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FF I - Kapitel 4
Flur um Flur liefen die beiden Offiziere entlang, Elias voran und Alduran hinterher. Die vielen prunkvollen, farbenfrohen Gemälde und Intarsien, die die Wände schmückten, interessierten die beiden gar nicht. Sie hatten sie schon unzählige Male gesehen und mit der Zeit hatten auch diese Kunstwerke ihren anfänglichen Reiz verloren. Als Alduran noch jung gewesen war und sie das erste Mal gesehen hatte, war das ganz anders gewesen. Ein jedes Gemälde hatte ihn gefesselt, denn sie alle zeigten wie die Baltaner sich mit dem Volk der Barbaren, der Mischwesen oder anderen abscheulichen Kreaturen maßen und auf jedem wurde ein glorreicher Sieg seines Volkes gezeigt. Die Feinde starben in Scharen, der Boden färbte sich vom Blute der Gefallenen, prächtige Fahnen mit dem Zeichen des Gottes Kinas wehten im Winde und gewaltige Schätze wurden errungen… Dies zumindest vermittelten die Gemälde, doch Alduran wusste inzwischen nur allzu gut, dass die Realität ganz anders aussah. Als Kind hatte er noch davon geträumt wie einer der hier abgebildeten Helden zu sein. Ein strahlender Krieger in prächtiger Rüstung, der dem Volk mit seinem Schwert den Frieden brachte, den es sich ersehnte und dem Guten diente.
Und schlussendlich hatte er es auch geschafft; zumindest war er nun einer jener Kämpfer geworden und auch ein hohes Amt bekleidete er inzwischen ebenso, doch ein Teil seines Kindheitstraum würde wohl nie in Erfüllung gehen, denn die Wahrheit war, dass es in diesem Land wohl zu keiner Zeit, sei sie nun in noch so ferner, oder naher Zukunft, wahren Frieden geben würde. Die Priester sagten, dass Kinas ihnen niemals ihre wohlverdiente Ruhe schenken würde, sofern sie nicht die von den Göttern gewollte Ordnung schufen und die wurde leider nicht von jedem Einzelnen akzeptiert, denn jede Generation brachte so ihre Zweifler mit sich, welche vorwiegend aus den ungebildeten Bevölkerungsschichten stammten. Alduran, der sich damit nur zu gut auskannte, ärgerte sich sehr über die Ignoranz der Mitglieder der niedrigen Kasten, denn sie alle begriffen den Plan der Götter nicht, aber am Schlimmsten war wohl das blasphemische Volk der Barbaren.
Wie gerne würde er sie doch alle vom Angesicht der Erde fegen, damit doch endlich der gottgewollte Frieden einkehrte, den man ihnen schon so lange vorenthalten hatte! Doch es würde noch seine Zeit dauern, noch waren sie nicht soweit. Wohlgemerkt: Noch nicht, aber ihre Zeit würde kommen. Da war er sich sicher.
Und noch während er sich seinen Träumen und Zukunftsplänen in Gedanken widmete, kamen die beiden Offiziere schließlich ihrem Ziel immer näher.
„Wir sind da, ehrwürdiger Schwertmeister.“, offenbarte ihm Elias schließlich mit spöttischem Unterton in der Stimme und deutete mit der Linken auf den Eingang des Besprechungssaals vor dem zwei Soldaten, die mit langen Speeren bewaffnet waren, Wache standen.
Diese erblickten sie sofort, beugten das Haupt vor den beiden Offizieren und öffneten das Tor, welches ihnen nun mehr nicht den Blick auf ein eigentlich relativ gemütlich eingerichtetes Besprechungszimmer vorenthielt, wäre da nur nicht diese – wie Alduran fand – furchtbaren Farbtöne und der unglaublich riesige Kamin! Kaum, dass sich die Türe öffneten, schon kam ihnen eine sengende Hitze entgegen, denn der mehr als anderthalb Mann breite und eine halbe Manneslänge hohe Kamin war reichlich mit lichterloh brennendem Holz gefüllt und sorgte so für eine unglaubliche, jedoch auch nicht gerade angenehme Temperatur.
Alduran zückte sogleich wie üblich ein Seidentuch aus den Tiefen seiner Tasche hervor und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Hitze war unerträglich; auch die Luft war schwül und brannte förmlich in den Lungen.
Dieses Gefühl von innen förmlich zu verlodern wäre sicherlich auch einigermaßen erträglich gewesen, wenn da nur nicht die von Rottönen dominierte Einrichtung gewesen wäre! Sowohl die kostbaren Teppiche, welche zahlreiche Muster und verschlungene Formen zierten, als auch ein gigantisches Gemälde, das über dem Kamin hing und einen Sonnenaufgang mit einer blutroten Sonne zeigte, waren vollkommen rot.
