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Thread: I will go my way.

  1. #11
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    Default AW: I will go my way.

    Danke schön ^^

    Erschreckende Wahrheit

    Nachdem sie die Winkelgasse rauf und runter geschlendert waren und fast die ganze Ausrüstung für Hermines erstes Schuljahr in Hogwarts gekauft hatten, war nun endlich der Zauberstab an der Reihe ausgesucht zu werden.
    Sie betraten Ollivander – Gute Zauberstäbe seit 382 v. Chr., in dessen Schaufenster ein rotes, ausgeblichenes Samtkissen lag, auf ihm ein einzelner Zauberstab. Beim öffnen der Tür hörten sie eine Glocke weiter hinten im Laden läuten. Das Geschäft war dunkel und nur ein storchbeiniger Stuhl stand im Raum, an den Wänden waren hunderte von länglichen Schachteln aufgereiht.
    Hermine trat von einem Bein auf das Andere. Sie war nervös und wollte endlich wissen, was es mit den Zauberstäben auf sich hatte. Natürlich hatte sie als kleines Kind, wie jedes andere auch, mit einem Holzstock oder etwas anderem Zauberer gespielt, doch das hier war etwas völlig anderes, dass wurde ihr langsam klar. Es war kein Spiel dieses Leben, das sie wählen würde, es war todernst.
    Kurz darauf kam ein älterer Mann mit weißem Haar und blassen Augen aus dem hinteren Teil des Ladens zu ihnen vor.
    „Guten Tag“, sagte er mit ruhiger Stimme, „Ich bin Ollivander. Und sie sind…?“
    „Ich bin Hermine Granger“, sagte das braunhaarige Mädchen etwas eingeschüchtert, „Ich komme dieses Jahr nach Hogwarts.“
    „Ah ja…, ja…, genau.“ erwiderte Mr. Ollivander immer noch mit seiner ruhigen, einschläfernden Stimme, „Die Grangers. Sehr erfreut. Vor langer Zeit verkaufte ich einen Zauberstab an ihre Großcousine Alessandra, ich kann mich noch genau erinnern Miss Granger. Ja…, Weide, 12 ⅓ Zoll, biegsam, ich erinnere mich, der Kern waren die Herzfasern eines Drachen.“
    Hermine machte große Augen und auch ihre Eltern sahen leicht verwirrt aus, sofern man es in der Dunkelheit des Ladens ausmachen konnte.
    „A-a-aber…“, stotterte das sichtlich geschockte Mädchen, „Ich habe keine Großcousine namens Alessandra! Und niemand in meiner Familie war je ein Zauberer oder eine Hexe. Das ist unmöglich! Es muss sich um eine Verwechslung handeln.“
    „Nein, ausgeschlossen“, erwiderte Ollivander, jetzt schon mit etwas strengerer Stimme, „Ich kann mich an jeden Zauberstab erinnern, den ich jemals verkauft habe und Alessandra sieht ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten aus.“
    „Hören sie auf meiner Tochter Lügenmärchen über ihre Familie zu erzählen“, schaltete sich jetzt Mr. Granger sichtlich wütend ein, „Es hat noch nie eine Hexe in unserer Familie gegeben. Es muss eine Verwechslung sein!“
    „Aber, nein. Alessandra ging vor genau 18 Jahren nach Hogwarts. Sie musste sich versteckt halten, da ihre Familie, also sie, es nicht billigten, dass sie eine Hexe wurde. Später schloss sie sich dann dem, dessen Namen nicht genannt werden darf an. Zu tragisch. Sie war so ein nettes Mädchen gewesen, als sie meinen Laden betrat. Doch jetzt… verdorben. Wahrscheinlich hielt sie es nicht mehr aus von ihrer Familie geächtet zu werden. Armes Kind!“
    Die Grangers waren allesamt sprachlos. Eine Weile herrschte komplette Stille, in der Jeder seinen Gedanken nachhing, bis Hermine es wagte eine Frage zu stellen: „Und… Was ist mit ihr passiert? Mit Alessandra? Lebt sie noch?“
    „Aber sicher.“, antwortete der alte Zauberer vor ihr, „Sie müsste mittlerweile 29 Jahre alt sein. So viel ich weiß lebte sie eine Weile in Hogsmeade, aber es wurde für sie, als Todesserin nach dem Sturz von sie-wissen-schon-wem zu gefährlich und sie tauchte unter. In irgendeine Muggelstadt. Aber ich habe den Namen vergessen. Mit 18, nach dem ihre Schulzeit abgelaufen war, schloss sie sich sie-wissen-schon-wem an. Dann in dem Jahr, als sie 19 wurde, fiel der Dunkle Lord, daraufhin begab sie sich dann in diese Muggelstadt.“
    Wieder schwiegen sie alle, doch diesmal war es Ollivander, der sie unterbrach:
    „Aber wenden wir uns dem Grund zu, weswegen sie gekommen sind. Miss Granger? Dürfte ich bitte ihre Maße nehmen? Welche ist ihre Zauberhand?“
    Hermine streckte stumm die rechte Hand aus. Ollivander zog ein Maßband aus seiner Tasche, das sogleich von selbst anfing Hermine zu vermessen, während sein Besitzer an den Wänden entlang lief und hier und da eine Schachtel aus einem Stapel zog.

