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Thread: Nevergames

  1. #1
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    Vorash is offline Rotauge
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    NEVERGAMES

    PROLOG:

    Unser Leben ist ein Spiel, nichts weiter als ein Spiel…

    Einst sagte er diese weisen Worte zu mir. Er, der immer mein Vorbild gewesen war. Heute ist wieder dieser Tag. Niemand stand an seinem Grab, denn keiner wusste wo es war. Ich wünschte, ich wäre damals mitgekommen. Vielleicht wären wir dann noch zusammen. Aber er hat mir diese Gedanken verboten. In dieser Welt, sagte er, muss jeder um sein Leben kämpfen. Wir kämpfen nun schon so lange. Er hatte noch den Tag des Anfangs miterlebt.
    Der Tag an dem der Gesandte des Anfangs herabstieg und das Spiel einläutete. Wie viele Menschen mussten damals sterben? Er war ein Held gewesen. Er und einige andere hatten die Menschheit verteidigt. Oder das was davon übrig blieb…
    Er hatte auch die Regeln verfasst, ohne die wir dieses Spiel nicht bestreiten könnten. Er hat so viel für uns getan…
    Und trotzdem hat das Schicksal ihn einfach eingefordert. Heute ist dieser Tag. Sein Denkmal steht zwar in seiner Heimat, aber er ist in diesem Land verschwunden. Ich muss jedes Mal wieder an ihn denken wenn ich in Ägypten bin. Er mochte dieses Land. Ein paar Mal hat er mich mitgenommen. Und wenn nicht, wusste er immer die spannendsten Geschichten zu erzählen…
    Das ganze ist mittlerweile 7 Jahre her. Kein besonderes Jubiläum, aber ein Todestag wie jeder andere, düster und traurig. Trotzdem bleibt keine Zeit für Trauer. Wir müssen das Spiel weiter und weiter spielen!

    Hatte er das Spiel verloren? Oder war er nur eine Figur unter vielen in diesem Leben?
    So wie ich auch…

    Tagebucheintrag vom 23.8.3011







    Kapitel 1: Die Slums um Noah

    Mako fiel mit dem Gesicht voran in den kalten, stinkenden Schlamm, der die Straßen von Neu-Noah überzog. Diese Stadt hatte nicht nur einen dreckigen Fußboden, sondern auch Häuser aus Müll und Menschen ohne Hoffnung. Dies waren die Slums um die Metropole Noah, eines der letzten Zufluchtsgebiete der Menschheit. Doch so glücklich zu sein in Noah selbst zu wohnen war nur wenigen vergönnt, denn es gab noch viele Menschen auf der Erde und selbst eine so riesige Stadt konnte nur einen geringen Teil davon beherbergen. Trotzdem war das Leben hier einigermaßen sicher, dafür hatten mitfühlende Seelen da oben gesorgt. Ja, wie oft sahen die Seelen Neu-Noahs hoch zu ihrem Zentrum, das nachts leuchtete wie die Sonne im Zentrum eines Planeten. Was sie alles tun würden um ihr Leben, ja sogar nur einen Tag dort zu verbringen. Doch alles kämpfen half meist nichts. Sie wussten, wie sinnlos es war zu versuchen durch Fleiß und Mühe zu dem zu gelangen, was sie das Paradies auf Erden nannten. In dieser Welt zählte nur eines: Glück. Und genau das war es, was Mako in diesem Moment fehlte.

    Trotz der Schmerzen und den Tränen in seinen Augen wühlte Mako hastig durch den Schlamm um die Papierkarten, die vor ihm zerstreut lagen, einzusammeln, bevor es die hämisch lachenden Jugendlichen um ihn herum taten. Sie waren sein Ein und Alles, seine Vergangenheit und seine Zukunft, so wie für viele der armen Kinder dieser Gegend. Er musste sie verteidigen, koste es was es wolle! Einer der älteren Fieslinge spottete: „Du hast ja wohl am wenigsten Chancen von allen gottverlassenen Kindern hier ein echter Kartenjäger zu werden. Wenn du jetzt schon so versagst, kannst du am besten gleich ganz Schluss machen! Geh doch raus in die Sonne, wenn du dich so stark fühlst!“
    Mako versuchte, die Worte nicht in sich eindringen zu lassen, während er überprüfte, ob alle Karten noch in seinem Besitz waren. Er zählte nach: 37…38…39…?!!! Eine fehlte!
    Der Spottende wedelte mit seinem Schatz hin und her, was die Anderen in noch lauteres Gelächter ausbrechen ließ: „Du suchst deinen „Cyber Phönix“? Das tut mir leid, aber das ist leider die einzig brauchbare Karte in deinem Schrotthaufen. Und es gibt welche, die so was besser gebrauchen können als Loser wie du!“
    Mako schossen Tränen in die Augen. Wieder war er auf sie hereingefallen. Und schon wieder war sein mühsam zusammengespartes Deck nutzlos. Er wollte grade anfangen zu flehen, zu betteln, überhaupt irgendwas zu sagen, da hörte man einen Knall und alle fuhren zusammen. Mit zorniger Miene stand Gerfried, der Besitzer des Kartenladens, vor dem die Gang Mako aufgelauert hatte, um ihn seiner boosterfrischen Karten zu entledigen. Nach dem ersten Schreck begannen die Jugendlichen die Beine in die Hand zu nehmen, gefolgt von den wütenden Rufen Gerfrieds: „Wenn ihr noch einmal hier auftaucht, mach ich euch alle! Stinkende Brut eines miesen Gauners!“ Als seine Wut abgeflaut war, hörte man nur noch das Schluchzen Makos.

