So ist es mal wieder soweit und ich möchte mich auch einen weiteren Geschichte widmen. Ursprünglich wollte ich zuerst etwas anderes schreiben, aber die Idee hier sagt mir momentan mehr zu^^
Aber ich will an dieser Stelle auch nicht zuviel schwafeln. Kritik wie immer gerne gesehen
"Das kann doch alles nur ein schlechter Scherz sein!", regte sich der Mann auf, während er scheinbar ziellos durch die Gänge hastete. "Aber wenn ich es doch sage, es ist weder ein Witz noch ein Gerücht.", versuchte ein etwas jüngerer Soldat hinter ihm sich zu erklären. Er gehörte zu einer kleinen Gruppe Kundschafter, die vor kurzem zurückgekehrt war. Der Mann vor ihm blieb plötzlich abrupt stehen und stützte sich auf eine Fensterbank um hinauszusehen. Dabei trennte sie nicht einmal eine massive Wand von der Außenwelt. Spitzbogen schloss sich an Spitzbogen an und nur eine niedrige Mauer diente als Geländer. Die Stadt war so ruhig wie immer, vom Himmel brannte die Sonne herab und auch in der Wüste ließ sich nichts ungewöhnliches ausmachen. Er seufzte und setzte seinen Weg fort.
Er bekleidete einen hohen Rang innerhalb des Hofes und seine reich verzierte Kleidung zeugte davon. Seine schwarzen Haare waren ordentlich geschnitten auch sein Bart sah sehr gut gepflegt aus. An einem guten Ledergürtel hing ein Dolch, dessen Griff mit mehreren Edelsteinen besetzt war und ebenfalls ein Statussymbol darstellte. Sein Name war Alldraha. Der Soldat hinter ihm war einer seiner vielen Bekannten. Er unterhielt gute Verbindungen zu allen Schichten dieser Stadt, wodurch er immer bestens informiert war. Nur was er kurz zuvor zu Ohren bekommen hatte ließ ihn erschaudern.
"Du bist dir wirklich sicher?", fragte er noch einmal ohne sich umzudrehen. Der Soldat bejahte. Alldraha knirschte mit den Zähnen. Er war auf der Suche nach dem besten Magier des Hofes, doch wie immer wusste niemand wo genau er sich aufhielt. Allgemein war dieser Magier ein sehr seltsamer Kauz. Er ließ sich kaum blicken zu gesellschaftlichen Anlässen und außer mit dem Sultan wechselte er mit anderen Menschen kaum ein Wort, außer es ließ sich nicht vermeiden. Dazu noch seine Kleidung. Er hüllte sich in allerlei Stoff, so dass sein Körper darunter nicht zu erahnen war und selbst sein Gesicht war so gut verborgen, das nur die Augen frei blieben. Er wirkte vollständig wie einer der Wüstennomaden und nicht wie ein hochrangiger Hofmagier. Doch eben aufgrund seines Ranges konnte er sich soetwas erlauben.
Auch war er wohl der Einzige, der in dieser Situation einen Rat wüsste. Alldraha war sich zwar der Bedeutung der Worte des Soldaten bewusst, doch wie er damit umgehen sollte wusste er nicht. Eine plötzliche, heftige Erschütterung des Palastes ließ ihn zur Seite taumeln und nur mit Not konnte er einen Sturz vermeiden. "Was war das, Herr?", fragte der Soldat hinter ihm besorgt. Alldraha lief es kalt den Rücken herunter. Sollte es etwa schon zu spät sein?
Er hastete zum nächsten Fenster, da sie sich in einem teilweise geschlossenen Durchgang befanden und registrierte mit Schrecken die vielen kleinen Risse, die sich bereits im Mauerwerk gebildet hatten. Als er endlich einen Blick nach draußen werfen konnte, da verlor er alle Hoffnung die er vielleicht noch gehabt hatte. Der Himmel hatte sich verdunkelt und die Sonne war kaum mehr als ein angedeutetes Schemen in der Luft, das immer wieder verschwand. Doch es waren keinen Wolken, die das Licht raubten, es war Sand. Unmengen davon wirbelten durch die Luft und tanzten durch die Straßen der Stadt.
Während er dieses Schauspiel beobachtete, verschwanden die Häuser unterhalb des Palastes, eines nach dem anderen, im Wüstensturm. Merkwürdiger Weise hielt sich der Sand immer noch von hier fern und wütete allein in der Stadt. Der Soldat war inzwischen neben Alldraha getreten und zitterte offensichtlich. "Wir sind verloren!", bemerkte er und dennoch rannte er nicht davon, wohin auch. "Das Wüstenreich ist erwacht...", wiederholte Alldraha einen Satz aus dem Bericht des Mannes.