    *********************

    Als Hermine und ihre Eltern zwanzig Minuten später mit einem 11 Zoll Zauberstab aus Weinstock und Drachenherzfasern Ollivanders Geschäft verließen, hatte niemand von ihnen auch nur ein Wort gesagt seit Alessandras Name gefallen war. Diese Sache hing zwischen ihnen, wie Kaugummi an einer Schuhsohle.
    Anfangs war sich Hermine noch ziemlich sicher gewesen, dass alles nur ein großer Irrtum war, doch jetzt wurde ihr vieles klarer. Ihre Eltern hatten ihr verboten mit anderen Verwandten über ihren Eintritt nach Hogwarts zu sprechen und sie hatte sich daran gehalten ohne groß darüber nachzudenken. Aber was wäre, wenn es Alessandra tatsächlich gab und sie nicht nur der Fantasie eines alten Mannes entsprungen war, der in der Einsamkeit seines Ladens langsam vor sich hin vegetierte? Sie musste die Wahrheit finden, dass war klar, wie Kloßbrühe für Hermine, jetzt wo sie diese Dinge erfahren hatte, würde sie nachts kein Auge mehr zu tun können, bis alles aufgeklärt war.
    Die Grangers betraten den tropfenden Kessel und traten zu Tom, dem Wirt an die Theke. Immer noch hatte niemand von ihnen etwas gesagt.
    „Ah, da sind sie ja wieder“, rief der Wirt ihnen zu, „Setzen sie sich doch an einen Tisch. Ich gebe ihnen eine Runde Butterbier aus und bringe ihnen gleich Miss Grangers Zugfahrkarte nach Hogwarts.“
    „Tut mir leid“, meldete sich Mr. Granger zu Wort, er sah jetzt recht müde aus, „Wir müssen weiter. Trotzdem danke. Könnten sie uns nicht einfach die Fahrkarte geben?“
    „Nein“, protestierte Tom, „Ausgeschlossen! Jetzt wo sie schon mal in der Zaubererwelt sind müssen sie auch unser berühmtes Butterbier einmal probieren. Das gibt es, so viel ich weiß, bei den Muggel ja nicht. Ich weiß gar nicht wie sie das aushalten!“
    Notgedrungen setzte die Familie sich wiederwillig an einen kleinen Tisch. Jeder starrte still vor sich hin bis Tom mit drei Krügen Butterbier und Hermines Zugfahrkarte auftauchte.
    „So“, sagte dieser, „Sie nehmen den Hogwartsexpress am 1. September um Punkt 12 Uhr am Gleis 9 ¾. Bahnhof Kingscross. Die Station finden sie leicht, folgen sie einfach den anderen Zauberern und Hexen. Die werden sie hin führen.“ Der Wirt verzog sich, nachdem niemand mehr etwas sagte, wieder hinter den Tresen seines Pubs und reichte einem unnatürlich großen Mann ein Glas mit einer bläulichen Flüssigkeit.
    „Na, Hagrid“, rief er, „Den jungen Potter wieder sicher bei seiner Familie abgeliefert?“
    „Ja“, antwortete Hagrid, Hermine hielt ihn für einen Riesen, aber sie war sich nicht sicher, dennoch spitzte sie die Ohren um alles über den Jungen, über den die Beiden sprachen, zu verstehen, „War nicht glücklich, als er wieder zurück musste, aber ich hab ihm gesagt, er kann mir jederzeit seine Eule schicken, wenn er Probleme mit den Muggeln hat. Wird das schon schaffen. Netter Bursche.“
    Der Wirt wandte sich wieder anderen Gästen zu und das Gespräch zwischen ihm und dem Riesen verebbte.
    Hermine und ihre Eltern hatten ihre Krüge geleert, sie standen auf, riefen Tom noch ein „Auf Wiedersehen“ zu und machten sich auf den Heimweg.