    „Nun setz dich erstmal hin, das wird schon wieder.“ Gerfried hatte Mako auf eine Tasse Tee eingeladen. Er wimmerte immer noch, als er sich in den staubigen Sessel niederließ. Der etwas ältere Ladenbesitzer stellte dem Jungen eine Tasse hin und sagte: „Aber die hättest du doch vorher schon bemerken müssen. Hättest du mir etwas gesagt, hätte ich sie verjagt, bevor sie dir eine Karte klauen. Und auch noch eine so Gute. Du bist echt nicht von Fortuna gesegnet, mein Junge.“ Bei diesen Worten brachen die Tränen wieder aus Mako heraus. „Oh nein, tut mir Leid!“, entschuldigte sich Gerfried, „Ich weiß, wie viel euch diese Karten bedeuten.“ Nachdem er das Wasser aufgesetzt hatte, ließ er sich in den gegenüberliegenden Sessel fallen. Trotz der ärmlichen Verhältnisse in Neu-Noah war sein Zimmer ziemlich gemütlich eingerichtet und dafür, dass er alleine wohnte gut aufgeräumt, wenn auch etwas zu staubig. Für Mako war so eine Umgebung recht ungewöhnlich, so fühlte er sich zu aller Trauer auch noch fehl am Platz. Gerfried verdiente als Kartenhändler natürlich nicht schlecht. Sein Beruf gehörte zu den Angesehensten der Slums und er war nun fast achtzehn Jahre im Geschäft. Kartenläden waren hier so wichtig wie Schulen und Krankenhäuser. Sie brachten die Karten, die oben in Noah gedruckt worden unter die Leute. Und es waren nicht nur mehr diese bunten Spielkarten mit den komischen Bildern drauf, die man sammeln und gegeneinander kämpfen lassen konnte. Sie waren sowohl Macht als auch Reichtum. Sie waren die Währung, man konnte alles für sie bekommen. Die Menschen in den Slums, die sich nicht direkt das Essen und die Unterkunft durch ihre Arbeit verdienten, besorgten sich dies durch diese Stück Papiere. Es gab keine Münzen mehr, keine Scheine. Die Karten wurden absolut fälschungssicher in Noah gefertigt. Ohne sie lief hier unten nichts! Aber warum waren diese „Spielkarten“ so wichtig für die Leute hier? Nun, sie waren die Eintrittskarten in die Welt von oben. Nicht nur Noah, sondern darüber hinaus!
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    Tolle Karte!

  2. #2
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    Kapitel 2: Ägypten

    Ein staubiger Wind ging durch die Hallen, mehrere tausend Jahre alt und vom Sand zerfressen. Shade hielt sich schützend die Hand vor Augen, als er hinter einer der gigantischen Sandsteinsäulen hervorlugte. Er wusste, dass dort irgendetwas war. Es war nur die Frage, wer den anderen zuerst sehen würde. Als er wieder nichts entdeckte zog er den Kopf zurück… und wurde dadurch gerade so vor der Enthauptung bewahrt.
    Ein Hechtsprung brachte ihn aus der Reichweite des Speeres eines uralten Wächters dieser Hallen. Es war eine ziemlich dürre und trockene Gestalt in goldene Ringe und Ketten gekleidet, mit Speer und Schild bewaffnet. Ein rot glühendes Auge starrte den Eindringling durchdringend an und ein röchelnder Schrei entfuhr der verwesten Kehle.
    Shade kniff die Augen zusammen. Wie konnte er so unvorsichtig gewesen sein. Sonderlich schnell war diese Garde ja nicht. Sie zog den Speer wieder aus der Säule und stach erneut zu, doch dieses Mal war Shade vorbereitet. Er rollte sich unter dem Speerstich hindurch und schnitt mit der Klinge an der Seite seiner Duel-Armor in die staubigen Sehnen. Die Kampf-Ausrüstung der Kartenjäger war höchst spezialisiert. Neben der nötigen Technik um die wertvollen Karten zu spielen und ihre Seelen zum Leben zu erwecken und zu fangen, befand sich ein Nachrichtensystem mit dem man sofort und überall alle anderen Kartenjäger erreichen konnte, ein GPS und zudem die extrem scharfe, ausfahrbare Stahlklinge zur Selbstverteidigung ohne Karten in dem unscheinbaren Armschutz. Diese brauchte man öfter als es einem lieb war. So auch jetzt. Das Mumienmonster knickte ein und versuchte, sich auf seiner Waffe abzustützen, doch Shade entriss dem Untoten seine letzte Stütze und schlug mit einem Wirbel gegen seine Schläfe. Das Monster lag auf dem Boden, doch tot war es noch lange nicht. So stieß Shade den langen Speer mit aller Kraft in sein Rückgrat. Das Monster erschlaffte und begann sofort zu Staub zu zerfallen. Jetzt war das richtige Timing gefragt. Der Kartenjäger tippte etwas in die kleine Tastatur seiner Duel-Armor und eine der Papierkarten fuhr aus einer Öffnung. Diese zückte Shade und presste sie auf die Leiche. Der staubige Nebel, der aus dem Monster stieg, wurde von der Karte angezogen und flog in sie hinein. Die Karte begann zu vibrieren und weiß aufzuglühen. Shade hielt sie noch fester, denn es war wichtig, bis zum letzten Atemzug der Monsterseele. Als die Karte den Geist des Monsters vollständig aufgenommen hatte, wurde sie wieder normal. Doch jetzt lag ein merkwürdiger Schimmer auf ihr. Shade sah sich die Karte noch einmal genauer an. Sie hatte eine orange-braune Farbe. „Nubische Garde“ stand darauf. „Ruhe in Frieden.“, flüsterte Shade. Sein linkes Auge wurde feucht. Shade wischte sich entnervt darüber. Dieser blöde Staub.

    Shade trat wieder nach draußen in das grelle Sonnenlicht. Die Hitze in Ägypten war wirklich unerträglich. Um ihn herum war nur Sand. Über ihm ein blauer Himmel. Er warf seinen Mantel zurück, öffnete eine kleine Box in seiner Armrüstung und sah sich die Bilanz an. Für Ägypten waren neun Karten in einer Woche nicht schlecht. Es war Zeit nach Noah zurückzukehren. Shade zog die Tarnplane von seinem Motorrad, schwang sich darauf und machte sich auf den Weg in Richtung Heimat.

    Drei Tage später passierte er die streng geheimen Pforten nach Noah. Nach ungefähr einer Stunde Tunnelfahrt, vorbeiziehenden Lichtern und stetigen 230 km/h erreichte Shade die riesige unterirdische Kuppel, die Noah und seine Heimat beherbergte. Er fuhr auf einer kilometerlangen, frei schwebenden Autobahnbrücke Richtung Zentrum. Hunderte von Metern unter ihm zogen die schwarzen Dächer der Slums entlang. Shade sah hinab, eine Erinnerung an alte Zeiten.



