie sich als fähig erweist. Ja.“
    „Ich werde viel zu tun haben. Ihre Fähigkeiten sind nicht das Einzige, was ich zu schulen habe. Wissen. Aufrichtigkeit. Ehrlichkeit. Durchsetzungsvermögen. Selbstvertrauen, Mut. Woran es ihr mangelt, will ich ihr geben, was sie besitzt, will ich mehren. Ich mache aus ihr die Beste aller, die sich in den nächsten zwei Jahren hierher begeben, um ein Studium zu beginnen. Ich schwör’ es euch. Bei meiner Indoktrinierung wird sie zaubern. Nicht viel. Aber meinen Schwur werde ich halten.“
    Sein Gesicht hätte er gut auch seinem Todfeind hinhalten können.
    „Hast du dich entschieden?“
    „Ja.“
    „Sie ist dein. Sei ihr …“ Maheth bremste, als wüsste er nicht weiter.
    „Ein guter Lehrmeister?“
    „Nein ... einfach nur Freund. Das braucht sie dringender.“
    „Was ihr nicht sagt …“
    Maheth erhob seine Stimme, deutlich genug, dass Mana aufmerksam wurde.
    „Ich überlasse alles Weitere dir. Du bist verantwortlich, hast aber alle Freiheiten. Gute Nacht.“
    Necthis Antwort konnte Mana nicht verstehen. Maheth verließ den Raum. Und Necthis kam zu Mana.
    „Komm’ mit, ich will dir etwas zeigen.“
    „Ja.“
    Während er sie die Korridore entlang führte, sprach er zunächst nichts. Halb über die Schulter beobachtete er sie und vor allem ihren Gesichtsausdruck. Sie wirkte immer noch sehr unsicher. Als er plötzlich zu sprechen begann, war sie sofort auf ihn und seine Stimme fixiert.
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    „Du sagtest, du hättest die Familie Ishtar für ihre Mühen zu entschädigen versucht. Was hast du genau gemacht?“
    „Nun, übliche Arbeit halt … gekocht, geputzt, gewaschen … bin zum Markt oder zur Brunnenstelle gelaufen … ich konnte ja sonst wenig …“
    „Man hat also alles Unangenehme auf dich abgewälzt.“
    „Nein, so kann man das nicht sagen. Aber ich wurde immerhin besser behandelt, als ein Sklave …“
    „Hast du jemals Sklavenarbeiter gesehen?“
    „Ja, ein paar wenige Male … sie sahen sehr traurig aus …“
    „Traurig ist bei Weitem nicht das passende Wort. Sie sind allesamt unterernährt, überarbeitet, schlafen zu wenig und werden zunehmends kranker. Ich muss dringend mit dem Pharao sprechen. So kann man keine Menschen behandeln.“
    „Warum überhaupt hat man sie hergeholt?“
    „Weil man sich selber zu schade war, Steine zu schleppen, um sich etwas zu groß geratene Häuser zu bauen … zum Beispiel Paläste. Ich habe nie vernünftige Gründe gehört, die solche Bauten rechtfertigen.“
    Sie sagte nichts darauf.
    „Merk’ dir eines, Mädchen.“
    „Ja?“ Sie klang dringlich aufmerksam.
    „Bitte nie jemanden etwas zu tun, das du selbst nicht tun würdest. Und zwingen schon gar nicht.“
    „Ja …“
    Wieder schwiegen sie eine Weile. Tatsächlich gingen sie nicht sehr schnell, Necthis gab ein geringeres Tempo vor, so waren sie länger unterwegs.
    „Als ich hierher kam, war ich etwas älter als du. Man hatte mich für fähig befunden, Magier zu werden. Ich hatte keine Ziele im Leben, keinen blassen Dunst, was ich werden sollte, was ich tun könnte, für die Gemeinschaft des Volkes, um mein Überleben zu rechtfertigen. Du musst wissen, das Volk ist ein Apparat, eine komplizierte Beschaffenheit, wo jeder Mensch ein einzelnes Element darstellt und die Gemeinschaft einer Gruppe wie ein Organ eines Lebewesens arbeitet. Zum Beispiel, die Bauern sind wie unser Herz, sie sorgen für unsere Nahrung, hält uns am Leben, wie das Herz das Blut pumpt. Weitere Vergleiche wären schwierig, aber denk’ dir mal die einzelnen Berufe … da arbeitet jemand etwas bestimmtes und versorgt so alle anderen. Ein Geben und Nehmen. Wer nichts für das Volk tut, und nur nimmt, statt auch zu geben, der schadet uns. Willst du wissen, wie man so etwas nennt?“