  2. #12
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    Mh so hohe Postfrequenz der Geschichte gab's hier schon lange nicht mehr *g*
    Nostalgie mal beiseite:
    Ollivander gut rübergebracht und eine interessante Wendung, klingt vielversprechend. Wie alt ist die Mutter eigentlich?^^

    ansonsten war ich durch den Anfang des Teils verwundert. Hatte zuerst das Gefühl was verpasst zu haben da ich einfach angenommen hatte, dass es bei den Sonnenschirmen des Eiscafès weitergehen würde.
    Ist vielleicht auch nur dadurch zustande gekommen weil neue Seite und so, aber finde halt das der Übergang etwas abrupt ist.

  3. #13
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    Das mit dem Sonnenschirm fand ich auch seltsam.
    Ich finde die parallelen zum richtigen Buch ziemlich gut.
    Weiter so.
    "We are the angry and the desperate,
    The hungry, and the cold,
    We are the ones who kept quiet,
    And always did what we were told.

    ...

    Keep quiet no longer,
    We’ll sing through the day,
    Of the lives that we’ve lost,
    And the lives we’ve reclaimed."

  4. #14
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    Quote Originally Posted by Souldragon View Post
    Mh so hohe Postfrequenz der Geschichte gab's hier schon lange nicht mehr *g*

    naja, ich hab noch ein paar kapitel auf vorrat bevor es zum aktuelsten kommt, dass ich gestern oder so geschrieben hab ^^'

    Nostalgie mal beiseite:
    Ollivander gut rübergebracht und eine interessante Wendung, klingt vielversprechend. Wie alt ist die Mutter eigentlich?^^

    das würde ich dir gerne beantworten, kann ich allerdings nicht, da meine gesamten notizen was diese ff betrifft daheim auf meinem schreibtisch vergammeln...
    und mit daheim meine ich deutschland...
    ...

  5. #15
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    blub...

    Schwere Entscheidungen

    Hermine war sich ihrer Gefühle noch nicht klar geworden, als sie sich abends im Bett von der Einen auf die andere Seite drehte.
    In ihrem inneren tobte ein wilder Kampf zwischen der Neugierde alles über Alessandra heraus finden zu wollen und der Enttäuschung über ihre Eltern, die ihr die Sache mit ihrer Großcousine verschwiegen hatten.
    Ob sie sich überhaupt noch in der Zaubererwelt blicken lassen konnte oder ob alle sie auslachen und vielleicht sogar für gefährlich halten würden? Hermine wusste es nicht, beim besten Willen konnte sie sich nicht in einen Zauberer oder eine Hexe hinein versetzen. Wie mochten sie nur denken? Aber eigentlich waren sie ja auch nur Menschen.
    Auf der anderen Seite war sich Hermine nicht einmal mehr sicher ob sie nun wirklich eine Hexe werden wollte. So viel stand für sie auf dem Spiel, hatte sie das Gefühl. Entweder sie riskierte etwas und ging in die Zaubererwelt, vielleicht würde sie trotz allem Freunde finden, oder sie blieb ein Muggel, ohne jede Aufregung und Spannung würde sie einer Zukunft entgegen sehen, die jeder würde haben können. Neue Bekanntschaften hätten in dieser Welt garantiert keine Chance mehr. Immer müsste sie daran denken, was wohl gewesen wäre, hätte sie das andere Leben gewählt. Was hätte sie erlebt? Neue Freunde? Neue Erfahrungen? Neue Erkenntnisse? Ganz andere Dinge von denen sie bisher noch nichts gehört hatte?
    Außerdem spukte ihr Alessandra die ganze Zeit im Kopf herum. Hermine wollte wissen, wie es für sie war von der eigenen Familie ausgestoßen zu werden, wer sie überhaupt war…
    Der jungen Hexe kam ein Gedanke, an den sie bisher noch gar nicht gedacht hatte: Was wäre, wenn die Familie auch sie ausstoßen würde? Natürlich, sie waren nicht mehr im Mittelalter, als man auf die Familie angewiesen war, doch wusste sie, wie es in der Zaubererwelt zuging? Nein, gestand Hermine sich ein. Ihre Verwandten würde sie trotzdem vermissen, auch wenn diese nichts mehr mit ihr zu tun haben wollten. Ihre Familie war immer sehr wichtig für sie gewesen.
    Viele Fragen geisterten dem Mädchen diese Nacht im Kopf herum und als sie es endlich geschafft hatte in einen unruhigen Schlaf hinüber zu gleiten, dämmerte der Morgen bereits in ihr Schlafzimmerfenster.