    Kapitel 3: Der Kartenladen

    Mako trank seinen Tee. Den Verlust der Karte hatte er mittlerweile verkraftet. Hier unten musste man an so etwas gewöhnt sein, harte Schicksalsschläge gab es zuhauf. Makos Eltern waren gestorben, als er 2 war. Er lebte zusammen mit seinem Bruder in einer Baracke am äußersten Rande Ost-Neu-Noahs, einem der schlimmsten Viertel, da am weitesten von der Hauptstadt weg. Sein Bruder hatte ihm erzählt, dass sie einst oben in Noah gewohnt hatten. Dann aber starben ihre Eltern bei dem Überfall vor 11 Jahren in den unteren Etagen der Hochbautenkonstruktion. Ein paar Monster waren in das Zentrum der Stadt eingedrungen, herbei beschworen durch einen Riss in den Dimensionen. Sie wüteten fürchterlich, töteten hunderte von Menschen, ehe sie von den Kartenjägern gefangen und unschädlich gemacht werden konnten. Weil sich in dem Chaos damals keiner um die Kinder, Mako und seinen 7 Jahre älteren Bruder Yarou kümmern konnte wurden sie kurzerhand in die Slums gebracht, wo sie dann sehen sollten wie sie zu Recht kamen. Heute verdiente sich Yarou als Aushilfskraft im Krankenhaus Ost-Neu-Noahs, ein kleines Licht in einer dunklen Stadt.
    Ja, so war ihre Welt. Umso wichtiger war es, Freunde zu finden, denen man vertrauen konnte. Gerfried war einer der wenigen guten Seelen hier. Er wusste, dass es viele Kinder wie Mako hier gab und dass sie es nicht leicht hatten, ihre Träume zu erfüllen. Früher hatte er diese Träume auch gehabt, doch nun ist auch das zu lange her. Er konnte kaum mit ansehen, wie schnell ein Leben hier zu Grunde ging. So erschien es ihm umso wichtiger, wenigstens diesem hier einen winzigen Hoffnungsschimmer zu geben. Gerfried kramte in einer der Schubladen seiner alten Kommode und zog nach einigem Suchen eine Karte hervor. Mako sah neugierig auf. Der Kartenhändler legte sie behutsam auf den Tisch und schob sie in Richtung des Jungen, dessen Augen nun begannen zu leuchten. „Hier, nimm die, dann solltest du wieder einigermaßen spielen können“
    Mako nahm die Karte ungläubig in die Hand. Es war eine Zauberkarte namens „Sündenbock“. Eine gute Karte, die einem in manchen Situationen das Leben retten konnte.
    „Aber das kann ich doch nicht annehmen!“
    „Schon gut. Behalt sie einfach. Ist ja nicht so, dass ich sie noch brauchen würde.“
    Gerfried sah sehnsüchtig in Richtung Noah.
    „Meine Pläne, noch mal nach oben zu kommen habe ich schon vor Jahren aufgegeben. Dieses Leben reicht mir auch. Wenn diese Karte dir hilft, dass du es schaffst, war sie es allemal wert.“
    Als Mako in die traurigen Augen des alten Mannes sah überschwemmte ihn mit einem Mal ein Ehrgeiz, dass er aufsprang und stammelte: „I-Ich werde es schaffen! Das verspreche ich dir hoch und heilig!“
    Gerfried sah ihn an und lächelte.
    „Schon gut, Kleiner. Ich weiß, dass du nicht hier enden wirst. Du hast diesen Glanz in den Augen, der sagt: "Ich werde nicht aufgeben, bis ich es geschafft habe." Ich vertraue dir, dass du gut auf dich aufpasst. So, und nun verrate ich dir ein paar Tricks, mit denen du diese Jungs mit deinen Karten in Grund und Boden stampfst.“
    Last edited by Vorash; 14.08.2010 at 22:10. Reason: Verbesserung unlogischer Sätze
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    Tolle Karte!

  3. #3
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    Kapitel 4. Rückkehr nach Noah

    Shade stieg von seinem Motorrad. Er stand in dem Parkhaus des größten Bürogebäudes der Stadt. Die Sicherheits- und Kartenjagdzentrale. Nach dem Abschließen mit der CRI-Card fuhr er mit dem Fahrstuhl ins 53. Stockwerk, um dort Bericht über seine Ägypten-Mission zu geben. Auf halbem Weg stiegen zwei andere Kartenjäger hinzu. Shade erwiderte ihre freudigen Begrüßungen mit einem stummen Nicken. Einer der beiden, schwarzhaarig und mit weißer Uniform- der unterste Rang- fragte: „Und Shade, wie war Ägypten?“ Der andere in grauer Uniform –wahrscheinlich der Mentor- lachte trocken und sagte zu ihm: „Da fragst du lange! Shade ist zwar ein Held, aber einem Schweigsameren wirst du nie begegnen.“ Shade sagte wie immer nichts dazu und stieg einfach aus. Im Berichtsbüro erwartete ihn bereits Lohr, die Leiterin der Abteilung.
    „Shade! Wieder eine Woche zu früh!“
    „Hm…“
    „Ich weiß ja, dass du einer der Besten bist. Aber auch du solltest nicht so verbissen arbeiten. Das wird dir irgendwann noch zum Verhängnis. Na egal, dann zeig mal deine Beute her.“
    So hielt ihr Shade stumm die Karten hin. Lohr sah sie durch.
    „Nubische Garde, Einschüchtern, Magischer Pfeil, Heuschreckenschwarm, zwei Diener des Horus, ja da laufen dort echt zu viele rum in letzter Zeit. Okay, Nadeldecke, Geringerer Drache und… Mein Gott!! Der Bewaffnete Drache LV7!!! Wie bist du denn zu dem gekommen?“
    Shade hob seinen Arm. An der Unterseite des Oberarmes klaffte eine offene Wunde. Lohr fiel beinah in Ohnmacht. „Sa-Sa-SANITÄTAR!!!“, schrie sie schrill.

