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Dritte Einsendung

In Nebels Armen

Der Nebel verschlingt vom Norden bis hin zum Süden der Stadt alles was sich ihm in den Weg stellt. Er öffnet seine Augen, das dunkle Scheinen des Nebels blendet die Tiefen seiner Seele. Zu viel verlangt scheint es aufzustehen, in die dunkle kalte Außenwelt. Gerädert von der letzten Nacht steht er nun doch auf. Der Rücken verkatert, schleicht er sich nun in die Küche, wühlend nach Aspirin in der Hoffnung dass diese die grausamen Kopfschmerzen und eventuell einen Teil der Erinnerungen des Vortags auslöschen. Zu sehr schmerzt die Erinnerung an jenes herzzerreißende Ereignis welches wohl auf Ewig Narben in seinem Gewissen zurücklassen wird. Wie konnte er ihr das antun...? Im Schein des Mondes, scheinheilig und von hinten? Wie es ihr wohl geht, sie lief weinend die Straße herunter, und ihre Tränen fühlt er noch heute auf seiner Faust. Aber nein – nicht denken kann er daran ohne dass es ihm die Tränen übers Gesicht treibt. Er zieht sich an, Schuh, Shirt und Jacke. Er geht den unaufgeräumten Flur seiner Mietwohnung entlang und schließt die Tür hinter sich. Die Treppen hinunter gelaufen und die Haustür geöffnet steht er im kaltem Windzug der Plattenbaugasse. Den Bahnhof als Ziel macht er sich auf den Weg, vorbei an den flackernden, orange leuchtenden Laternen und ihren fliegenden Mitbewohnern. In der Tat, es ist zu kalt für einen vermeidlichen Sommertag. Doch endlich am Bahnhof angekommen macht er sich auf den Weg zum S - Bahngleis. Links und Rechts die Betrunkenen Obdachlosen und die vollgedröhnten Junkies im Blick. Es bringt nicht gerade Mut zum Leben diese armen Kreaturen verwahrlost in den Ecken eines schmutzigen Bahnhofsabteils zu sehen. Er schleicht nun langsam die Treppen des Bahnhofs herauf, man sieht jede soziale Schicht in einem Treppengang, die die penetrant stinkenden Obdachlosen die gerade ihren Rausch ausgeschlafen haben, die karrieregeile Businessfrau in ihrem viel zu engen Anzug, bis hin zu normalen Menschen mit den normalen Alltagssorgen. Doch eines haben sie alle gemeinsam, die bedrückten Gesichter die sie in Zeiten von Arbeitslosigkeit und Finanzkrise zeigen. Endlich den Gipfel der Treppe erreicht begibt er sich auf den Bahnhof, vorbei an dem Fahrkartenautomaten für welchen er in seinem tiefen Gedankengang keine Verwendung findet. Er steht am Rand, am Rand des Bahnsteigs, am Rand des Lebens. Langsam durchdringt der grelle Scheinwerferstrahl der S – Bahn das Nebeldickicht welches selbst im Inneren des Bahnhofs deutlich zu vernehmen ist. Sein Herz klopft, das Blut schießt im förmlich durch die Arterien, immer schneller nähert sich die Bahn. Die Bahn hat den Bahnhof erreicht, fährt in ihn ein. Nun fällt er. Das Leben wie in einem Film an sich vorbei ziehen sehend, befindet er sich langsam im Kippflug Richtung Gleise. Plötzlich reißt ihn ein Griff an seinem Arm aus seiner Nahtoderfahrung, mit unbeschreiblicher Brutalität wird er zurück auf den Bahnsteig gerissen. Die Person nimmt ihn fest in den Arm. Sein Blick ist starr, nicht verarbeiten kann er die jetzigen Geschehnisse. Seid langem fühlt er wieder Wärme auf seinem Körper und in seinem Herzen. Seid langem erscheint ein Licht am Ende des Tunnels, ein Licht das Mut zum weitermachen gibt. Allmählich begreift er was passiert, dass sie weinend in seinen Armen liegt. Warum, fragt er flüsternd und mit zitternder Stimme. Doch es folgt Schweigen. Jedoch ist ihm dies in jenem Moment gleichgültig, er genießt es sie in seien Armen zu wissen. Sie richtet sich wimmert von ihm auf und schaut ihm mit Tränen in den Augen ins Gesicht. Zutiefst ist er, der eben noch so voller Glück war, betroffen von diesem Anblick. Er drückt sie von sich weg und steht auf. Verzweifelt schaut sie