    *********************

    Hermine ging langsam die Treppe hinunter. Die Nacht war der Horror für sie gewesen, grade mal zwei Stunden hatte sie schlafen können, doch trotz allem hatte sie Entscheidungen getroffen. Entscheidungen, die ihr Leben beeinflussen würden, wie es bisher noch keine getan hatte.
    Ihr stand ein schwieriges Gespräch mit ihren Eltern bevor, zu dem sie sich selber aufgerafft hatte. Sie mussten einfach einmal über alles reden, bevor es zu spät war, bevor Hermine das andere, vielleicht bessere, Leben wählen würde. Ja, sie hatte sich entschieden. Das war ihr nun klarer als zuvor.
    Auch wenn es sich als Fehler herausstellte, sie würde sich nicht beschweren. Es war ihre eigene Entscheidung, die nur sie allein treffen konnte.
    Hermines Eltern waren bereits wach und saßen Kaffeetrinkend am Küchentisch. Sie setzte sich zu ihnen und wartete ab, ob nicht vielleicht sie das Gespräch eröffnen würden. Doch das Mädchen wartete vergebens: Entweder waren ihre Eltern der Ansicht es müsse über nichts gesprochen werden oder sie dachten Hermine hätte die Sache bereits vergessen. Doch da hatten sie sich gewaltig geirrt. Nie würde ihre Tochter vergessen was sie ihr verschwiegen hatten. Alessandra war nun, sozusagen, ein Teil ihres Lebens, eines großen Geheimnisses geworden, das Hermine unbedingt lüften musste oder sie würde nie wieder Ruhe finden.
    „Ich muss mit euch reden“, begann sie, doch brach wieder ab, als sie den Blick ihres Vaters auf sich ruhen sah. Er sah sie mit einer Mischung aus zurückgehaltener Wut und Sorge an.
    „Es geht um Alessandra“, fuhr das Mädchen nach einer kurzen Zeit der Stille fort, „Warum habt ihr mir nie etwas über sie erzählt?“
    „Weißt du, Hermine…“, wollte ihre Mutter zu einer Erklärung ansetzen, doch Mr. Granger unterbrach sie: „Wir haben einfach gedacht, dass du es uns nicht glauben würdest. Außerdem sind wir davon ausgegangen, dass du sowieso keine Hexe werden würdest, weil fast niemand aus unserer Familie diese Gabe besitzt.“ Hermine war nicht überzeugt: „Aber Mr. Ollivander sagte doch das ich ihr wie aus dem Gesicht geschnitten sehe, da hättet ihr euch doch denken können, dass ich noch etwas mehr von ihr geerbt habe als ihr Aussehen. Niemand in unserer Familie sieht so aus wie ich. Habt ihr euch darüber nie Gedanken gemacht?“
    „Nein“, gestand Hermines Vater und es breitete sich wieder ein drückendes Schweigen aus.
    „Ich muss mit euch noch über etwas anderes sprechen“, kündigte Hermine sachlich an und nach einer langen Pause, in der sie sich ihren Plan noch einmal gründlich durch den Kopf gehen ließ, sagte sie, „Ich habe mich für mein Leben entschieden. Denkt jetzt bitte nicht das ich mir nicht den Kopf darüber zerbrochen habe, die ganze Nacht lang war ich wach und habe nachgedacht und bin zu einem Schluss gekommen…“, sie machte eine kurze Pause und sprach dann die sehr sorgfältig gewählten Worte aus, vor denen sie sich schon die ganze Zeit gefürchtet hatte, „Ich habe mich für einen Weg entschieden und werde mich nicht darüber beklagen, falls er schief gehen sollte, denn es ist meine Entscheidung die ich getroffen habe. Keiner kann sie mir abnehmen.“
    Abermals breitete sich Schweigen aus, während dessen jeder seinen Gedanken nachhing und sein Frühstücksei verspeiste.
    „Wir haben nichts anderes erwartet.“, sagte Hermines Vater plötzlich.
    „Ich weiß“, ergänzte Hermine, „Aber da ist noch etwas. Ich habe beschlossen die anderen einzuweihen.“
    „Welche anderen?“, fragte Mr. Granger alarmiert.
    „Die Familie. Ich werde sie alle einladen und ihnen meine Entscheidung mitteilen, wenn sie mich hinterher ausstoßen, ist das ihre Sache, aber ich möchte es nicht geheim halten. Das ist es nicht wert. Und auch ob ihr zu mir stehen werdet, überlasse ich euch. Ich will niemanden zu etwas zwingen, was er nicht will, aber dann dürft ihr mich auch zu nichts zwingen. Falls ihr das vorhaben solltet, dürft ihr hinterher nicht sagen ich hätte es euch nicht erklärt.“
    Mr. und Mrs. Granger schauten sich geschockt an: „Bist du dir sicher, dass du dir das auch wirklich antun willst? Es könnte schlimme Folgen haben. Vielleicht werden einige Familienmitglieder nie wieder mit uns sprechen.“
    „Mit uns?“, wunderte sich Hermine.
    „Ja, natürlich mit uns.“, gab Mrs. Granger mit einem Lächeln zurück, „Oder hast du vielleicht geglaubt wir lassen unsere einzige Tochter im Stich?“