    Mit einem frischen Verband am Arm platzte Shade in die Versammlung der Kartenjäger.
    Oberst Hagen sah ihn kurz irritiert an. Eigentlich kannten sie dieses Verhalten ja schon. Nicht nur die schwarze Uniform bewahrte Shade vor einer Verwarnung, die er eigentlich schon lange verdient hatte.
    Das Gespräch war unterbrochen worden, die Ankunft eines der Top Drei der Kartenjäger allerdings hatte das Thema schon geändert.
    „Na so etwas. Du scheinst dich verletzt zu haben, Shade!“, bemerkte Hagen.
    Shade entgegnete nichts und gab seinen Bericht ab.
    „Kann ich gehen?“
    Hagen winkte nur enttäuscht und Shade verließ wieder den Raum.
    Allgemeines Gemurmel, vereinzeltes Gelächter. Hagen verkündete die Ergebnisse als Versammlungsleiter und es wurde schlagartig still.
    Stille Wasser sind tief.

    Kapitel 5. Mutiger Entschluss

    Da es so gut wie immer dunkel war in der unterirdischen Stadt, merkte Mako nicht, dass es schon 2 Uhr Nachts war als er sich auf den Weg nach Hause machte. Er war auch nicht wirklich müde. Sein Deck war mit 40 Karten wieder komplett und er war voller Tatendrang. Er würde mit seinen neuen Karten an die Spitze der Slum-Duellanten gelangen! Er sah sich die Karten seines Stapels an und freute sich über jedes einzelne Stück seiner Sammlung. Besonders die Monster hatten es ihm angetan. Oft fragte er sich, wie es wohl war als Kartenjäger dort draußen einer dieser furchterregenden Figuren gegenüber zu stehen. Jede Faser des Körpers gespannt, bereit mit seinen eigenen Monstern zurück zu schlagen. Die Karten wurden ein Teil von einem, jede war wichtig. Wenn er doch nur seinen Cyber-Phönix noch hätte…
    Da fasste Mako einen Entschluss. Er würde nie ein besserer Duellant werden, wenn er sich nicht seinen Ängsten stellte und Duelle gegen vermeintlich Stärkere antrat.
    Er wusste, wo seine Feinde sich aufhielten und er würde zu ihnen gehen. Er würde sie schlagen und alle Karten zurückgewinnen, die einst ihm gehört hatten!
    Last edited by Vorash; 13.01.2010 at 22:49.
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    Tolle Karte!

  4. #4
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    Kapitel 6. Die Vergangenheit

