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Thread: Die Totenwandler

  1. #1
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    Die Totenwandler
    Kapitel 1 - "Wiedergeburt"

    „Der Tod ist nicht das Ende. Er ist nur die Tür zum nächsten Raum. Manchmal lässt sich diese Tür sogar von der anderen Seite aus öffnen.“

    Der Wind umsäuselte das Gesicht des jungen Priesters der an einem Baum gelehnt gerade in einem alten Buch blätterte. Das Gras um ihn herum wiegte sacht hin und her und die bereits gerötete Sonne spendete immer noch eine angenehme Wärme. Das Buch dessen Einband schon erste Zeichen des Verfalls aufwies handelte über die Kunst der Nekromantie. Doch wer in ihm ein hochinteressantes Werk über dieses Handwerk vermutete wurde bereits nach den ersten Seiten herb enttäuscht. Das Buch war nicht viel mehr als eine Ansammlung von Legenden und Gerüchten zwischen die man manchmal etwas Wahrheit eingestreut hatte. Rafel ließ das Buch langsam nach unten sinken und blickte darüber hinweg in die untergehende Sonne.
    Bald würde es dunkel sein, dann müsste er sich auf den Weg zurück ins Kloster machen. Seine Ausbildung zum Priester war schon fast abgeschlossen, doch bis zu seiner Prüfung würde er immer noch ein Novize sein. Er ließ das Buch nun vollends ins Gras gleiten und faltete die Hände hinter seinem Kopf zusammen. Bald würde er diese Idylle verlassen müssen und das harte oder eher chaotische Leben würde ihn wieder in seine Arme schließen, doch er war bereit dazu. Er wollte den Menschen helfen und die Ausbildung zum Priester hatte ihm die Möglichkeit gegeben seine Kenntnisse über die Medizin und Heilungsmagie zu vergrößern. Mit diesem Studium war es unvermeidlich gewesen sich näher mit dem Tod auseinander zu setzen. Nicht nur für den Fall, dass man entscheiden musste wer die größten Chancen hatte zu überleben sondern um ihn zu verstehen. Er wusste, dass er ein unausweichlicher Bestandteil des Lebens war, doch ihn faszinierten die Bestrebungen ihn zu umgehen. Die Nekromanten kannten viele Wege sich über den Tod hinwegzusetzen auch wenn dies meist mit unangenehmen Nebenwirkungen behaftet war. Doch Rafel wusste zu wenig darüber um sich ernsthaft eine Meinung bilden zu können. Dieses Buch hatte ihm auch kein Stück weiter geholfen. Er bedachte das Buch mit einem verächtlichen Blick und hob es auf. Die Sonne warf inzwischen ihre letzten Strahlen über die Hügel im Westen und wich der Nacht. Es wurde Zeit für Rafel zurückzukehren.
    Der Wind frischte nun auf und peitschte die wenigen Wolken über den bereits dunklen Himmel. Doch der Weg war nicht weit, nur ein kleiner Fußmarsch trennte die grüne Wiese vom Kloster. Rafel schritt bereits über die hölzerne Brücke die den Andun an dieser Stelle überspannte. Hier noch ein schwächlich anmutender Fluss schwoll der Andun einige Kilometer weiter Flussabwärts zu einem mächtigem Strom an der schon so manches Schiff in seine Tiefen gerissen hatte.
    Und da kam schon das Kloster in Sicht. In einem früheren Steinbruch gelegen wuchs es geradezu aus dem Fels heraus, doch dies hatte auch seine Nachteile. Der Steinbruch lag unterhalb des Flusses weswegen man bei zu starken Regenfällen durch einige der Gänge des Klosters schwimmen konnte. Die grauen Felsen warfen bereits ihre Schatten über den Kessel und in den Fenstern des Klosters konnte man den Schein der Fackeln und Kerzen deutlich erkennen. Die Erbauer hatten auf großartige Finessen verzichtet, das Kloster erinnerte an quadratische Felsblöcke die jemand übereinander gestapelt hatte. Eine zwei Meter hohe Mauer, verkleidet mit weißem Putz umgab das Kloster. Der runde Torbogen ragte deutlich aus der sonst geraden Mauer hervor und noch war das hölzerne Tor geöffnet. Rafel trat durch das Tor und wollte sein Zimmer aufsuchen, doch er sollte bald merken, dass er damit wohl noch warten musste.