    „Ja, bitte.“
    „Parasitismus. Es gibt Tiere, die suchen sich ein anderes, oder auch eine Pflanze, ernähren sich von ihm, dem sogenannten Wirt, und dabei schädigen sie es. Diese Wesen heissen Parasiten, oder auch Schmarotzer. Da wäre der Bandwurm … der kann sich in deinen Eingeweiden breit machen, frisst, was du gegessen hast. Man verhungert mit der Zeit, der Bandwurm stirbt, aber wie soll ein solch ein mickriges Wesen auch verstehen, was es tut? Kannst du dir da eine Moral draus ableiten?“
    „Seinem Wirt zu schaden, kann einem das Leben kosten?“
    „Wer ist dein Wirt?“
    „Äh … das Volk?“
    „Sehr richtig. Klug bist du, daran zweifle ich nicht.“
    Sie freute sich. Komplimente hörte sie nicht oft.
    „Na ja, das war ja auch einfach … ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Schmarotzer sehr beliebt sind …“
    „Da hast du Recht. Und das ist der Punkt. Ich wollte nicht als Schmarotzer enden. Mal davon abgesehen, dass es mir zuwider ist. Ich verachte solche Menschen. Natürlich, manche sind krank oder alt, aber wer arbeiten kann, der soll das auch tun.“
    Mana sah’ in den Rücken des jungen Mannes. Er schien tatsächlich eine schroffe Persönlichkeit zu besitzen, Disziplin auch, und er würde dies wohl von allen verlangen, mit denen er es zu tun hatte. Seine Prinzipien richteten ihm sein Leben. Sie fragte sich ernsthaft, was ihn so geformt hatte.
    Fackeln erleuchteten den Weg. Draussen war es jetzt dunkel. Die Sonne was fort.
    „Die erste Zeit hier war schwer. Man sah mich als Nichtsnutz und ich musste Pott und Angriffe anderer Aspiranten abwehren. Doch bald sahen alle ein, dass ich tatsächlich talentiert war. Ich rede ungern darüber, weil man sonst meint, ich würde prahlen. Das liegt mir fern.“
    „Mit Verlaub, ich denke nicht, dass ihr so klingt …“
    „Danke, Mana, aber du bist ja auch klug.“
    „Die andere nicht?“
    „Ein Mensch ist klug. Viele Menschen sind eine hysterische, panische, aggressive, emotional gelenkte Ansammlung von Idioten. Und bei Menschen gelten oft drei schon als ‚viele’.“
    *Von Menschen hält er anscheinend nicht allzu viel …* dachte Mana. *Er ist wohl verbittert. Darum der ständige finstere Ausdruck.*
    Sie kamen zu einem Ausgang. Hier hatte der Korridor zu einer Terrasse geführt. Ein kleiner Garten mit nicht allzu viel verschiedenen Pflanzen wurde hier unterhalten. In der Mitte stand eine Statue in Überlebensgröße.
    „So, hier ist es. Das wollte ich dir zeigen.“
    Sie begaben sich zur Front der Statue.
    Mana blickte hinauf. Die Person trug offensichtlich die Gewänder und Abzeichen eines Magiers. Doch es war … eine Frau.
    „Ich nehme mal an, du kennst sie nicht.“
    „Nein.“
    „Du wirst sicher erkannt haben, dass sie Magierin war. Und man stellt keine Statuen für unwichtige Personen auf.“
    „Nein … wer war sie denn?“
    „Elitharmaeth Tarsephonis. Sie war die einzige Frau, die jemals als Magierin diese Fakultät verlassen hat. Und sie hatte eine Macht, die die aller anderen Magier übertraf. Es schien, als würde die Magie sie förmlich umwehen, sich immerzu um sie winden und als ständiger Hauch von Übermacht von ihr ausgehen. Ihren Fähigkeiten waren keine Grenzen gesetzt.“
    Er machte eine Pause und sah sich Manas staunendes Gesicht an. Da er nun schwieg, sah sie ihn reflexartig an. Er lächelte fast.