  6. #16
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    Tjoar was soll ich sagen, die Geschichte gefällt mir weiterhin. Die Situation bzw. Atmosphäre hast du gut dargestellt, die Unsicherheit Hermines wird recht deutlich und lässt sich leicht nachvollziehen^^

    joar, dann mal auf den nächsten teil warten

    blub...

  7. #17
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    Familientreffen oder der letzte Tag daheim

    Hermine schaute aus dem Küchenfenster und beobachtete, ob jemand den kurzen Kiesweg zu ihrem Haus entlang schritt, doch es war niemand zu sehen. Ihr Blick schweifte durch die Küche und blieb an der alten Standuhr hängen, die zwischen Kühlschrank und einem Regal platziert war, sie zeigte zehn Minuten vor fünf an.
    Das Mädchen hatte an alle Verwandten die ihr bekannt waren oder mit denen sie etwas zu tun hatte, Einladungen geschickt und alle hatten zugesagt zu kommen. Natürlich war Hermine nicht gleich mit der Tür ins Haus gefallen, nein, sie hatte ihnen erzählt sie würde nach den Ferien auf ein Internat gehen, doch hatte sie nicht erwähnt wie die Schule hieß. Nun wolle sie jetzt eine kleine Abschiedsfeier geben, denn ein halbes Jahr lang, bis zu den Weihnachtsferien, würde sie niemanden außerhalb Hogwarts zu Gesicht bekommen.
    Lernen würde sie müssen, auch wenn sie sich schon ausführlichst vorbereitet hatte, war sie sich immer noch nicht sicher ob sie überhaupt im Stoff mitkommen würde. Im Gegensatz zu den anderen Zaubererkindern, kam sie sich so unerfahren vor. Was wusste sie schon über die Zaubererwelt? Nur das, was damals in ihrem Brief gestanden hatte, der ihrer Benachrichtigung beigelegt war. Er war von Dumbledore, dem Schulleiter von Hogwarts, persönlich verfasst worden und enthielt alle wichtigen Fakten, die sie über die Zaubererwelt wissen musste. So hatte es wenigstens in seinem Brief geheißen.
    Doch was waren schon Fakten im Gegensatz zur Wirklichkeit? Zur Realität?
    Wieder schaute Hermine auf die Uhr, doch der große Zeiger hatte sich noch nicht einmal um einen Millimeter bewegt. Um fünf sollten sie alle kommen. Um halb sechs sind sie dann da, dachte Hermine. Ihre Tanten und Onkel kamen nie pünktlich.
    In den letzten Tagen hatte Hermine immer wieder bemerkt, wie sie sich mehr und mehr verschlossen hatte, niemanden ließ sie mehr an sich heran, noch nicht einmal ihre Eltern. Sie wusste nicht warum sie das tat und sie war sich sogar sicher, dass sie es noch nicht einmal absichtlich machte, doch erkannte sie ihr Verhalten als eine Art Schutzreaktion an. Hermine reagierte oft über, wenn ihre Eltern sie nach ganz selbstverständlichen Dingen fragten, doch auch das kam dem Mädchen plötzlich wie eine Bedrohung vor und sie antwortete dementsprechend zickig und unfreundlich. Dabei war sie sonst doch nicht so gewesen! Es war ihr ein Rätsel. Ihre Verschlossenheit machte ihr Sorgen.