    Shade saß in seinem Zimmer und sah sich auf dem Rechner einen Dokumentationsfilm mit dem Titel „Der Anfang – Das Spiel“ an. Dies tat er traditionell immer an dem Todestag seines Mentors. Da er in Ägypten keine Zeit dafür hatte, tat er dies nun wo er etwas Freizeit bekam. Auf dem noch schwarzen Bildschirm erschienen 2 Namen.
    Shire Tatsunaga und Jack Yamamoto. Dies waren die ersten Kartenjäger der Geschichte gewesen. Und mit diesem Video hatte alles begonnen.
    Der Titel erschien. Noch immer kein Ton. Dann sah man Aufnahmen einer Handkamera. Zwei japanische junge Männer filmten ihren Gang durch eine Fußgängerzone von Tokio.
    Alles schien friedlich, die beiden unterhielten sich in Japanisch. Das war nicht übersetzt, aber auch nicht wichtig für den Verlauf des Films. Abrupt wurde die Ruhe unterbrochen. Unruhiges Gemurmel und Schreie. Der Kameramann hielt die Kamera gen Himmel. Dort zeichnete sich ein seltsames Schauspiel ab. Die roten Abendwolken verzerrten sich, wurden dunkler und rissen auf. Gleißendes Licht erhellte das verwackelte Bild. Die Menschen damals auf den Straßen mussten gemutmaßt haben einen Holo-Werbebanner dargeboten zu bekommen. Sie hätten es hoffen sollen. Die Kamera zoomte an das Licht heran. Eine schwarz glänzende Silhouette kam näher. Dann hörte man wie eine Druckwelle Fenster zum Bersten und Menschen zum Schreien brachte. Die nächsten Bilder waren undeutlich, verschwommen. Man sah Rauch, hörte Metall bersten und Menschen kreischen. Ganz kurz sah man einen gigantischen Ritter in einer verzierten Rüstung mit seinem mächtigen Schwert über eine verwüstete Straße gehen. Jemand schrie etwas, die Kamera wurde umgeschwenkt und man sah nur noch ein Maul voller sabbernder Zähne auf die Linse springen. Dann Rauschen und Schwärze.
    Die nächste Szene des Films spielte in einem kleinen dunklen Raum. Man sah die Lichter einiger Computer-Bildschirme und die Gesichter zweier abgearbeitet aussehender Männer. Anscheinend dieselben wie vorher auf der Straße.
    Sie sprachen von einer Entdeckung, die bedeutend für die Rettung der Menschheit sein würde.
    „Wie ihr bereits alle mitbekommen haben solltet, sind es Millionen verschiedener Monster und seltsamer unerklärlicher Ereignisse, die das Leben da draußen für uns zur Hölle machen. Wir, mein Freund Shire und ich, Jack Yamamoto, wir haben etwas Wichtiges herausgefunden! Lasst uns euch erst hier etwas zeigen.“
    Er drehte sich und die Kamera zum Bildschirm und öffnete eine Datei.
    Dies sind Aufnahmen, die wir von ein paar der Monster machen konnten. Wir sind wahrscheinlich nicht die Ersten, denen diese Gestalten bekannt vorkommen. Wir haben einen Versuch gestartet, diese Monster zu identifizieren und sind dabei durch sämtliche uns zugängliche Datenbanken gegangen. Das hier haben wir gefunden…“
    Er hielt die Kamera näher an den Bildschirm. Auf dem flimmernden Glas sah man das Bild einer großen fetten Ratte mit silbernem Fell und glühenden Augen. Sie hielt einen Schädel in der Hand. Daneben war etwas, dass wie eine Spielkarte aussah. Es war braun-orange, mit Sternen und Symbolen verziert. Das Bild in der Mitte der Karte stellte genau das Monster, diese gigantische Ratte, dar. Ironischerweise hieß die Karte auch „Riesenratte“.
    „Manche dieser Monster haben erstaunliche Ähnlichkeiten mit solchen, wie sie auf Sammelkarten abgedruckt wurden, mit denen unsere Vorfahren vor 1000 Jahren gespielt haben. Und nicht nur die äußerlichen Gemeinsamkeiten sind verblüffend, sondern auch das Verhalten! Sehen sie sich das hier an.“
    Er öffnete eine verlinkte Videodatei. Anscheinend hatte einer der beiden aus einem Versteck heraus den Kampf einer „Riesenratte“ gegen einen schwer bewaffneten menschlichen Kampftrupp gefilmt. Ein Panzer erwischte die Ratte, doch sobald ein Ungeziefer tot auf dem Boden lag, schien ein anderes schon seinen Platz einzunehmen. Riesenratte um Riesenratte tauchte aus dem Nichts aus. Jack stoppte die Filmsequenz.
    „Wie sie sehen haben Riesenratten die unangenehme Fähigkeit, immer wieder aufzutauchen, egal wie oft man sie tötet. Und schauen sie sich jetzt das an, was auf den Spielkarten „Effekttext“ genannt wird.
    „Wenn diese Karte als Ergebnis eines Kampfes auf den Friedhof gelegt wird –damit ist wahrscheinlich gemeint, wenn man sie durch Kampf tötet-, kannst du ein ERDE Monster mit einer ATK von 1500 –dies bezeichnet die Stärke des Monsters- oder weniger als Spezialbeschwörung offen in Angriffsposition beschwören.“ Wir haben uns mit den Regeln des Kartenspiels, das „Yu-Gi-Oh!“ genannt wurde, vertraut gemacht. Der Effekt besagt, dass man sich für jede zerstörte Ratte eine neue holen kann, denn sie ist ja ERDE, wie man hier oben sieht und besitzt weniger als 1500 ATK.
    Dies war nur ein Beispiel, wir haben noch weitere Gemeinsamkeiten herausgefunden.
    Dieses Video zeigt, wie eine Militäreinheit von seltsamen Schwertern aus Licht am Himmel komplett bewegungsunfähig gemacht wurde. Auch hier gibt es eine Karte zu. Die „Verräterischen Schwerter“.“
    Der Computerbildschirm zeigte nun eine grüne Karte auf der diese leuchtenden Damoklesschwerter abgebildet waren. Darauf stand, dass alle verdeckten Monster des Gegners aufgedeckt werden und diese drei Runden nicht angreifen können. So schien es auch mit den gezeigten Soldaten der Fall zu sein.
    „Und dann noch diese Karte, die Sakuretsu-Rüstung. Durch ihren Effekt zerstört sie ein angreifendes Monster.“
    Zu sehen war eine lila Karte.
    „Sehen sie sich dazu dieses Video an.“
    Das Video zeigte einen Mobile Suit, der einen Dämon, der fast ausschließlich aus Totenschädeln bestand, angriff. Mit einem Mal überzog eine Schicht aus Dornen und Stacheln den Körper des Monsters. Die Waffe des Mobile Suits zersprang und er explodierte, ohne ersichtlichen Grund. Man sah, dass die beiden alles riskiert haben mussten, um an diese Aufnahmen zu kommen.
    „Diese Mysterien werden aufgedeckt, wenn man sich die Karten dazu ansieht. Das sind keine Monster, sondern Zauber und Fallen, die die Situationen in Kämpfen abrupt ändern. Aus diesem Grund kann man nie genau vorhersehen, wer als Sieger aus dem Kampf hervorgeht, auch wenn eine Partei wesentlich stärker zu sein scheint.
    Soviel zu den Erklärungen. Nun stellen wir unsere Theorie auf:
    Wir glauben, dass die Monster und Geschehnisse unter keinem Umständen zufällig mit den Karten von „Yu-Gi-Oh!“ zu tun haben. Ja, wir vermuten sogar, dass irgendeine höhere Macht diese Karten gegen uns spielt. Die Erde ist ihr Spielfeld, seine Bewohner ihre Gegner. Ja, irgendwer spielt dieses Spiel gegen uns! Wir sind alle Teile des Spiels.
    Doch ich glaube nicht, dass wir nur die schwachen Monster sind die vernichtet werden! Wir können zurückschlagen! Jeder von uns kann seine Karten selber in die Hand nehmen und gegen die große Macht spielen!“
    Nun sah man den Jungen kurz aus dem Bild gehen und hörte ein Rascheln. Jack Yamamoto holte etwas hervor. Es war eine Schachtel, die mehrere dieser Karten enthielt.
    „Wir haben es geschafft, einige dieser Karten zu produzieren! Wir werden uns genauestens mit den Regeln vertraut machen und da raus gehen und uns den Monstern stellen. Vielleicht sind diese Karten unsere einzige Waffe gegen das, was da draußen geschieht!
    Wir werden es ausprobieren. Sollte unsere Vermutung stimmen, können wir vielleicht die Menschheit retten. Ist sie falsch, sind wir auch nur zwei weitere tote Menschen in dieser verrückten Welt.“
    Kurz herrschte Stille. Dann kam Jack ganz nah an die Kamera.
    „Wenn das das Letzte ist was man von uns sieht, hoffen wir, dass irgendwer diese Aufnahmen findet und unseren Gedanken weiterverfolgt. Hoffen wir das Beste!“
    Die Kamera wurde ausgeschaltet und für ein paar Sekunden war es schwarz und still.
    Die nächsten Szenen waren äußerst rasant und nicht immer ganz deutlich zu erkennen. Man sah wie die beiden Jungen wohl alle Mühe damit hatten, von dem schwarzen Dinosaurier, dem sie sich entgegenstellten nicht zerrissen zu werden.
    Irgendwann sah man nur noch das Wackeln der Kamera in einer Ödlandschaft und hörte Keuchen. Sie schienen ihren Plan aufgegeben zu haben und zu rennen. Kurz sah man den Dinosaurier, wie er sie verfolgte. Dann hörte man ein lautes Krachen und Brüllen, das Monster verschwand. Die Jungen blieben stehen. Immer noch ging die Kamera auf und ab.
    „Was ist nun passiert?“
    Das musste Shire gewesen sein, denn Jack hatte sich anders angehört.
    Zögerlich gingen sie an die Stelle, wo der Erdboden sich aufgetan hatte. Dort unten in einer Schlucht lag der verdrehte Körper der Urechse. Jack richtete die Kamera auf sich.
    „Wir haben überlebt… aber wie es aussieht haben unsere Karten rein gar nichts bewirkt. Wir kennen das Monster, es hieß „Uraby“ und war auch bei unseren mit dabei. Hier sehen sie die Karte. 1500 Angriffspunkte. Da haben wir uns vielleicht übernommen mit. Die große Stärke war aber auch der Grund, warum er in diese Fallgrube hier gefallen ist. Die Karte „Fallgrube“ sehen sie hier. Sie hat uns gerettet aber gespielt haben wir sie nicht.“
    Ein seltsamer weißer Rauch erschien im Bild und auch die beiden bemerkten ihn. Er schien in beide Karten hineingesaugt zu werden. Diese wurden dabei immer heller und schließlich glühten sie weiß. Jack hielt sie krampfhaft fest.
    Jedem zittern beim ersten Mal die Hände. Shade hatte das schon mehrere hundertmal gesehen und gemacht.
    Die Karten auf dem Bildschirm wurden wieder normal. Beide Jungs sahen sie mit großen Augen an.
    „Da- Das ist unglaublich! Die Karten scheinen die Essenz des Monsters und der Falle aufgenommen zu haben! Was hat das zu bedeuten?“
    Ein Jaulen ließ Shire und Jack zusammenfahren. Nach dem Schwenken der Kamera sah man einen großen silbernen Wolf auf die beiden zu stürmen.
    „Jack, lass uns abhauen!“
    Jacks Blick blieb eisern.
    „Vielleicht funktioniert es ja jetzt!“
    Jack streckte eine der beiden Karten hervor und rief: „Ich rufe Uraby!“
    Verschwommene Bilder. Dann sah man den großen Dinosaurier von vorhin mit dem Rücken zur Kamera stehen. Mit seinen Armen hielt er den großen Wolf fest. Gewaltige Kräfte wirkten dort gegeneinander. Der Wolf verbiss sich im Bein der Echse, doch diese packte das Ungeheuer im Nacken und brach ihm mit seinem festen Biss das Genick.
    Der Wolf fiel zu Boden und begann sich sofort wieder aufzulösen. Der weiße Nebel stieg wieder auf. Man sah Jack hastig in seinen Karten suchen, doch der Nebel war in sekundenschnelle verschwunden. Der Dinosaurier stand nun immer noch da. Er sah sich um aber schien keine Anstalten zu machen die Menschen anzugreifen.
    „Uraby ist jetzt unser Verbündeter, unser Monster. Dies bestätigt meine Theorie. Doch vorher mussten wir sein Leben in unsere Gewalt bringen, seine Seele in unserer Karte einfangen. Jetzt haben wir die Macht über ihn. Das Duell scheint erstmal vorbei zu sein.“
    Und der Dinosaurier schien im schummrigren Wüstenlicht zu verschwinden.
    Der Bildschirm wurde schwarz. Das war das Ende der Videodatei.
    Shade lehnte sich zurück. Mit diesem Video hatte alles begonnen, die Kartenjäger, der Widerstand der Menschen, sein Traum, einfach alles.
    Immer wieder sah er es sich an und dachte den Gedanken seines Mentors weiter. Wie beendete man das Spiel? Wie konnte die Menschheit endlich wieder in Frieden leben?
    Er hatte das Vermächtnis von Jack Yamamoto angenommen und musste es beenden.