In diesem Moment nahm der Sturm an Intensität zu. Die Wüste machte sich daran diese Siedlung komplett zu verschlingen. Der Wind fauchte ohrenbetäubend und wie eine Flutwelle traf der Sand auf den Palast. Alldraha und der Soldat wurden von der Wucht zurückgeschleudert und stürzten zu Boden. Die winzigen Körner prasselten unentwegt gegen den Stein und ihre Körper. Die beiden schrien auf vor Schmerzen. Alldraha rappelte sich auf und zog den Mann mit sich. "Wir müssen hier weg!", schrie er gegen den Sturm, doch er wusste nicht ob der Soldat ihn gehört hatte.
Doch zumindest folgte er ihm und Alldraha ließ von ihm ab. Ihre Umgebung verschwand in den Gelb und Brauntönen der Wüste. Die beiden Männer rannten um ihr Leben. Aus dem Gedächtnis heraus versuchten sie ihren Weg ins Innere zu finden. Alldraha fand einen Durchgang und bog um die Ecke, als er plötzlich einen markerschütternden Schrei, verzerrt durch den Sturm, hinter sich hörte. Er blickte zurück und musste sich doch gleich wieder abwenden. Eine der Außenmauern hatte unter dem Druck des Sandes nachgegeben und war eingestürzt. Der Sturm war mächtig genug gewesen um die Bruchstücke quer durch die Luft zu schleudern. Der Soldat hatte keine Chance gehabt den Gewalten zu entkommen.
Als Alldraha einen erneuten Blick wagte, war der Leichnam bereits nicht mehr zu sehen, die Wüste hatte ihn zu sich geholt, genauso wie sie es bereits mit einem Großteil der Stadt getan hatte. Doch Alldraha hatte keine Zeit den Verlust zu beklagen. Er rannte weiter, tiefer in das Gebäude hinein. Unterhalb des Bauwerkes gab es ein ausgeprägtes Kellergewölbe und viele Tunnel fraßen sich durch die Felsen. Ihm fiel kein besserer Ort ein an den er hätte fliehen können. Doch es war vermutlich auch nur eine Frage der Zeit, bis der Sand jene Räume erreichte und ebenfalls übernahm.
Er hastete die Treppen hinunter und stellte erleichtert fest, dass der Sturm um ihn herum immer schwächer wurde, bis er gänzlich nur noch das Rauschen über ihm darstellte. Alldraha gönnte sich eine kurze Pause um wieder zu Kräften zu kommen. Über ihn tobte der Sand geräuschvoll durch die Gänge. Seine Kleidung war ruiniert und zerissen. Seine Hände waren wund und es klebte überall Blut an seiner aufgerissenen Haut. Es war wirklich so, als hätte die Wüste versucht ihn lebendig aufzufressen.
Ein lautes Donnern ließ ihn aufschrecken. Offenbar war etwas Größeres eingestürzt. Er konnte nicht länger hier verweilen, er musste weiter. Er raffte sich wieder auf und rannte die nächsten Treppen hinab. Schließlich erreichte er eine massive Holztür, den Eingang zu den Kellergewölben. Er versuchte sie zu öffnen, doch sie rührte sich keinen Millimeter. Er schluckte. Dann rüttelte er fester am Türgriff und schlug mit seiner Faust heftig gegen das Holz. Er wollte nicht zulassen, dass eine verfluchte, verschlossene Tür seinen Tod bedeuten sollte. Da hörte er Geräusche auf der anderen Seite. Sie klangen sogar nach Stimmen. Er pochte heftiger gegen die Tür und rief: "Öffnet die Tür! Lasst mich herein!"
Das Klimpern von Schlüsseln war zu hören. Das Schloss klackte und die Tür wurde aufgezogen. Alldraha stürzte hinein und fiel auf die Knie. Hinter ihm wurde der Zugang wieder verriegelt. "Alldraha, seid ihr das?", fragte eine erschöpfte Stimme und er schaute auf. Vor ihm stand der Sultan, sein Gesicht war müde und die Falten traten deutlich hervor. "Mein Herr!", rief Alldraha erfreut aus und senkte seinen Kopf kurz. Dann stand er auf. "Es freut mich zu sehen, dass ihr in Sicherheit seid.", sagte er. Dann schaute er sich um, und erblickte nur die zwei Wachen hinter ihm, die ihn eingelassen hatten.
Er wollte eine weitere Frage stellen, doch der Sultan gebot ihn zu schweigen. "Lasst zuerst eure Wunde versorgen, dann können wir reden." Eine der Wachen geleitete ihn in einen anderen Raum, wo ein kleine Gruppe Diener und Dienerinnen auf ihn wartete. Sie säuberten seine Wunden und verbanden jene, die etwas tiefer als normale Kratzer waren. Neue Kleidung konnten sie ihm allerdings nicht geben, so dass er mit seinen in Mitleidenschaft gezogenen Sachen vorlieb nehmen musste. Die Menschen wirken verängstigt und bedrückt, doch sie alle kamen schweigend ihren Aufgaben nach.