    *********************

    Wie Hermine voraus gesagt hatte, drudelten um halb sechs ihre ersten Gäste ein. Es waren ihre Tante Nicole und ihr Onkel Eric. Hermine hatte sie immer sehr gerne gehabt, doch heute sah sie sie in einem anderen Licht, jetzt wo sie wusste, dass auch sie damals Alessandra verstoßen hatten. Hermine kannte ihre Großcousine nicht, aber trotzdem empfand sie etwas wie Mitleid. Jedenfalls fühlte es sich so an.
    „Na, Schätzchen“, begrüßte ihre Tante sie, „Jetzt ist es also so weit: Unsere Lieblingsnichte wird erwachsen!“
    „Hallo Tante Nicole“, presste Hermine hervor, sie hatte das Gefühl, die Tante hätte sich irgendwie verändert, seit sie das von Alessandra wusste. Nur mit Mühe konnte sie sich beherrschen, sich nicht aus ihrer Umarmung zu winden. „Ihr könnt schon in den Garten gehen, es gibt heute ein Barbecue.“
    „Mmh, lecker, da freue ich mich schon drauf!“, antwortete ihr Onkel und zusammen mit Nicole verschwand er durch die Gartentür nach draußen.
    Es würde nicht leicht werden, ihnen die Wahrheit zu beichten, aber das hatte auch niemand behauptet, dachte Hermine. Irgendwie kam ihr das Wort „beichten“ nicht ganz passend vor, denn schließlich war es ihre Familie, die ihr etwas zu beichten hatte.