    Irgendwann mitten in der Nacht kam ihm eine Idee. Er verließ sein Quartier und fuhr aus der Stadt, auch wenn es ihm nicht erlaubt war. Mit seinem Motorrad fuhr er die schmalen Stege in die Außenwelt entlang. Ein Gedanke kreiste in seinem Kopf. Die Konzentration verließ ihn allmählich, er hatte ja auch schon 2 Tage nicht geschlafen.
    Vor ihm erschien ein seltsames Licht auf der Straße. Verzerrt wurde die Luft. Eine Pranke schoss aus dem Nichts hervor. Shade erschrak, riss den Lenker herum… und schon schlidderte er zusammen mit dem Motorrad über die Straße. Ein Kreischen lag ihm in den Ohren, alles drehte sich. Ein harter Aufschlag. Schmerzen im verwundeten Arm. Das Motorrad rutschte noch zwanzig Meter weiter. Shade lag zusammengekrümmt auf dem Asphalt. Als die Taubheit verschwand, hob er ruckartig den Kopf… doch nun lag nichts Seltsames mehr in der Luft. Hatte er sich das nur eingebildet? Ein Knacken verriet ihm, dass zwar nicht sein Arm gebrochen war, aber seine Duel-Armor völlig zerstört war und sich in ihre Einzelteile auflöste. Dabei fielen auch die Karten seines Decks zu Boden und lagen überall auf der Straße. Unter Schmerzen sammelte er sie ein. 37, 38, 39, …?!!
    Wo war die vierzigste Karte? Hastig schaute er sich überall um, suchte sich und die gesamte Straße ab. Nirgends war etwas zu sehen. Eine schlimme Vorahnung erschloss sich ihm. Er beugte sich über die Leitplanke und sah hinab in die Tiefen. Seine Karte schien irgendwo in den Slums von Neu-Noah zu liegen.
    Und es war ausgerechnet diese eine Karte…
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    Tolle Karte!

  5. #5
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    Default Re: Nevergames

    Anmerkung: Kapitel 5 hat ein paar Sätze dazu bekommen.
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    Tolle Karte!

  6. #6
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    Default Re: Nevergames

    Kapitel 7: Zuhause

    Mako öffnete die Tür zu der Baracke aus Holz und etwas Metall, die sein Bruder und er bewohnten. Yaru war schon am Kochen. Es roch mal wieder nach Nudeln.
    „Hallo, Mako. Warum bist du denn so spät zuhause?“
    „Ach, das erzähl ich dir gleich beim Essen. Rufst du hoch, wenn es fertig ist?“
    „Wenn du eben den Tisch deckst, ja.“
    Murrend zog Mako zwei Teller und 2 Gabeln aus einer Kiste in der Ecke und stellte sie auf den kleinen Tisch in der Mitte des Raums. Auch wenn es eine kleine Baracke mit zwei Stockwerken war, die aus nur einem Zimmer bestanden, sie hatten es sich schon ganz nett gemacht. Das meiste was sie besaßen war in Stapelboxen und Kisten aufbewahrt. Sie besaßen einen Ofen in dem sie alles verbrannten, was nicht giftig war um zu heizen und zu kochen. Elektrizität war zwar vorhanden in den Slums, doch so was Teures konnten sich Yaru und sein Bruder nicht leisten. Wenigstens hatten sie immer irgendwas zum Essen da.

