So, nun wollte ich also mal die Geschichte veröffentlichen die ich zum Wettbewerb eingereicht hatte.
War am Ende etwas unzufrieden, da sich die ganze sachen einfach zu lang gezogen hat was schließlich zu zeitdruck ausartete^^
Insgesamt scheint mir der rote faden etwas wackelig aber urteilt lieber selbst
Gejagt
Zwei Augen spähten aus dem Schatten des Waldes heraus und nahmen jede noch so kleine Bewegung vor ihnen wahr. Es hatte den ganzen Tag über geregnet, die Wege waren schlammig und mit Pfützen übersäht und am Himmel hangen immer noch die dunklen Wolken.
Es war eine finstere Nacht und nur die Fackeln spendeten spärlich Licht um die Wege zu überschauen. Gerade passierten zwei Wächter das Gebüsch. Sie waren angespannt was deutlich an ihrer Haltung und den schon beinahe verkrampften Griff um ihre Waffen zu erkennen war.
Außer den Wachen war niemand draußen unterwegs, Angst spielte dabei eine nicht zu verachtende Rolle. Nachdem die Wachen um eine Ecke gebogen und damit außer Sicht waren öffneten sich zwei weitere Augen dicht über den ersten beiden. Begleitet von einem leisen rascheln sprang die Kreatur aus dem Wald und hastete den Weg entlang. Kaum mehr als ein Schatten huschte das Wesen dicht an den Häuserwänden entlang um schließlich einen Baum hinauf zu klettern und in der Baumkrone zu verschwinden.
Sein Ziel war nun nicht mehr fern, das Haus das er sich ausgesucht hatte befand sich direkt unter ihm. Die Gegend nach den Patrollien absuchend wiegte das Wesen hin und her.
Sanft ließ es sich auf das Dach fallen und nur ein dumpfes Pochen war dabei zu hören, so als ob einfach ein Apfel vom Baum gefallen wäre.
Doch das Geräusch hatten die beiden Menschen im inneren sowieso nicht vernommen. Sie waren viel zu sehr miteinander beschäftigt. Vorsichtig kroch die Kreatur vor und ließ sich etwas nach unten hängen um durch einen der Fensterläden zu spähen. Zwar war nur ein kleiner Spalt zwischen den Lamellen frei, doch dieser reichte aus. Sein Geruchssinn verriet ihm, dass sich drei Menschen im Inneren aufhielten, genau wie er es erwartet hatte. Zwei von ihnen lagen auf dem Bett direkt dem Fenster gegenüber, der dritte war lediglich ein Kind das bereits tief und fest schlief.
Mit Leichtigkeit schwang er sich wieder hinauf und stellte sich so auf, dass sich das Bett direkt unter ihm befinden musste. Der fehlende Mond schütze die Kreatur hervorragend vor eventuellen Blicken und die Dunkelheit verbarg ebenso seine eigentliche Form. Mit einem heftigen Schlag grub es seine Krallen durch die Ziegel und in das darunter liegende Holz.
„Was war das?“, hörte er eine leise männliche Stimme von unten. Bevor er eine Antwort erhalten konnte schlug das Wesen erneut zu. Doch die Decke war stabiler als gedacht und so hatte es sie immer noch nicht durchbrochen. Unter ihm schienen die Menschen inzwischen nervöser zu werden, Schritte waren zu hören.
Die Kreatur stieß ein leises Zischen aus, wirbelte herum und ließ ihren muskulösen Schwanz auf das beschädigte Dach krachen. Knackend gab es nun endlich nach und begleitet von Staub, Holzsplittern und Dachziegeln brach das Wesen hindurch. Der Schrei einer Frau gellte durch die Nacht und trieb die Kreatur noch mehr zu Eile an. Bevor die beiden Menschen überhaupt realisiert hatten was da in ihr Haus eingedrungen war sprang es bereits vor und grub seine Klauen in die Brust des Mannes.
Tödlich verwundet brach dieser zusammen während das Wesen seine Klauen bereits wieder aus der Wunde herausriss um sich auf die Frau zu stürzen. Die messerscharfen Zähne in seinem Maul fanden leicht ihren Weg in ihren Hals und ließen auch sie verstummen.
Auch wenn dies alles nur wenige Sekunden gedauert hatte brach draußen im Dorf schon das Chaos aus. „Die Schreie kamen aus Gandor’s Haus!“, rief jemand durch die Nacht.
Das echsenähnliche Wesen verlor keine Zeit und hastete zum Kinderbett, beugte sich darüber und warf eiligst die Decken über das Kind. Dann biss es zu, darauf achtend den jungen Menschen auf keinen Fall zu verletzen.
Mit einem kräftigen Sprung gelange es durch das Loch wieder auf das Dach und verschwand in der Baumkrone. Von dort sprang es auf das nächste Haus und dann auf den schlammigen Weg um in den Wald zu flüchten. In diesem Moment flog im Haus seiner Opfer die Tür auf und offenbarte den Wachen den grausigen Anblick. „Er kann noch nicht weit sein! Fangt ihn und zieht ihm die schuppige Haut von den Knochen!“
Das von den Decken umhüllte Kind begann herum zu zappeln und schrie so laut es konnte doch da sprang die Kreatur bereits durch das erste Gebüsch und kämpfte sich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit immer tiefer durch den Wald. Die Menschen würde ihm niemals folgen können.