    „Nun, zumindest erzählt man sich das. Ich hab’ nicht gelebt, als sie noch in dieser Welt wandelte.“
    „Wann hat sie gelebt?“
    „Vor gut achtzig Jahren. Sie warf alles über den Haufen, was man je geglaubt hatte. Dass Frauen nicht fähig wären, Magie zu beherrsche, dass Männer und Magie verbunden wären, dass Männer Frauen überlegen wäre …“
    „Ja, ist das nicht so?“
    „Das mit der Überlegenheit?“
    „Ja.“ Sie nickte, gespannt auch eine Antwort.
    „Hmmm …“ Er sah wieder zu Elitharmaeth hinauf. „So sicher würde ich mir da mal nicht sein …“
    Mana sah sie sich auch noch einmal an.
    „Einmal im Jahr gehen ein paar unserer Meistermagier unter das Volk, um sich nach vielversprechenden Neuzugängen umzusehen. Die Meisten lehnen gar nicht erst ab, wenn sie gefragt werden. Magier ist eine angesehene Stellung … aber das weißt du selbst. Aber du …“ Er sah sie wieder an, so wie sie ihn. „Als Mädchen musst du den Meister ja ganz schön beeindruckt haben, dass er dich hat mitnehmen lassen. Wärst du freiwillig mitgekommen?“
    „Nein, aber ich wollte mich auch nicht wehren. Ich dachte, ich würde schnell wieder gehen können. Man hat mir ja nicht gesagt, dass man mich zur Universität für Magie bringt!“
    „Wer hat dich eigentlich gefunden? Kannst du den Magier beschreiben?“
    „Ja. Also, er war sehr alt, denn er hatte …“
    „… einen buschigen, langen, grauen Bart? Ich hätte es mir denken können.“
    „Ihr kennt ihn?“
    „Ja, ein netter, alter und vor allem weiser Magier. Ich hab’ einiges von ihm gelernt. Sein Name ist Ithardi Mezath. Er ist der älteste lebende Magier zur Zeit. Und wenn er noch zwei Jahre durchhält, der älteste aller Zeiten.“
    „Wie alt ist er denn genau?“
    „… … … keine Ahnung. Hab’ nie nach dem genauen Alter gefragt.“
    „Und dieser Mann hält mich für talentiert?“
    „Er hat die meiste Erfahrung. Er kann sich nicht irren. Den Göttern sei Dank für sein sensibles Gespür. Das Alter macht viele schwach und stumpf. Aber einige wenige werden im Alter nur konzentrierter. Vielleicht hat das bei Ithardi etwas mit der jahrelangen Magieanwendung zu tun.“
    Mana war sich immer noch nicht ganz im Klaren darüber, was das alles sollte. Gut, man hatte es ihr erklärt, aber sie hatte auch nicht das Gefühl, für Magie zugänglich zu sein. Aber diese Elitharmaeth schien es geschafft zu haben. Doch sie war ja bisher die Einzige gewesen. Wie gut standen schon die Chancen, dass Mana auch so gut werden konnte? Sie war fasziniert von der Ausstrahlung der Magierin. Allein diese Statue hatte eine Aura von Unbeschreiblichkeit. Der Stolz und die Stärke dieser Frau die doch gleichzeitig so schön gewesen war, hatten Mana vollends für sich eingenommen. Je länger sie in das Gesicht Elitharmaeths starrte, desto mehr wuchs in ihr der Wunsch, selbst einmal so selbstbewusst auftreten zu können. Etwas darzustellen, jemand zu sein. Sollte hier ihre einzige Chance liegen … dann wollte sie sie aufgreifen.
    „Willst du ebenso stark werden? Willst du es allen beweisen? Willst du die zweite Ausnahme sein und ein neues Zeitalter einläuten, in dem Frauen mehr Respekt zugestanden wird? Ihr Potenzial mehr erkannt und ihre wahren Fähigkeiten zu Tage gefördert werden? Willst du es ihr gleichtun? Willst du das alles … oder sie gar übertrumpfen?“
    Manas Herz schlug schneller.
    „Hast du dich entschieden?“
    Sie sah in sein Gesicht, das sie freundlicher nicht in Erinnerung hatte. Sie lächelte aus ganzer Seele. Etwas hatte Besitz von ihr Ergriffen.
    „JA!“
    Es war Ehrgeiz.
    "I've seen some idiots in my life, but you're special."