    Mako hockte oben und starrte angestrengt auf seine 40 Karten. Das wertvollste was er hier unten besaß. Es waren zwar schwache Karten, sonst hätte er wohl keine mehr von ihnen, aber er mochte sie. Würde das reichen um die fiesen Jungs zu schlagen?
    „Essen!“, rief Yaru von unten. Mako sprang auf und ging hinunter.
    Am Tisch fielen seinem großen Bruder die blauen Flecken an den Armen auf.
    „Haben die Söhne vom Schrotthändler dir schon wieder eine geknallt?“
    „Ja, aber das ist nicht so schlimm. Viel schlimmer ist, dass sie mir eine tolle neue Karte geklaut haben. Zum Glück hat mir Gerfried eine noch bessere Karte geschenkt. Jetzt hab ich wieder ein vollständiges Deck! Damit werde ich es diesen Ärschen schon heimzahlen!“
    Yaru knallte seine Gabel auf den Tisch.
    „Nichts wirst du tun! Bist du denn total durchgeknallt? Du musst endlich mal begreifen, dass das nichts weiter als Papier ist, was du verehrst. Es bringt dich nur in Schwierigkeiten! Warum richten dich diese Blagen so zu? Weil sie wissen, dass sie von dir einfach gute Karten bekommen, wenn sie zu solchen Mitteln greifen. Und du bist so dumm und rennst immer wieder in Gerfrieds Laden und tauschst Sachen, von denen wir haufenweise Essen kaufen könnten, gegen diese Karten! Und nicht mal um dir was anderes davon zu besorgen, nein, um damit zu spielen? Mit wem überhaupt?“
    „Ich geh manchmal zu den Treffs in Torga’s Bar. Da sind genug Spieler!“
    „Ja und genug zwielichtige Gestalten um den Laden auszurauben. Bist du dir eigentlich bewusst in welche Gefahren du dich begibst wegen diesem Scheiß?“
    Mako wusste, dass sich sein Bruder bloß Sorgen um ihn machte. Aber er war auch ein Trotzkopf wenn es um seinen Traum ging.
    „Das ist kein Scheiß!! Du wirst schon sehen! Irgendwann werde ich der beste Kartenjäger aller Zeiten sein!“
    „Na toll, dann wirst du halt von Monstern zerfetzt!“
    „Besser als ein Leben lang in dieser Gosse zu hocken!!“
    „Das reicht! Geh nach oben! Geh schlafen! Ich will dich für den Rest des Tages nicht mehr sehen! Ich schlaf hier unten und pass auf, dass du dich nicht nachts raus schleichst!“
    Wortlos schmiss Mako seine Gabel ins Essen und lief nach oben.

    Mako wartete eine halbe Stunde, dann packte er seine Karten zusammen, steckte sie in die Hosentasche und kletterte aus dem kleinen Fenster. Selbst für ihn war es eng, deswegen sollte sein großer Bruder nicht mal auf den Gedanken kommen, dass dies sein Fluchtweg war. Ein Fuß tastete nach den Holzplatten des Dachs und fand Halt. Mako quetschte den Oberkörper durch den Holzrahmen und schrammte sich die Seiten auf. Draußen kauerte er sich auf dem glatten Boden zusammen. Drei Meter unter ihm war der harte Sandboden.
    Er konzentrierte sich und sprang aus der Hocke. Ein kurzer Rausch.
    Der Aufprall schmerzte in seinen Füßen und Beinen. Die Knie sackten zusammen und der Junge musste sich auf den Händen abstützen. Schon waren seine Hände wieder dreckig.
    Doch irgendwas lag im Staub zwischen ihnen.
    Mako vergaß den Schmerz, hob den Gegenstand auf und stand langsam auf. Er hielt eine Karte in der Hand. Irgendjemand hatte sie verloren und Mako hatte das Glück, sie zu finden. Der Sand rieselte herunter und ein seltsam weißer Schimmer erhellte die Augen des Jungen.
    „Boah! Rotäugiger Schwarzer Drache?“

    Kapitel 8: Schwierigkeiten

    Shade rannte hastig die Stufen zum Waffenlager hinauf. Mit seiner CRI-Karte hatte er Zugang zu diesem, auch wenn sein Zutritt nicht unbemerkt bleiben würde.
    Er musste die Konsequenzen tragen. Viel mehr Sorgen machte er sich um die Konsequenzen seines Unfalls.
    Er nahm eine neue Duel-Armor aus der Halterung des Arsenal-Schranks und steckte sein Deck hinein. Eine Karte fehlte. Er ging zum Kartenterminal und holte sich Ersatz, der wichtig werden würde.
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    Tolle Karte!

  7. #7
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    Oh, hier ist ja schon einiges zusammengekommen. Da mir der Anfang gefallen hatte wollte ich ja eigentlich schon mal früher wieder reinschauen, aber bin doch erst jetzt dazu gekommen^^
    Gefällt mir soweit ziemlich gut. Dein Schreibstil ist ebenfalls nicht schlecht auch wenn mir persönlich ein paar Formulierungen leicht komisch vorkamen aber Fehler habe ich soweit nicht gefunden. Finde es interessant wie du das Spiel in deine Welt eingebaut hast und wie es diese verändert hat.

    eine kleine Sachen die mir beim lesen auffiel:
    „Nubische Garde, Einschüchtern, Magischer Pfeil, Heuschreckenschwarm, zwei Diener des Horus, ja da laufen dort echt zu viele rum in letzter Zeit.
    "da" und "dort" ist irgendwie doppelt gemoppelt in dem Satz, eins von beiden würde doch ausreichen

  8. #8
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    Quote Originally Posted by Vorash View Post
    Kapitel 4. Rückkehr nach Noah
    Hagen winkte nur enttäuscht und Shade verließ wieder den Raum.
    Allgemeines Gemurmel, vereinzeltes Gelächter. Hagen verkündete die Ergebnisse als Versammlungsleiter und es wurde schlagartig still.
    Stille Wasser sind tief.
    Sehr schön geschrieben, gefällt mir! Besonders das Schlusswort "Stille Wasser sind tief".

