Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
Nachdem das „Kunst & Literatur“-Forum ja abgesehen von einem netten +1-Thread zu großen Teilen brach liegt, habe ich mich dazu entschlossen, mal einen Thread zu dem meiner Meinung nach besten Fantasybuch (beziehungsweise, in der Fortsetzung der besten Trilogie) seit langem zu eröffnen.
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Wer Lycidas liest, hat unweigerlich den Eindruck, als hätte der Autor einen vollkommen wahl- und ziellosen Streifzug durch Geschichte, Literatur und Mythologie unternommen und aus den unzähigen Fetzen, die er auf diese Weise zusammengetragen hat, ein großes Ganzes zusammengefügt, das genauso herrlich absurd ist wie es die Herangehensweise vermuten lässt.
Wer hätte gedacht, dass in „der Stadt unter der Stadt“ alte ägyptische Götter regieren, dass inner- und unterhalb Londons wahrhaftige Elfen leben und dass die Seraphim unter Lord Uriel sich bereits vor Jahrtausenden in den Oxford Circus zurückgezogen haben?
Was jetzt extrem merkwürdig klingt, fügt sich beim Lesen überraschend gut zusammen; bald schon überrascht es den Leser nicht mehr weiter, wenn die Protagonisten sich mit Göttern zum Nachmittagstee treffen oder auf den Spuren Dante Alighieris wandeln.
Ein weiterer Pluspunkt der Buchreihe sind die unglaublich skurrilen und doch glaubwürdigen Charaktere.
Protagonistin ist das zwölfjährige Mädchen Emily Laing, das zusammen mit seiner besten Freunding Aurora Fitzrovia seine Kindheit in einem Waisenhaus zubringen musste und schließlich seinem künftigen Mentor begegnet: Dem mürrischen Alchemisten Mortimer Wittgenstein, der die Gegenwart von Kindern überhaupt nicht schätzt und sich Emily nur auf Anfrage Lord Hieronymus Brewsters annimmt – einer ausgesprochen gebildeten Ratte.
Vervollkommnet wird die Riege der Hauptcharaktere durch den Elfen Maurice Micklewhite, der unter anderem dadurch auffällt, dass er nicht ganz so grazil war, wie andere Elfen, was Wittgenstein insbesondere seiner Vorliebe für exotische Schokoladen zuschreibt.
Jetzt habe ich relativ viel geschrieben ohne überhaupt auf den Inhalt des Buches einzugehen; was allerdings darin begründet liegt, dass man den Inhalt unmöglich in irgendeiner Form zusammenfassen könnte, ohne in massivsten Spoilern auszuarten. Das Buch lebt von seinen unzähligen Überraschungen und der Tatsache, dass selbst die grausamsten und bösesten Charaktere nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen.
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Damit ist der Thread freigegeben für die, die das Buch oder die Trilogie gelesen haben und für alle anderen, die irgendwas beizusteuern haben ;).
AW: Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
Dein kleiner Exkurs klingt interessant.
In welcher Zeit spielt das Buch den? Und wieviele Bänder gibt es?
AW: Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
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Azrael Dein kleiner Exkurs klingt interessant.
In welcher Zeit spielt das Buch den? Und wieviele Bänder gibt es?
Ich habe diese Bücher zwar noch nicht gelesen, aber eine deiner Fragen kann selbst ich dir beantworten:
Es handelt sich bei dieser Bücherreihe, wie man dem Threadtitel entnehmen kann, um eine Trilogie, folglich müsste diese Reihe genau 3 Bände haben. ;)
Nun zum Buch an sich:
Ich muss leider gestehen, dass ich bisher noch nie was von dieser Bücherreihe gehört habe, geschweige denn gelesen habe. Jedoch klingt das was du bisher so erwähnt hast wirklich faszinierend!
Ich werde bei nächster Gelegenheit mal die Rostocker Stadtbibliothek bzw. Buchhandlung durchforsten und nachsehen, ob ich den ersten Teil davon finden kann.
Wenn ich mich näher damit beschäftigt habe, werde ich mich natürlich ausführlicher zu diesem Thema äußern. ;)
AW: Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
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Azrael Dein kleiner Exkurs klingt interessant.
In welcher Zeit spielt das Buch den? Und wieviele Bänder gibt es?
Wie schon geschrieben: Trilogie.
Was die Zeit angeht. Das ist schwer zu sagen; die Bücher spielen über den Zeitraum von insgesamt sechs Jahren und bisher (Stand Buch 2) hab ich noch keine konkrete Angabe dazu gelesen.
Es ist recht eindeutig, dass es im "modernen" London spielt, also in etwa zu unserer Zeit. Die Erzählungen und Beschreibungen erinnern allerdings insbesondere in dem verborgenen "zweiten" London eher ans 19. Jahrhundert - man kann also sagen, dass die zeitliche Einordnung recht unwichtig ist.^^
AW: Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
Meistens tue ich mich ja schwer damit Bücher zu kaufen, aber deine Beschreibung klingt durchaus interessant genug, dass ich mir das wohl bei Gelegenheit auch mal anschauen werde^^
Zwar scheine ich in letzter Zeit Trilogien etwas abgeneigt zu sein aber mal sehen.
Quote:
Protagonistin ist das zwölfjährige Mädchen Emily Laing
Dazu hätte ich mal noch eine Frage. Ist das mehr oder minder glaubhaft, dass sie 12 ist? oder ist das nur ein Detail auf das keine weitere Rücksicht genommen wird und sie auch gut 20 sein könnte? Mir ist bewusst, dass sie sehr wahrscheinlich in irgendeiner Art und Weise schon "heldenhafter" sein wird, würde mich aber dennoch mal interessieren.