    Kaum das er das Tor passiert hatte packte ihn eine kräftige Hand an der Kapuze seiner Novizentracht und zog ihn zur Seite. Die Hand gehörte einem Mönch dessen Namen unter den Novizen unbekannt war. Auch über welche Fähigkeiten er verfügte blieb ihnen verborgen, zumindest alle bis auf eine. Zwar sprach er so gut wie nie ein Wort in Gegenwart der Novizen, weshalb die meisten ihn einfachen den Stillen nannten, doch er schien ein besonderes Gespür dafür zu haben wenn jemand seinen Pflichten nicht nachkam. Noch bevor er in das Gesicht des Stillen blickte fiel Rafel ein, was er vergessen hatte. Mit Mühe hielt er dem strengen Blick der kristallblauen Augen stand und stammelte eine Entschuldigung zusammen: „Es tut mir leid… ich habe es total vergessen. Wisst ihr da war dieses Buch…“ Rafel zog das Buch unter seinem Mantel hervor, doch dabei war er zu übereifrig. Das Buch entglitt seinen Händen und fiel auf den staubigen Boden. Der Stille schüttelte nur seinen Kopf und hob es wieder auf. Als er es Rafel reichte sagte er noch: „Dann holt eurer Versäumnis nach.“ Damit schien die Sache für ihn erledigt zu sein und er ließ ihn neben dem Eingang stehen. Noch einige Sekunden verharrte Rafel scheinbar unschlüssig an der Stelle dann eilte er so schnell er konnte in die Bibliothek wo seine Pflicht ihrer Erfüllung harrte.
    Dort angekommen stellt er zuerst das Buch in sein Regal zurück, dann holte er sich vom Bibliothekar einen einfachen bereits leicht verrosteten Schlüssel und ging bis zum Ende der für das Kloster doch recht großen Bibliothek. Der letzte Bereich war doch ein engmaschiges Gitter vom Rest getrennt. Rafel schloss die Tür auf und gab ein leises stöhnen von sich. Zu unzähligen türmten sich Bücher vor ihm auf, weder sortiert noch stabil übereinander gestapelt. Seine Aufgabe war es sie in die teilweise schon leeren Regale wieder einzusortieren. Frohen Unmutes machte er sich daran den Büchern Herr zu werden.
    Nach Stunden der Arbeit glaubte Rafel, dass er für zwei Wochen kein Buch mehr sehen könnte ohne den Verstand zu verlieren. Geschafft erreichte er die Tür zu seinem Zimmer und öffnete sie. Sofort hielt er innen, er wirkte als ob jemand seinen Willen weiterzugehen endgültig gebrochen hatte. Sein sonst so ordentliches Zimmer war vom Chaos nahezu überrannt wurden, es war fraglich, ob er überhaupt sein Bett wieder finden würde. Zu allem Überfluss lagen überall seine Bücher verstreut und schienen ihn voller Hohn zu verspotten.
    „Ah, da bist du ja endlich Rafel! Weißt du ich habe meine Notizen verlegt und dachte ich hätte sie vielleicht bei dir liegen lassen…“ Diese Vertraute Stimme holte Rafel wieder weit genug in die Realität zurück, dass dieser sein Zimmer endgültig betrat und hinter sich die Tür schloss. Den Besitzer der Stimme konnte er jedoch noch nicht ausmachen. Doch da tauchten bereits die zersausten braunen Haare seines Freundes hinter seinem Kleiderschrank hervor. „Wie ich es mir dachte! Hier sind sie!“, triumphierend hielt er einen Stapel Zettel in die Luft die bis auf den letzten Millimeter beschrieben zu seien schienen. Eilig verstaute er sie unter seiner Tracht und wandte sich dem immer noch recht wortkargen Rafel zu. „Was ist den mit dir los?“, fragte er nun, scheinbar hatte er erst jetzt vollkommen bemerkt, dass Rafel mit fassungslosem Blick in seine Kammer starrte. Doch die Starre schien sich bereits zu lösen. Rafels Hand schnellte nach vorne und packte Falnars Schulter etwas unsanft als dieser aus dem Zimmer gehen wollte. „Falnar, wohin glaubst du gehst du?“ „Äh, in mein Zimmer?“ Falnar begriff in den nächsten Sekunden von Rafels Wutausbruch wie falsch diese Antwort gewesen war.
    Last edited by Souldragon; 15.03.2006 at 14:38.