Dennoch lief er noch eine ganze Weile im selben Tempo bevor er langsamer wurde. Auf einer Lichtung ließ er das Bündel ins nasse Gras fallen und entfernte sich einige Meter. Sein Raubzug war geglückt und er hatte eines der Menschenkinder erbeuten können. Als Nahrung machte es zwar nicht viel her aber dennoch erhoffte er sich einige Vorteile von diesem Kind.
Im Dorf wich die Aufregung der unbändigen Wut. Stimmen wurden laut einen Trupp in den Wald zu schicken um das Monster zur Strecke zu bringen. „Diese Bestien müssen bezahlen!“, schrie eine aufgebrachte Frau. „Beruhigt euch! Es wäre Selbstmord in einer so düsteren Nacht auf die Jagd zu gehen. Ich fürchte wir können dem Krek nicht folgen.“, versuchte einer der Wächter die Situation zu beruhigen. „Aber er hat ein Kind mitgenommen!“, gab jemand anders zu bedenken. Niemand antwortete darauf, alle wussten sie, dass es wohl bereits im Magen dieses Kreks gelandet war.
Schon seit unzähligen Generationen waren die Krek eine Plage der die Menschen einfach nicht Herr wurden. Echsenähnliche Kreaturen mit schlanken Körpern die allerdings über einiges an Kraft und Schnelligkeit verfügten. Erbarmungslose Jäger die Menschen wie Vieh rissen und aus den westlichen Gebirgen zu kommen schienen.
Hier im Grenzland fanden die meisten Übergriffe statt. Man hatte schon versucht Schutzwälle zu errichten aber die Bauarbeiten konnten niemals abgeschlossen werden. Auch wenn die Krek nichts anderes als wilde Tiere waren so konnten sie alleine durch ihre schiere Anzahl die Verteidigungsstellungen überrennen.
Doch die Menschen waren nicht bereit ihre Dörfer und Siedlungen aufzugeben und solange sie nicht versuchten weiter vorzustoßen schienen die Krek ruhig zu bleiben und griffen nur vereinzelt in kleinen Gruppen an.
Vielerorts wurden auch die Rufe nach einem Feldzug gegen diese Bestien laut, doch bislang war noch nie etwas Derartiges zustande gekommen. Es hieß, dass das Militär einfach nicht genügend Soldaten für eine Expeditionsstreitmacht entbehren könne.
Inzwischen war der Krek in seinem Versteck angelangt und legte das Deckenbündel vorsichtig auf dem steinigen Boden ab. Diese Höhle war ein hervorragender Unterschlupf. Hier war er sicher, nicht nur von den Menschen sondern auch vor seinen lästigen Artgenossen. So behutsam er konnte zog er mit seinen Krallen die Decken auseinander und besah sich nun zum erstmal genauer was er da erbeutet hatte.
Der Junge sah bereits ziemlich kräftig für sein Alter aus und sollte er überleben würde er sich bestimmt als nützlich erweisen. „Eine gute Wahl“, dachte sich der Krek und rollte sich etwas zusammen, die Augen starr auf das Menschenkind gerichtet.
Er gab einige glucksende und zischende Geräusche von sich während er seine Halsmuskeln anspannte. Er bediente sich nicht gerne der Sprache der Menschen aber in diesem Fall ließ es sich wohl nicht zu vermeiden.
Rau und zischelnd erklangen die ersten unverständlichen Worten bevor er wie heiser ansetzte: „So mein Junge, das hier ist dein neues Zuhause… Und du brauchst einen Namen wenn du nicht als Futter enden willst…“ Der Junge lauschte den Worten der Echse schien aber nicht weiter darauf zu reagieren, vermutlich war er von den Geschehnissen überfordert. „Arreh… ja, das ist dein Name… Arreh.“ Der Krek beobachte den Jungen weiterhin und bislang war er noch zufrieden. „Sobald du sprechen kannst wirst du mich Skalkre nennen…“, fügte er noch hinzu. Namen waren wichtig, sie versprachen ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle.
Damit richtete er sich wieder auf und nährte sich dem Kind. Zögerlich streckte er eine seiner Klauen aus und berührte den Kopf des Jungen. Einige Haare fielen zu Boden doch zu seinem Glück hielt er still genug.
„Du wirst einmal etwas Großes vollbringen...“, zischte Skalkre bevor er seine Klaue zurückzog. Behände sprang er die Felsen hinauf und verschwand wieder aus der Höhle auf der Suche nach Laub und Moos.
Und das Kind sollte Skalkre wirklich nicht enttäuschen. Es brauchte zwar einige Zeit bis es sich an seinen neuen Vater gewöhnt hatte aber Skalkre hatte es nie eilig gehabt. Arreh stellte ihn zwar vor so manche Herausforderung und testete seine Geschicklichkeit bis aufs äußerste aber je länger die beiden zusammenlebten desto weniger betrachtete der Krek den Menschen als Experiment, dass notfalls einfach als Mahlzeit dienen konnte.