So, ich poste mal hier noch meine geschichte vom ff-wettbewerb um mal ein bissel feedback zu hören
(sie ist zwar recht kurz aber kleinere teile sind ja irgendwie doch leichter zu lesen^^)

Der letzte Mann

Schon seit den frühen Morgenstunden hingen die grauen Wolken schwer über der Stadt. Ganz zaghaft waren die ersten Tropfen auf die kalten und tristen Gebäude niedergegangen. Nun regnete es bereits seit Stunden ununterbrochen und durch den trüben Schleier der Tropfen flackerten die Lichter in den Fenstern. Drohend fauchte der Wind durch die Straßen und einsam durchschnitt ein Blitz die Dunkelheit.
In einer dreckigen Gasse die fast vollständig mit Müllcontainern blockiert war holte ein Mann in einem schwarzen, bereits durchnässten Mantel tief Luft. Er lehnte an der Wand, der Putz war längst abgeplatzt und die einzelnen Steine waren gut zu erkennen. Kaum einen Meter entfernt befand sich eine Tür. Wieder atmete der Mann tief ein und diesmal spannten sich ebenso fast sämtliche Muskeln seines Körpers.
Er war bereit und in wenigen Sekunden würde die Tür aufgehen. Klick. Mit einem Lächeln nahm er das Einrasten seiner Uhr wahr und fast zeitgleich schwang die verdreckte Tür auf. Eine dunkle Gestalt schob sich in die Gasse, nur der Rücken des Mannes wurde durch einen schwachen Lichtschein aus dem Inneren des Hauses erhellt. Die Lampe über der Tür war schon lange kaputt und mürrisch schleifte der Mann einen Müllsack hinter sich her.
Er trug eine dunkle Jacke und eine tief nach vorne gezogene Mütze. Die Tür knarrte im Wind und fiel langsam wieder zu.
Das war seine Chance. Leise schnellte er nach vorne und packte den Fremden am Kragen. Noch ehe dieser wusste wie ihm geschah, spürte er den harten Griff des Angreifers in seinem Nacken. Die durchnässten Handschuhe waren das letzte was er noch fühlte.
Schnell warf der Angreifer den Müllsack zwischen die Tür und verhinderte so, dass sie zu fiel. Den leblosen Körper des Mannes schleifte er zum nächsten Müllcontainer und wuchtete ihn hinein.
Dann schritt er wieder zur Hintertür, warf den Müllsack achtlos in die Gasse und verschwand ins Innere. Damit hatte er die erste Hürde genommen. Sein erstes Opfer war auf dem Weg nach Hause gewesen, niemand würde ihn allzu schnell vermissen.
Er ließ seinen Blick durch den Gang schweifen. Kisten stapelten sich an den Wänden entlang und an seinem Ende befand sich ein offener Durchgang durch den der schwache Lichtschein fiel. Niemand war zu hören also entledigte sich der Mann seines nassen Mantels und legte ihn mitsamt seinem Hut auf eine der Kisten.
Darunter kam ein etwas feinerer schwarzer Anzug zum Vorschein. Er strich sich einmal über die kurz geschnittenen, dunkelbraunen Haare, rückte seine Krawatte zurecht und zog einen Ausweis aus einer der Innentaschen hervor. Das weiße Kärtchen aus Plastik zierte neben einem Sicherheitscode und seinem Foto ebenfalls ein Logo aus zwei ineinander greifender Dreiecke und wies ihn Angehöriger des Sicherheitsdienstes aus. Lysander Brown prangte in geraden schwarzen Buchstaben darunter. Er wusste nicht genau warum er unter all seinen falschen Namen diesen bevorzugte und doch wäre es ihm nicht in den Sinn gekommen für diesen Auftrag einen anderen zu wählen. Behutsam steckte er ihn sich an die linke Seite seines Anzugs und holte noch einmal tief Luft.
Ruhigen Schrittes trat er aus dem kleinen Gang und sah vor sich einen weiten Flur. Rechts von ihm befand sich ein weiterer Durchgang durch den das Licht fiel. Es war ein einfacher Lagerraum der großteils mit Regalen voll gestellt war.
Neben dem Eingang saß ein junger Mann, wohl um die 20 und blickte in diesem Moment zur Tür. Er trug ein weißes Hemd sowie eine gräuliche Hose, beides deutlich von der Arbeit gekennzeichnet. Einige Augenblicke musterte er Lysander argwöhnisch, doch als sein Blick auf den Ausweis fiel wandte er sich schnell wieder ab und spähte stattdessen wieder zwischen den Regalen hindurch.
Lysander wandte sich ebenfalls ab und ging den Flur entlang bis er schließlich vor einer Holztür stehen blieb in die ein Glasfenster eingelassen war. Dahinter erleuchtete grelles Licht das Treppenhaus des Gebäudes. Neben der Tür hing ein grober Plan der einzelnen Stockwerke. Mit seinen langen Finger fuhr Lysander sacht darüber, folgte dem Verlauf der Treppen und ließ sie schließlich im 16 Stock ruhen.
Ein selbstsicheres Lächeln formte sich auf seinen Lippen, er betrat das Treppenhaus und stieg gemächlich die Stufen hinauf. Niemand begegnete ihm und so war es ein leiser und einsamer Aufstieg, doch genau das hatte er erwartet. Der nächste Wachrundgang war erst in 18 Minuten. „Genau wie damals…“, dachte Lysander verbittert.


