Nachdem das „Kunst & Literatur“-Forum ja abgesehen von einem netten +1-Thread zu großen Teilen brach liegt, habe ich mich dazu entschlossen, mal einen Thread zu dem meiner Meinung nach besten Fantasybuch (beziehungsweise, in der Fortsetzung der besten Trilogie) seit langem zu eröffnen.
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Wer Lycidas liest, hat unweigerlich den Eindruck, als hätte der Autor einen vollkommen wahl- und ziellosen Streifzug durch Geschichte, Literatur und Mythologie unternommen und aus den unzähigen Fetzen, die er auf diese Weise zusammengetragen hat, ein großes Ganzes zusammengefügt, das genauso herrlich absurd ist wie es die Herangehensweise vermuten lässt.
Wer hätte gedacht, dass in „der Stadt unter der Stadt“ alte ägyptische Götter regieren, dass inner- und unterhalb Londons wahrhaftige Elfen leben und dass die Seraphim unter Lord Uriel sich bereits vor Jahrtausenden in den Oxford Circus zurückgezogen haben?
Was jetzt extrem merkwürdig klingt, fügt sich beim Lesen überraschend gut zusammen; bald schon überrascht es den Leser nicht mehr weiter, wenn die Protagonisten sich mit Göttern zum Nachmittagstee treffen oder auf den Spuren Dante Alighieris wandeln.
Ein weiterer Pluspunkt der Buchreihe sind die unglaublich skurrilen und doch glaubwürdigen Charaktere.
Protagonistin ist das zwölfjährige Mädchen Emily Laing, das zusammen mit seiner besten Freunding Aurora Fitzrovia seine Kindheit in einem Waisenhaus zubringen musste und schließlich seinem künftigen Mentor begegnet: Dem mürrischen Alchemisten Mortimer Wittgenstein, der die Gegenwart von Kindern überhaupt nicht schätzt und sich Emily nur auf Anfrage Lord Hieronymus Brewsters annimmt – einer ausgesprochen gebildeten Ratte.
Vervollkommnet wird die Riege der Hauptcharaktere durch den Elfen Maurice Micklewhite, der unter anderem dadurch auffällt, dass er nicht ganz so grazil war, wie andere Elfen, was Wittgenstein insbesondere seiner Vorliebe für exotische Schokoladen zuschreibt.
Jetzt habe ich relativ viel geschrieben ohne überhaupt auf den Inhalt des Buches einzugehen; was allerdings darin begründet liegt, dass man den Inhalt unmöglich in irgendeiner Form zusammenfassen könnte, ohne in massivsten Spoilern auszuarten. Das Buch lebt von seinen unzähligen Überraschungen und der Tatsache, dass selbst die grausamsten und bösesten Charaktere nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen.
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Damit ist der Thread freigegeben für die, die das Buch oder die Trilogie gelesen haben und für alle anderen, die irgendwas beizusteuern haben .