  2. #2
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    "Ein sehr interessanter und zugleich mysteriöser Anfang, der definitiv Lust auf mehr macht!"
    Mein erster Gedanke, soweit ich mich erinnere... ^^
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  3. #3
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    hm, ähnliches ging mir auch grad durch meinen Kopf ^^


  4. #4
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    Nachdem Rafel sich wieder größtenteils beruhigt und Falnar bereits einen Großteil des Chaos das er verschuldete beseitigt hatte lockerte die angespannte Atmosphäre spürbar auf. „Und?“, fragte Falnar ohne aufzusehen und schob einen Stapel Bücher neben den Schrank. Rafel blinzelte und dachte kurz nach, setzte aber nicht zu einer Antwort an. Falnar wurde nun deutlicher: „Ich meine ob wir es nächste Woche versuchen wollen?“ Rafel ließ sich nun rücklings in sein Bett fallen das ihn sofort daran erinnerte warum er dies für gewöhnlich nicht tat. Das Bett schien nicht gewillt zu sein seine perfekte Form auch nur im Geringsten zu verändern, Rafel hätte sich genauso gut auf einen glatten Steinblock fallen lassen können. „Ich denke schon. Unsere Prüfung findet schließlich erst im Winter statt und wir haben gerade einmal Sommer.“, gab Rafel nun als Antwort während er versuchte sich nicht allzu sehr auf das Brummen in seinem Kopf zu konzentrieren. „Gut…“, damit war das Thema erledigt.
    Rafel und Falnar sprachen innerhalb des Klosters nicht gerne über das was sie vorhatten, weshalb Falnar nun auch etwas anderes ansprach: „Ich habe gehört wir sollen bald unsere neuen Gewänder bekommen.“ Rafel schloss seine Augen. Das waren einmal gute Nachrichten, es wurde endlich Zeit das seine Kleidung auch seiner Stellung entsprach. Die Novizen Tracht die er und Falnar trugen unterschied sich in keiner Weise von den der anderen Novizen, egal ob es sich um Neuankömmlinge oder Prüfungsanwärter handelte. Sie alle trugen denselben grauen Talar der mit einem einfachen Strick etwa um die Hüfte herum geteilt wurde und drei blaue Streifen auf der linken Schulter aufwies. Dazu besaßen sie noch einen weißen Mantel mit einer Kapuze, mehr hatten sie vom Kloster nicht erhalten. Was sie darunter trugen war ihnen überlassen. Doch bereits einige Jahrgänge vor Rafel war man dazu übergegangen die Priestergewänder bereits vor bestandener Prüfung auszuteilen, allerdings mit einigen Unterschieden die klar zeigten, dass es sich eben nur Anwärter handelte.
    Falnar hatte inzwischen das Zimmer wieder in seinen alten Zustand versetzt und stand auf. „Wir sehen uns dann morgen.“, sagte er zum Abschied und verschwand aus der Kammer. Rafel starrte noch einen Moment lang an die ergraute Decke von der an einigen Stellen der Putz abgeplatzt war, dann schwang er sich aus dem Bett. Seinen Mantel den er bislang auf dem Bett verstaut hatte warf er nun über den Stuhl und entledigte sich seines Talars. Dann löschte er die Kerzen und legte sich zurück auf sein Bett, behutsamer als er es vorhin getan hatte. Aber das Bett war so hart wie eh und je und die weiche Decke war da nur ein sehr geringer Trost.