„Noch 15 Minuten.“, ertönte eine sachliche Stimme hinter ihm. Lysander nickte und kniete sich vor der eisernen Tür hin. Ihr Zielobjekt lag direkt dahinter und wenn alles nach Plan lief würde sie bereits wieder verschwunden sein bevor irgendjemand etwas mitbekam. Nach ein paar kurzen Handgriffen waren die Sprengladungen angebracht und die Gruppe aus sechs vermummten Männern zog sich von der Tür zurück.
Sie alle umklammerten ihre Maschinengewehre und Lysander zählte leise rückwärts, etwas das er sich bei jeder Sprengung angewöhnt hatte. „1“, flüsterte er und im selben Moment ertönte ein klicken seiner Uhr. Krachend zerriss eine Explosion die Stille und glühende Überreste wurden umhergeschleudert.
Noch ehe sich der Staub gelegt hatte stürmten die sechs vor und sprangen über die kläglichen Überreste der Tür. Keiner von ihnen ahnte, dass sie in dem Raum dahinter mehr als nur ihr Zielobjekt erwartete.
Sie brauchten jedoch nur Sekunden um zu realisieren, dass der Plan fehlgeschlagen war. „Deckung!“ Kaum war die erste Silbe verklungen durchschnitten die ersten Kugeln die Luft und schon kurz darauf feuerten sie auf alles was sich bewegte.


Lysander schüttelte energisch den Kopf. Dies war nur einer der Gründe warum er heute hier war. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er bereits am Ende der Treppe angekommen war. Eine große schwarze Sechzehn ruhte an der Wand neben der Tür. Einen Moment lang verharrte er davor um sich wieder zu beruhigen. Ab hier würde es nicht mehr so leicht vorwärts gehen und er brauchte nun jeden Funken Konzentration und Aufmerksamkeit.
Langsam öffnete er die Tür und trat in einen spärlich erleuchteten Raum. Er schien sich über fast die gesamte Etage zu ziehen und war mit einem dunklen roten Teppich ausgelegt. Links von Lysander befand sich die Bar, deren Theke wie alles Möbilar hier aus dunklem Holz bestand. Überall standen Tische doch nur an einigen wenigen saßen einige Gestalten deren Gesichter aufgrund des Lichts nur schwerlich auszumachen waren. Etwas weiter hinten bewachten zwei ungemütlich aussehende Männer in schwarzen Anzügen eine offenbar recht solide Tür aus demselben dunklen Holz wie die Theke.
„Is irgendwas los?“, fragte ihn nun ein bereits leicht betrunkener Mann. Lysanders Blick wanderte nach rechts und sah ihn dort lässig auf einer Ledercouch sitzen, der Tisch vor ihm war zugestellt mit den verschiedensten Flaschen. Das Jackett war offen und man konnte deutlich eine Halterung an der Innenseite erkennen.
Lysander ignorierte die Frage und trat an die Theke. „Hey, ich rede mit dir!“ Bereits äußerst aufgebracht sprang der Mann von der Couch auf und blieb ziemlich unsicher auf seinen Beinen stehen. Auch die anderen Gestalten beobachten jetzt die beiden und warteten ab was geschah. „Wer glaubst du, dass du bist? Hä?“
„Wer ich bin?“, wiederholte Lysander und griff ins Innere seines Anzuges wo sich seine Hand um den kalten Griff seiner Waffe legte. Mit einem zufriedenen Lächeln schloss er die Augen „Das spielt keine Rolle.“
Blitzschnell zog er seine Waffe hervor, drehte sich um und feuerte eine Kugel ab bevor er gekonnt über die Theke sprang um in Deckung zu gehen. Er wusste genau, dass er getroffen hatte, genauso wie er wusste, dass sein Überraschungsvorteil damit aufgebraucht war. Zu seiner Bestätigung hörte er die ersten Schüsse über seinen Kopf fegen und Glas zersplittern.
Überall schlugen die Kugeln ein, Holz splitterte, es regnete Glas und die verschiedensten Getränke verteilten sich über den Boden.
Lysander kroch ein kleines Stück hinter der Theke entlang, tauchte für einen Moment auf und feuerte zwei weitere Kugeln ab. Zufrieden nahm er den dumpfen Aufprall zweier Körper in all dem Lärm wahr. Soweit er es hatte sehen können waren alle Wachen selbst in Deckung gegangen, zumindest alle bis auf eine.
Er richtete den Lauf seiner Waffe auf das Ende der Theke und wartete. Wenige Sekunden später betätigte er den Abzug, beinahe gleichzeitig sprang ein Mann um die Ecke und schlug kurz darauf hart auf dem Boden auf. Sein Blut vermischte sich mit dem Inhalt diverser zerbrochener Flaschen doch darauf achtete Lysander bereits nicht mehr.
Er tauchte immer wieder an verschiedenen Stellen auf und erwiderte das Feuer. Dies war sein Element und fast erschien es ihm so, als ob die Kugeln ihn gar nicht mehr treffen konnten. Wieder schnellte er nach oben um drei Schüsse abzugeben doch statt einer dritten Kugel vernahm er nur ein klacken seiner Waffe.
Während er sich duckte ließ er das leere Magazin aus der Waffe fallen und holte ein neues aus einer seiner Taschen hervor. Im selben Moment zerschlug ein weiterer Schuss eine besonderst große Flasche über ihm und ein Regen aus Glassplittern ergoss sich um ihn herum. Dabei entglitt ihm das Magazin und fiel auf den Boden. Hastig griff er mit der rechten Hand danach und seine Mundwinkel zuckten kurz als er es zu fassen bekam.
Er lud seine Waffe und ignorierte die Glassplitter die sich in seine Hand gebohrt hatten. Er hatte bereits wieder an die Hälfte der Kugeln verschossen und sank hinter der Theke zusammen. Er atmete schwer und überlegte ob er alle erwischt hatte. Geschossen wurde nicht mehr, dennoch ging er in Gedanken alles noch einmal durch. Er nutzte die Zeit um nun endlich die Glassplitter aus seiner blutverschmierten Hand zu ziehen.