Doch damit noch nicht genug, denn sowohl die hölzernen Sitzgelegenheiten, als auch der gigantische Holztisch an dem bereits vier Offiziere Platz genommen hatten war von einem solch tiefen Schwarz war, dass sie Alduran immer wieder aufs Neue an Kohle, oder an irgendetwas anderes verbranntes erinnerte.
Zu spät registrierte der Offizier, dass die Anwesenden Personen die beiden nun in Augenschein nahmen und sie musterten.
Der Schwertmeister entschied sich es ausnahmsweise mit der freundlichen Methode zu probieren und formte ein zauberhaftes Lächeln auf seine Lippen, welches jedoch mit dem Tuch an der schweißgetränkten Stirn ein eher seltsames Bild abgab, doch ehe er auch nur ein Wort über die besagten Lippen brachte, kam ihm sein Rivale zuvor.
„Entschuldigt unsere Verspätung, geschätzte Kollegen, freilich ich musste Alduran noch abholen; er war erst kürzlich hier mit der Kutsche eingetroffen.“, begann Elias ihr spätes Erscheinen zu rechtfertigen und wälzte so geschickt die Alleinschuld auf Alduran, aber dieser beschloss ihn nicht so einfach damit davon kommen zu lassen.
„Natürlich war dies eine freundliche Geste, aber hätte es nicht gereicht einen Diener zu schicken?“, fragte Alduran freundlich und lächelte Elias an wie man wohl ein kleines Kind ansah, wenn es etwas Dummes getan hatte.
Sogleich errötete der Offizier, denn auch er schien zu ahnen, dass man ihn soeben bloß gestellt hatte. Für einen Sekundenbruchteil öffnete er den Mund, schloss ihn aber kurz darauf wieder und bot dem Rat der hohen Militärs eine perfekte Imitation eines Karpfen.
Nur wenige Augenblicke spielte sich dieses Geschehen vor den Augen der Versammlung ab, dann entschied er sich aber statt einer Erwiderung – ihm schien keine passende Einfallen zu wollen - auf einem der beiden freien Stühle, die noch vereinsamt am Tisch standen, Platz zu nehmen.
Alduran lächelte. Sein Kollege Elias mochte zwar ein begnadeter Fechter sein, aber wenn es darum ging ein Wortduell zu führen, dann war er stets derjenige, der das Nachsehen hatte.
Auch er nahm schlussendlich Platz und gesellte sich zu den anderen Offizieren, die das Geschehen jedoch nicht weiter beachteten, sondern sich vollkommen in den Mantel des Schweigens hüllten.
Der Schwertmeister aber nutzte die Gelegenheit und verschaffte sich – möglichst unauffällig – einen Überblick über die Gesamtsituation. Beteiligt an diesem Gespräch waren zwei höhere Offiziere, Elias und sein Cousin Aldrian, welcher nur den Rang eines niederen Offiziers bekleidete, den er zweifelsohne eher seiner Herkunft und Verwandtschaft mit Alduran, als seinen miserablen kämpferischen Fähigkeiten zu verdanken hatte. Gekleidet war er in einer eher verhältnismäßig schlichteren Uniform, die sich nur in der teils billigeren Verarbeitung auszeichnete. Sein Haar war, ebenso wie Aldurans, vollkommen schwarz, wenn auch weniger wild und ungebändigt, sondern glatt und stark glänzend. Sein Gesicht war schmal, blass, aber auch nicht unansehnlich, zumindest für einen derartig jungen Menschen wie er es war. Seine Augen, die noch immer von der Jugend sprachen, die in ihm schlummerte, hatten eine kastanienbraune Färbung, was innerhalb ihrer Familie jedoch als Makel galt und auf die nicht innerfamiliäre Beziehung seiner Mutter zurückzuführen war.
Und dann war da noch … General Barmis!
Im Gegensatz zu allen anderen Anwesenden zeichnete sich dieser hohe Würdenträger, wenn man mal von seiner Rüstung absah, die wesentlich prächtiger war, als die aller übrigen Soldaten, durch zweierlei Dinge aus: Seinem grauen Vollbart, der sein harsches und ernstes Gesicht komplett einnahm und dann noch seine gewaltige Erscheinung, welche ihn zu einem wahren Hühnen von einem Mann machte!
Mehr als um drei Haupteslängen übertraf er Alduran an Größe und war somit bei weitem der gigantischste Mensch, den der Schwertmeister jemals gesehen hatte. Man munkelte, dass er zu seiner Offizierszeit sogar mit Trollen gerungen habe und sein Kampfschwert, welches nur mit der Kraft von zwei Mann angehoben werden konnte, trug er einst problemlos mit einer einzelnen Hand. Zumindest war dies noch zu den alten Zeiten, als sein Haar noch blond war und ihm in wallenden Locken über die Schultern fiel. Schlussendlich hatte seine Anwesenheit jedoch nur eine Bedeutung für Alduran:
Die Lage war ernst. Sehr ernst sogar.