    Rafel lief mit halb geschlossenen Augen durch die Gänge in Richtung des Ausganges. Sein silbrigblondes Haar war wild zersaust und eine Strähne fiel ihm ständig penetrant ins Gesicht. Da er ständig versäumte seinen Pflichten nachzukommen, hatte man beschlossen ihn vorsorgen zu lassen. In seinem Fall bedeutete dies soviel, dass er bis spät in die Nacht Bücher sortierte, Gänge fegte und Teller abwusch. Die wenigen Stunden die er auf seinem Bett verbracht hatte waren für ihn ebenfalls eher schädlich gewesen. Denn dank ihnen fühlte er sich wie gerädert. Nichts desto trotz konnte er sich nun absolute sicher sein, dass er diesen Tag frei hatte. Er torkelte also zum Tor hinaus und schlich den Feldweg hinauf aus der Grube des Steinbruches. Einige wenige Wolken trieben über den sonst strahlend blauen Himmel. Der Fluss floss gemütlich unter der Brücke hindurch und war außerordentlich klar, Rafel konnte fast jeden Stein am Grund erkennen.
    Diesmal führte ihn sein Weg allerdings nicht zu der grünen Wiese auf der er so manche Stunden verbrachte, nein, heute ging er einen anderen Weg. Der Steinbruch lag nahe einer kleinen Bergkette die zwar nicht sehr hoch war aber einige interessante Formationen aufwies. Vom Steinruch direkt führte kein Weg zu den Felsen, er musste erst eine Weile dem Pfad am Fluss folgen der ihn um den Steinbruch herum führte. Dort erhoben sich dann bereits die ersten Felsen, die wie Dornen aus der Erde ragten. Je weiter er ging, desto größer wurden sie und formten schon bald ein Labyrinth aus grauem Fels in dessen Eintönigkeit man schnell die Orientierung verlieren konnte wenn man einmal den Weg aus den Augen verlor.
    Der Wind pfiff sein einsames Lied zwischen den skurrilen Gebilden aus Stein und bis auf einige Eidechsen die sich auf den warmen Steinen sonnten sah er auch keine Tiere. Doch er war nicht hierher gekommen um die Landschaft zu bestaunen. Der Weg gabelte sich vor ihm, ein Schild wies den Weg zur nächstgelegenen Stadt und zeigte nach links. Rafel folgte dem Weg nach rechts und schon wenige Meter weiter endete dieser in einer Sackgasse.
    Er griff nach einem kleinen Vorsprung und zog sich an dem Stein hoch, der nur ein wenig größer war als er selbst. Vor ihm lag nun die trostlose und monotone Felslandschaft und es schlängelte sich kein Pfad durch sie hindurch. Risse durchzogen viele der Steine, kleine Rinnsale sickerten zwischen ihnen hindurch und vereinsamte Grasbüschel fristeten hier ihr Dasein aber in einiger Entfernung schien die Landschaft einzusacken. Dieses Tal zwischen den Felsen war sein Ziel. Wenn man nicht direkt danach suchte war es sehr unwahrscheinlich, dass man es finden würde.
    Rafel sprang von einem Felsen zum anderem und kam dem Tal immer näher. Die Felsen waren hier etwas runder als ob sie vom Wasser geschliffen worden wären. Rafel rutschte einen von ihnen herunter und hatte nun bereits schon einen guten Einblick auf das Tal. Der Boden bestand hier zwar ebenfalls aus demselben grauen und weißen Gestein, doch ein kleiner Wasserlauf kämpfte sich unbeirrt durch dessen Mitte und bildete vereinzelte kleine Pfützen. Ein grünes Band aus widerstandfähigen Gräsern rahmte ihn ein und erweckte so den Eindruck als ob man vor einem schlecht durchdachten Gemälde stünde. Falnar saß neben einer etwas größeren Wasseransammlung und beobachte gelassen das durchströmende Nass. Rafel gesellte sich zu ihm, doch statt ihn nach dem Verbleib von Seeak zu fragen betrachtete er wie unzählige Male zuvor die Ruinen eines längst verfallenen Gebäudes.
    Überall innerhalb dieser Berge fand man die Überreste einer alten Stadt, doch warum man sie in so einer trostlosen Gegend errichtet hatte oder was mit ihr geschehen war wusste niemand hier. Einige Säulen ragten voller Trotz immer noch in die Höhe und schienen nicht gewillt sich der Zeit zu beugen, ebenso wie einige kaum noch erkennbare Bodenfließen. Auch Mauerreste aus großen weißen Blöcken waren zu erkennen, doch niemand, Rafel ebenso wenig maß diesen Ruinen irgendeine besondere Bedeutung zu. „Weißt du wo Seeak bleibt?“, fragte Rafel nun doch. Seeak war der dritte in ihrer Gruppe und brannte darauf endlich zu erleben wie sich der Tod anfühlte. Falnar antworte ihm etwas verträumt: „Er meinte er müsse noch etwas vorbereiten. Er sollte aber bald kommen.“ Rafel musste unweigerlich lächeln, worüber wusste er selbst nicht. „Heute ist er an der Reihe…“ Seine Stimme klang nun verschwörerisch und Falnar neben ihm nickte: „Ja, wir haben es lange genug aufgeschoben. Er kann es kaum noch erwarten.“ „Ich weiß, aber wir müssen aufpassen, beim letzten Mal wäre es beinahe vorbei gewesen…“ Nach diesen Worten stand Falnar auf und sah Rafel ernst in die Augen: „Wir machen das weil wir es wollen. Wenn etwas schief geht dann sind nur wir allein Schuld. Doch es wird nichts passieren dafür wissen wir bereits genug.“ Er klopfte Rafel ermutigend auf die Schulter welcher diese Geste dankbar annahm, obwohl Mut das wenigste war das ihm im Moment fehlte.