Wobei ich mir auch vorstellen kann, dass so etwas schnell mal untergeht in der eigenen Wahrnehmung bzw man nicht drauf achtet^^
AW: Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
Hm. Die Frage lässt sich nicht so ganz einfach beantworten.
Die meiste Zeit über hatte ich schon den Eindruck, als würde das mit dem Alter hinkommen. Ins besondere zu Beginn ist Emily da wirklich noch recht kindlich. Schwierig wirds dann im Verlauf der Handlung,
a) weil die Uralte Metropole, in der der Großteil der Geschichte spielt, etwas in der Vergangenheit zurückgeblieben ist und der Sprachgebrauch sich deutlich von dem modernen unterscheidet. Das sticht natürlich schon ins Auge, wenn eine 12-jährige dann anfängt, so altertümliche Sprachmuster zu benutzen.
und b) weil sie schon recht unglaubwürdig viel durchmachen muss im Verlaufe des Buches.
Aber wie gesagt, die meiste Zeit über hatte ich da kein störendes Gefühl bei.
EDIT: MIr fällt grade auf, dass ich doch tatsächlich vergessen habe zu erwähnen, dass Marzi sowohl einen extrem ungewöhnlichen Schreibstil als auch eine gewöhnungsbedürftige Erzählperspektive gewählt hat. Beides ist ebensooft Quelle der Kritik als auch des Lobes - also extrem schwer, objektiv zu bewerten. Mir hats einfach nur gefallen, aber das muss wohl jeder selbst herausfinden.
AW: Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
So, hab mich nun mal dazu überwunden und die Bücher gekauft (auch wenn der dritte Teil noch auf Reisen ist, weil nicht vorrätig gewesen)
Bislang muss ich sagen gefällt mir das ganze ziemlich gut auch wenn mich der Schreibstil hier und da ziemlich auszubremsen vermag. Ich habe zumindest das Gefühl, dass ich langsamer lese als bei anderen Werken. (was jetzt nichts schlechtes ist)
Quote:
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Wittgenstein
EDIT: MIr fällt grade auf, dass ich doch tatsächlich vergessen habe zu erwähnen, dass Marzi sowohl einen extrem ungewöhnlichen Schreibstil als auch eine gewöhnungsbedürftige Erzählperspektive gewählt hat. Beides ist ebensooft Quelle der Kritik als auch des Lobes - also extrem schwer, objektiv zu bewerten. Mir hats einfach nur gefallen, aber das muss wohl jeder selbst herausfinden.
Ich muss gestehe das ich bis auf ein zwei Stellen auch recht gut damit zurecht komme. Hier und da finde ich es allerdings schon etwas seltsam. Bin bislang noch beim ersten Buch und da gab es eine Stelle wo ich ein wenig ratlos wurde. Da springt er munter zwischen 3 oder 4 Zeitpunkten hin und her die sich untereinander abwechseln und argh... also bei der Stelle fand ich es fast grausam dem Leser gegenüber.^^
Und mir ist aufgefallen, dass er scheinbar überaus gerne Vorzeichnet.
AW: Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
Sooo, in Anbetracht dessen, dass ich endlich das dritte Buch durchhabe...
Geil o.Ô
Aber richtig.
Band 3 kann meiner Meinung nach wieder locker mit dem ersten mithalten.
Immernoch gibt es in jedem Kapitel mindestens eine nette Wendung des Geschehens; es kommen neue Charaktere vor, es kommen alte Charaktere vor und man weiß einfach nicht, wem man trauen kann und wem nicht.
Man erfährt mehr über Wittgenstein (yay, endlich!), die Fehde zwischen Manderley und Mushroom wird ein wenig näher beleuchtet und alles andere was vorkommt kann ich nichtmal anschneiden weil es ziemlich schnell in massive Spoiler abgleiten würde.
Das Ende hat mir zwar absolut, absolut, absolut, absolut nicht zugesagt; aber es spricht für den Rest des Buches wenn ich es trotzdem für sehr gelungen halte.^^
EDIT:
Fazit vergessen...
Fazit: Beste Buchreihe ever ^^
Schlicht und knapp, aber mehr gibt es aus meiner Perspektive nicht zu sagen.
AW: Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
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Wittgenstein Das Ende hat mir zwar absolut, absolut, absolut, absolut nicht zugesagt;
dito
hab das Buch auch heute durchbekommen, auch wenn ich mir eigentlich vorgenommen hatte mir länger Zeit damit zu lassen. Aber zum einen versuche ich Geschichten immer in einem Rutsch durchzulesen und andererseits waren die Bücher eigentlich die meiste Zeit über spannend, so dass ich immer wissen wollte wie's weitergeht oder wer hinter was steckt.
Für mich persönlich gibt es ein paar Sachen die mir insgesamt nicht an der Reihe gefallen haben (hauptsächlich wegen dem Verhalten mancher Charaktere an einigen wenigen Stellen), aber im Großen und Ganze ist es ziemlich fazinierend.
Das erste Buch würde ich dabei deutlich als meinen Favoriten sehen, einfach was den Aufbau sowie Abschluss der Handlung und die Länge betrifft.
Die anderen zwei Bücher empfand ich einfach zu kurz für deren Handlung was sich meiner Meinung nach jeweils am Ende dann gezeigt hat.
Ansonsten fand ich zwei Figuren besonderst toll
Mr. Fox
und Mr. Wolf
die beiden besitzen einfach ein gewisses Flair^^
AW: Christoph Marzi - Lycidas-Trilogie
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Souldragon Ansonsten fand ich zwei Figuren besonderst toll
Mr. Fox
und Mr. Wolf
die beiden besitzen einfach ein gewisses Flair^^
Sowieso. Und ich bin dem Autor echt dankbar,