    Quote Originally Posted by Vorash View Post
    Kapitel 2: Ägypten
    Weil sich in dem Chaos damals keiner um die Kinder, Mako und seinen 7 Jahre älteren Bruder Pit, kümmern konnte wurden sie kurzerhand in die Slums gebracht, wo sie dann sehen sollten, wie sie zu Recht kamen.
    Ich meine, dass man in diesem Fall "zurecht" und nicht "zu Recht" schreibt; sicher bin ich mir aber gerade auch nicht. ^^

    Ansonsen: Tolle FF. Ich gestehe, dass ich anfangs kein Interesse daran hatte, als mir klar wurde wovon sie handelt, nämlich von YGO.

    Ich rechnete mit einer der vielen Geschichten, die nur irgendwelche Duellszenarien schildern, aber diese Form gefällt mir hingegen sehr.

    Es klingt zwar nach einer Standard Aussage, aber... bitte schreibe mehr davon.





    Das Wesen der Idee - Es geht weiter

    "Nur wer das Spiel mit dem Feuer nicht beherrscht, verbrennt sich die Finger."



  9. #9
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    Wow! Danke Leute für das tolle Feedback! Das motiviert zum Weiterschreiben. Werd mich gleich ransetzen.

    Freut mich, dass es euch gefällt^^
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    Tolle Karte!

  10. #10
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    Kapitel 9: Herausforderung

    Höhnisches Gelächter gellte in Makos Ohren. Er hatte all seinen Mut zusammen genommen und war zum Schrottplatz gekommen, der dem Vater der drei Jugendlichen gehörte. Diese Jungen im Alter von 14, 15 und 17 Jahren waren für Mako sein Nemesis. Stets träumte er davon ihnen es irgendwann heimzuzahlen.
    Sie hatten ihn schon durch das Fenster ihres Vorarbeiterhäuschens gesehen. Vor dem Wellblech-Gebäude war er ihnen entgegen getreten und hatte stotternd gesagt, er wolle sie zu einem Duell herausfordern. Wenn sie gewannen, bekamen sie alle seine Karten. Wenn er gewann, bekam er seine Karten wieder. Eigentlich hätten sie gut daran getan, das Duell anzunehmen. Mit ihren zusammengeklauten Karten hätten sie gar nicht verlieren können. Und auch wenn Makos Deck ein Schrotthaufen war, konnte man sich andere Sachen damit kaufen. Aber ihr jugendlicher Stolz und ihr Hass auf sich und die Welt ließen den Gedanken nicht mal zu.
    Sie fingen damit an Mako herumzuschubsen.
    „Was bildest du dir ein? Kommst einfach so hier auf unser Territorium!“
    „Besser, du wärst heut Nacht zuhause geblieben.“
    Der Älteste stieß ihn nach hinten, er stolperte über ein Bein und fiel in den Staub.
    Schnell rappelte Mako sich wieder auf und stammelte wütend: „Macht ein Duell gegen mich!“
    „Das sparen wir uns! Du bekommst gleich deine Tracht Prügel.“
    „Ihr seid ja bloß feige! Habt Angst zu verlieren!“
    Das erzürnte die Drei, so dass die beiden Jüngeren ihn packten und ihr Anführer ihm einen so starken Hieb in den Bauch versetzte, dass er wieder zu Boden ging. Diesmal krümmte er sich vor Schmerzen. Zitternd hob er das Gesicht.
    „Spielt gegen mich!“
    Einer trat ihm in die Seite. Dann folgte eine Tirade weiterer Tritte. Mako stützte sich auf seine Ellbogen und ließ es über sich ergehen.
    Nach einer Weile ließen sie wieder ab. Mako hatte seine Hand in die Hosentasche gesteckt und holte seinen Stapel Karten hervor.
    „Dann fang ich eben an.“
    Er mischte die Karten, legte sie in den Dreck und hob fünf Karten ab. Dann zog er noch eine. Die Bande sah es sich wortlos an.
    „Ich spiele Beulenungeziefer im Angriffsmodus. Ihr seid dran.“
    „Du Vollidiot! Hörst du uns nicht zu? Wir spielen nicht!“
    „Na gut, dann bin ich wieder. Ich ziehe…“
    „Er ist vollkommen durchgeknallt!“
    „Steinschmelzer im Angriffsmodus. Ich greife mit beiden direkt an. Ihr bekommt 1800 Punkte…“
    Das letzte Wort wich einem Keuchen. Noch ein Tritt in die Rippen.
    „Wann begreifst du es endlich?!! Du kannst nicht gewinnen! Keiner hier kann das!!“
    „Ich beende. Macht ihr was?“
    Die Stimme wurde immer leiser. Verzweiflung ließ ihn weitermachen und die anderen immer rasender werden.
    „Nein! Du…“
    Mako zog noch eine Karte und kurz leuchteten seine Augen wieder.
    Eine gewaltige Welle aus Schmerz ließ ihn, eh schon auf allen Vieren, erneut in den Staub fallen. Alle gleichzeitig hatten ihm in den Rücken getreten.
    „Du wirst hier sterben! Wir werden eh nie das Tageslicht erblicken! Also macht es nichts, wenn du heute schon das Ende siehst!“
    „Noch irgendwelche letzten Worte?“, sagte der Kleinste.
    „Ich opfere…“
    „Was?“
    Die letzten Worte waren nur mehr ein Flüstern.
    „… meine beiden Monster.“
    Nun verloren die drei Söhne endgültig die Kontrolle über sich. Der 17-jährige trat ihm mit der Hacke in den Hinterkopf. Erschöpft ließ Mako die Karte, die er fest in seiner Hand hielt, in den Schmutz fallen.
    „Du wirst begreifen müssen, dass alle Hoffnung verloren ist sobald du hier unten bist.“
    Der böse Junge hob den Fuß um die Karten zu zertrampeln.

    Ein Brüllen warf sie alle nieder. Aus schwarzen Wolken und Feuer erschien eine Kreatur, schwarz mit roten Augen. Ein Drache breitete seine Flügel aus. Auf dem Schrottplatz mitten in Neu-Noah war ein Monster aufgetaucht, das das Ende der vielen Menschen, die dort lebten, bedeuten konnte.
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    Tolle Karte!

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