  5. #5
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    Der Wind pfiff sein einsames Lied zwischen den skurrilen Gebilden aus Stein...
    Huuh, das tönt gut.
    Der Rest aber auch
    Sehr schön, weitaaaah


  6. #6
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    Gefällt mir sehr gut.
    Da freut man sich schon auf die Fortsetzung.

    So viel guten Lesestoff (all die neuen FF's hier) gab es schon lange nicht mehr.

    “ladida”

  7. #7
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    Jup, ich kann fua nur zustimmen!
    So ein Wettbewerb ist der wahre Konjunktur-Booster!

    Der Teil war recht schleierhaft gehalten - gefiel mir sehr gut...
    Geich wird's cool... *sich den Mund zu halt*
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  8. #8
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    So was hört man doch gerne

    Da prasselten einige kleine Kieselsteine die Felsen herunter und sprangen munter ins Wasser. „Da bin ich schon!“, verkündete eine freudig erregte Stimme hinter ihnen. Seeak war etwa ein Jahr jünger als Rafel und Falnar doch sie verstanden sich prächtig miteinander. Damit waren die drei nun also komplett. Ein schwacher Windhauch sirrte durch die Felsen und das wenige Gras wiegte sich sanft hin und her.
    Die drei gingen auf einen größeren Steinblock zu der wie ein Altar zwischen mehreren Säulen stand. Falnar legte eine weiße Wolldecke über ihn und stellte sich an das rechte Ende des Steines während sich Rafel an das Linke stellte. Seeak schien einen Moment zu zögern, dann aber ging er fest entschlossen auf den Stein zu und legte sich auf ihn. „So, versuch nun so ruhig zu werden wie du kannst.“, wies Rafel ihn an und Seeak schloss die Augen.
    Falnar holte nun zwei kleine, etwa faustgroße Beutel aus seinem Mantel hervor und legte je einen links und rechts neben Seeaks Kopf. Dann öffnete er sie und entnahm ihnen je eine Handvoll weißen Sandes. Diesen streute er nun in einem Halbkreis um Seeaks Kopf und einen weiteren über dessen Brust. Rafel ging nun um den Stein herum und blieb ungefähr bei dessen Mitte stehen. „Atme tief ein und wieder aus.“, sprach er in einem beruhigenden Tonfall und zog zwei kleine Feuersteine aus seinem Mantel hervor. Mit ihnen schlug er einige kleine Funken die den weißen Sand mit einem leisen zischen entzündeten. Seeak zuckte kurz zusammen, zwar verspürte er keine Hitze doch der Sand war mit einem hellem aufblitzen in Flammen aufgegangen. Doch dafür spürte er etwas anderes.
    Die grauen Flammen die nun um ihn herumtanzten erzeugten einen kaum wahrnehmbaren Nebel der Seeak bereits vollkommen umhüllte. Er fühlte sich schläfrig und entspannt. Nichts schien ihn noch aus der Ruhe bringen zu können, doch es fiel ihm zunehmend schwerer die Eindrücke fest geschweige denn auseinander zu halten. Seine ganze Wahrnehmung schien einzuschlafen und auch das Denken fiel ihm schwer. Langsam dämmerte er so hinüber in das Dunkel des Schlafes.