ihm mit verweinten Augen ins Gesicht. Ihr Liedschatten verschmiert. Doch kalt wendet er langsam den Blick von ihrem Gesicht ab, steht auf, dreht sich um und verschwindet in der Undursichtigkeit des Nebels. Zu tief sitzen das schlechte Gewissen und die Angst dass er ihr wieder etwas antut. Sein Geist ist leer, es beginnt zu regnen. Die kalten Tropfen in seinem Gesicht retuschieren die Tränen die er gerade vergießt. Der Weg scheint kein Ende zu nehmen, bis zum Horizont erscheint die Straße mit ihren unzähligen Laternen. Jeder neue Versuch über sein Leben nachzudenken bringt ihn vor ein neues menschlich – moralisches Rätsel auf dessen Lösung er keine Antwort findet. Es vergehen Minuten, Stunden, in denen er läuft und läuft. Vorbei an den prunkvollen Monumenten, den Touristenhorden welche auch dieses Wetter nicht abschreckt. Keinen Funken Aufmerksamkeit schenkt er ihnen. Immer tiefer verläuft er sich in das eigene Gedankenlabyrinth. An einer Brücke angekommen bleibt er stehen. Starr schauend auf den reißenden Strom der Spree. In Gedanken das Szenario des Springens tausendmal durchspielend. Doch er stockt, es läuft eine einzelne Person an dem Ufer welche aus tausenden heraussticht, ist sie es? Nachdenklich und schockiert zugleich steht er wie angewurzelt an dem Brückengeländer. Langsam und mit verdutztem Gesichtsausdruck torkelt er von der Brücke weiter in die innenstadt. Sein Weg führt ihn durch den Stadtpark in dem trotz dem schlechten Wetter die kleinen Kinder spielen. Er setzt sich auf eine nahegelegene Bank und beobachtet die Kinder entgeistert. Nach einigen Minuten sind er, seine Tasche und seine komplette Kleidung vollkommen durchnässt. Es sind zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, sie spielen gemeinsam mit einem kleinen weißen Ball. Von dem fröhlichen Lachen der Kinder in eine weitere gedankliche Achterbahnfahrt entführt spürt er plötzlich wie der kleine Ball an seinem Fuß anstößt. Er hebt ihn auf und schaut ihn an. Einige Sonnenstrahlen durchdringen das Wolkendickicht und scheinen über weite Teile des Parks. Der Ball beginnt durch den auf ihm liegenden Wasserfilm in einem grellen Weiß zu leuchten. Geblendet von diesem Licht kneift er die Augen zu als er hört wie ihn jemand anspricht. Nach näherer Betrachtung merkt er, es ist der kleine Junge der schüchtern nach seinem Ball fragt. Es zieht sich wieder dunkel zu. Mit gesenkten Augenliedern legt er dem Jungen den Ball in die Hand und geht wortlos. Erneut fängt es stark an zu regnen.
Schutz vor dem monsunartigen Regen suchend steigt er in eine U – Bahn. Der Regen prasselt bei Ausfahrt aus dem Bahnhof an die Fensterscheiben als die Bahn allmählich in einen schützenden Tunnel fuhr. War es wirklich sie an dem Flussufer? Hat sie ihn gesucht? Tausend Gedanken gehen ihm durch den Kopf, doch keine logische Erklärung mag ihm in den Sinn kommen. Es ist bereits eine Weile vergangen und nach geraumer Zeit hat er den Bahnhof erreicht. Es ist bereits ziemlich finster, und er läuft in langsamen Schritt die Treppen des Bahnhofs hinauf. Den Kopf auf den Boden gerichtet, verlässt er das Bahnhofsgelände als er plötzlich einen stechenden Schmerz im Rücken verspürt. Mit aller Kraft versucht er weiter zu gehen, doch er sackt langsam zusammen. Er beginnt zu zittern und merkt wie jemand seine Tasche durchwühlt. Doch die Person verschwindet eilig. Er fasst sich an den Rücken und zieht sich die nun blutrote Hand vor`s Gesicht. Das Zittern wird stärker, sein Puls steigt an. Hilflos liegt er auf dem Gehweg, doch plötzlich sieht er eine Person aus dem Nebel steigen. Sie lehnte sich nun zu ihm runter und klopfte hektisch auf seine Wange. Er schaffte es einfach nichtmehr ein klares Bild in seinem Kopf zusammenzusetzen, bevor sich sein Blick nun endgültig verfinsterte...