  6. #6
    fuavarra is offline geistig Abwesend
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    was hast du da geschrieben? So viel? Ich mach mich mal ans lesen und editier mein Comment dann hier rein. Ist aber sicher gut ^^

    so, fertig. Du schreibst einfach genial. So was hab ich noch nie gelesen. Die FF faszinert einfach. Super!
    Last edited by fuavarra; 08.02.2004 at 18:46.

    “ladida”

  7. #7
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    Unbeschreiblich. Einfach nur ge-ni-al! Wie schaffst du es nur immer wieder, so lange FFs zu schreiben?


  8. #8
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    Apep is offline ... shocking ...
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    Das lässt sich sgar beantworten!

    1) Zu viel Phantasie in dieser Richtung.
    2) Ich halt' mich lang an Stelle auf, weil ...
    3) Ich ins Detail gehe und Mimik/Gestik wichtig finde, deshalb einbringe.
    4) Ich = Schwafler.
    5) Wenn ich was kann, dann is'ses Schreiben.
    6) Das ist auch men einziges Medium zum künstlerischen Ausdruck ... zeichnen kann ich nicht. Okay, Strichmännchen, aber wer will das sehen?
    7) Liebe zu Sache und zu ... naja ... normalerweise sind die Charatere schuld, dass ich schreibe. Wenn ich fertig bin, wisst ihr, wer für die YGO Fics verantwortlich ist. ^^
    8) Zeitvertreib.
    9) Ich mach das alles NUR für den Ruhm ...
    10) Für alles andere ausser zocken bin ich zu faul.

    Das sollte erstmal reichen.
    Bis die Tage dann, wenn's mal weitergeht.

    Gedanke zum Ausklang des Wochenendes:
    - "Is' auch nur Masse statt Klasse."
    - "Was soll das'n wieder heissen? Die Leute sind hellauf begeistert! So sch**sse kann das nicht sein!"
    "I've seen some idiots in my life, but you're special."

  9. #9
    Bakurayami's Avatar
    Bakurayami is offline Gesperrt
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    TOTAL Viel... das druck ich mir wenn aus da gehen ja meine augen kaputt an meinen billig monitor

  10. #10
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    Duellant is offline Was kiffen? :D
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    Verdienst du eigtnlich auch Geld mit deinen Geschichten. (FFs ausgeschlossen, da du ja keine Rechte dafür hast)

    ich meine du hast ja eine Geschichte mit über 200 Seiten geschrieben und die vermarktest du doch auch oder?

    Und noch etwas du kannst Dateien anhängen, das heißt du speicherst das ganze ab, zippst es udn hängst es an. Dann verbrauchst du nicht so viel Platz.
    Towelie rules!

    Towelie: Man muss sich gleich abtrocknen, wenn man aus dem Wasser kommt, damit man sich nicht erkältet. - Und darum sagt euch das Towelie: Ihr dürft das Handtuch nicht vergessen.

    Towelie: Wenn man Sport treibt, dann läuft einem der Schweiß ins Gesicht. Darum sagt das Towelie: Immer ein Extra-Handtuch in der Sporttasche haben.

    Towelie: Wenn man im Hotel übernachtet, denkt man daran, ein eigenes Handtuch zu haben.

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