    Falnar trat nun zu Rafel und sah ausdruckslos auf den schlafenden Seeak: „So, das war der einfache Teil.“ „Ja“, bestätigte Rafel, „Nun kommt das schwerste. Wir sollten ihn nicht zu lange dem Gift aussetzen.“ „Ja, sobald es seine Wirkung tut, werden wir ihn zurückholen. Das dürfte kurz genug sein.“ Rafel nickte diesmal nur. Sie hatten ihn zwar gewarnt, doch es war fragwürdig ob sie sich der Schuldgefühle entziehen könnten falls sie scheiterten.
    Falnar legte nun seine Hand flach über den Mund des Jungens der sein Leben vor wenigen Sekunden in ihre Hände gelegt hatte. Rafel legte seine beiden Hände übereinander auf Seeaks Bauch und schloss die Augen um sich besser konzentrieren zu können. Mit einem Nicken bestätigte er, dass er bereit war und Falnar zog mit seiner freien Hand eine kleine Phiole aus seinem Mantel hervor. Eine klare Flüssigkeit befand sich darin. Er zog den Korken heraus und tropfte etwas davon in Seeaks Mund. Sorgfältig verschlossen verschwand die Phiole daraufhin auch schon wieder. Der Körper des Jungens vor ihnen zuckte schlagartig heftig zusammen und entspannte sich wieder, ein deutliches Zeichen dafür, dass das Gift seine Wirkung tat. Seine Augen zuckten wild hin und her und die ersten Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Als sein Körper nun vollständig erschlaffte und er fast schon friedfertig aussah ergriff die beiden anderen nun eine geschäftige Hektik.
    Rafel begann leise einen alten Spruch zu rezitieren und seine Hände schienen leicht aufzuleuchten bei jedem Wort das er aussprach. Falnar selbst zog ein weiteres Fläschen hervor, dieses war jedoch mit einer grauen Substanz gefüllt. Er verabreichte den gesamten Inhalt ihrem Freund und presste seine Finger auf bestimmt Reizpunkte in der Nähe des Nackens. Rafel zog nun seine Hände auseinander und ließ sie über den immer noch regungslosen Körper gleiten, dabei nahm die Intensität des Lichts das von ihnen ausging deutlich zu.
    Dann presste er sie Ruckartig auf Brust und Bauch und ein Schock ging durch den gesamten Körper. Rafels Hände glühten förmlich auf bevor ein zweiter Impuls durch die Glider von Seeak schoss. Falnar forderte Rafel kurz auf: „Noch einmal!“ Wieder löste Rafel einen Impuls aus und diesmal schien er damit auch Erfolg zu haben.
    Seeak atmete tief ein und seine Muskeln spannten sich wieder. Rafel und Falnar jedoch sackten in die Knie, erleichtert darüber das alles funktioniert hatte. Ihr Freund schlug indes die Augen auf und schien einen Momentlang verwirrt darüber zu sein wo genau er sich befand. Dann wich dies dem Ausdruck grenzenloser Sicherheit und Seeak schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder aufschlug war nichts mehr davon zu sehen. Er drehte sich zu den beiden anderen um und blickte sie erfreut an. „Es war atemberaubend!“, platzte es aus ihm heraus, eine Reaktion die sie erwartet hatten.
    Sicher drängte alles in ihm dazu ihnen alles zu erzählen woran er sich noch erinnern konnte. „Ja, es ist schwer zu beschreiben oder?“, ging Falnar darauf ein während er sich gegen einer der Säulen lehnte. „Genau. Es ist als ob man alles durch einen Vorhang sieht! Ich glaube sogar, dass ich euch gesehen habe.“ Wieder bestätigendes Nicken, so war es bei ihnen auch gewesen. Seeak schien nicht so recht zu wissen wie er seine Begeisterung in Worte fassen sollte, vielleicht konnte er auch die Bilder nicht wirklich fest halten. „Nun, es ist für uns alle eine neue Erfahrung gewesen. Ich denke es wäre besser wenn du dich ein wenig ausruhst, dann kannst du auch wieder klarer darüber nachdenken.“ Rafel setzte ein freundliches Lächeln auf, doch man sah ihm seine Erschöpfung deutlich an.
    Seeak schein dies erst jetzt aufzufallen, allgemein schien diese Welt nun erst wieder seine volle Aufmerksamkeit einzunehmen. Mit etwas Besorgnis in der Stimme fragte er nach: „Stimmt etwas nicht? Gab es Probleme?“ „Nein.“, antwortete Rafel bestimmt und hob abweisend die Hand: „Es ist immer so anstrengend.“ Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: „Du kannst schon wieder ins Kloster zurückgehen und dich ausruhen, wir reden nachher darüber.“ Rafels Stimme erlaubte keinen Widerspruch und Seeak fand sich wohl zunächst damit ab. Er nickte und begann die Felsen hinaufzuklettern. Schon bald war er aus dem Sichtfeld der beiden Priesteranwärter verschwunden.
    Nachdem sie sich sicher waren, dass er wirklich weg war tauschten die beiden besorgte Blicke. „Wir hätten es fast nicht geschafft! Ich habe meine ganze Kraft aufbringen müssen um ihn zurückzuholen.“, gab Rafel zu und Falnar bestätigte dies. „Ja, es war als ob wir einen Kieselstein ins Meer geworfen und einen Felsbrocken herausgezogen hätten. Aber es scheint ihm gut zu gehen.“ „Ja, aber langsam glaube ich, dass wir uns vielleicht doch übernommen haben. Wir sollten zumindest es so schnell nicht wieder versuchen.“ Rafels Worte stimmten Falnar doch nachdenklich. Vermutlich war es das Beste erstmal mit den Versuchen aufzuhören zumindest solange bis sie sich selbst wieder sicher waren. Den nun war es bereits zum zweiten Mal passiert, dass beinahe wirklich jemand gestorben wäre, ein Umstand der an den Nerven der beiden nagte. An diesem Tag sahen sie Seeak nicht mehr, weder beim Essen noch sonst wo. Vermutlich war er zu sehr mit seinen Erlebnissen beschäftigt weshalb sich die beiden auch dagegen entschieden ihn in seiner Kammer zu suchen. Seeaks Erlebnis beschäftigte ihn wirklich wenn auch auf eine andere Art und Weise als sie es vermuteten.

  9. #9
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    Tja, was soll ich sagen?
    Toll
    Super. Sehr schön.
    Ich glaub ich schreib auch ein bisschen bei meiner Story weiter... =/ mal schaun wieviel ich noch schaff...


  10. #10
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    *freudig umher hüpf*
    Ja ja, ich sagte es ja...

    Genialer Teil!
    Einfach toll geschrieben!
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