    *********************

    Um sechs Uhr hatten sich letztendlich doch alle im Garten der Grangers eingefunden. Sie genossen das Barbecue und ahnten noch nichts von dem, was Hermine ihnen gleich zu berichten hatte.
    Das Mädchen saß derweil unter der alten Weide, die im Nachbargarten stand, doch ihre langen Zweige über den Gartenzaun hängen ließ auf einer Bank der Biertischganitur, die seit langer Zeit in ihrem Keller darauf gewartet hatte, endlich in Gebrauch zu treten. Komisch, dachte Hermine, ich habe auch immer auf meinen großen Tag warten müssen. Für sie ist er jetzt gekommen, aber wann meiner sein wird, dass steht wohl in den Sternen. Heute ist er sicher nicht, nein ganz sicher nicht. Heute wird wohl eher mein Untergang sein. Aber wer weiß? Vielleicht haben sie sich in der ganzen, ganzen langen Zeit verändert, seit Alessandra nach Hogwarts ging. Hermine glaubte nicht wirklich daran, doch sie hoffte. Hoffnung kann nie schaden, versuchte sie sich einzureden. Seit ihrem Besuch in der Winkelgasse und im Tropfenden Kessel hatte sie das Gefühl immer erwachsener geworden zu sein, aber auch verschlossener.
    Plötzlich legte sich eine Stille über die Menschen, die gemütlich beisammen saßen und kein Wässerchen zu trüben schienen. Hermine sah die Zeit für gekommen, sie stand auf und räusperte sich kurz, um doch noch etwas Zeit zu schinden. Wie im Traum fing sie an zu reden, es kam ihr alles so unwirklich vor, als ob nicht sie hier stand und redete, sondern eine Doppelgängerin und sie selbst nur als Zuschauerin dabei stand. Hermine hatte lange darüber nachgedacht, was sie sagen sollte, aber jetzt hatte sie alle zurecht gelegten Sätze, wie auf einen Schlag vergessen. Doch sie waren nicht mehr nötig, alles was sie in Gedanken immer und immer wieder durchgegangen war, schien ihr nun wertlos zu sein. Also begann das Mädchen, mit einer, für sie ungewohnten Sicherheit zu sprechen. Es war ihr noch nie so leicht gefallen sich auszudrücken, obwohl es zugleich auch die schwerste Rede war, die sie je halten würde.
    „Ich weiß, dass ihr denkt, ihr wärt heute hier um mich zu verabschieden“, begann Hermine langsam und mit ruhiger Stimme, „Aber das ist nur zum Teil wahr.“ Bei diesem Satz schauten sich alle verwirrt und, wie sich Hermine einbildete auch etwas erschrocken an. Ahnten sie etwas? Das konnte nicht sein oder hatten ihre Eltern vielleicht etwas ausgeplaudert? Aber das konnte sich die Braunhaarige nicht vorstellen. Sie fuhr fort: „Ich habe etwas erfahren, über euch alle habe ich etwas erfahren, was mich zum Nachdenken gebracht hat. Erst fragte ich mich: Kann das wirklich meine Familie sein, die ich so lange schon kenne und schätze? Ich habe mir lang und breit den Kopf darüber zerbrochen, doch jetzt weiß ich dass es wahr ist. So etwas, wie ich über euch erfahren habe, kann man sich nicht einfach ausdenken. Dazu gehört mehr. Nun frage ich mich, nein ich frage vielmehr euch: Seid ihr immer noch die, die ihr wart, als ihr die Tat begannen habt? Oder habt ihr euch in der ganzen Zeit die dazwischen liegt, zwischen der Tat und dem Jetzt, doch verändert und denkt nun andester darüber? Ich erwarte eine Antwort von euch, vielleicht nicht gleich heute, aber ich erwarte eine.“ Hermine machte eine kurze Verschnaufpause und redete dann mit demselben Elan weiter, mit dem sie auch begonnen hatte. „Ich habe euch bisher im Unklaren darüber gelassen, auf welche Schule ich eigentlich gehen werde, doch nun will ich es euch sagen, bevor eure Köpfe anfangen zu rauchen, weil ihr so angestrengt darüber nachdenkt. Es ist eine Schule auf die schon einmal eine aus unserer Familie ging, vielleicht könnt ihr euch noch daran erinnern, vielleicht habt ihr es aber auch alles verdrängt um euer schlechtes Gewissen zu beruhigen. Damals als sie ihren Brief bekam, der ihr die Aufnahme zusicherte, verstießt ihr sie aus der Familie und mit ihr ihre Eltern, wie ich annehme, denn sie hielten zu ihr. Ja, ich meine Hogwarts. Und ja, ich will eine Hexe werden, egal was ihr dazu sagt, denn genau wie Alessandras Eltern damals, halten auch meine zu mir. Ihr müsst euch nur entscheiden: Habt ihr euch verändert oder seit ihr immer noch die engstirnigen, bemitleidenswerten Muggel, die vor jeder Veränderung, vor jedem Neue Weg, der sich ihnen auftut Angst verspüren? Ich bitte euch nicht mir beizustehen, sondern ich bitte euch um eine Entscheidung, ich will wissen woran ich bei euch bin. Ich werde eure Entscheidung hinnehmen, egal wie sie ausfallen wird, dass habe ich auch meinen Eltern gesagt, und sie stehen zu mir.“ Hermine atmete schwer als sie aufhörte zu sprechen. Sie hatte es sich schwer vorgestellt, diese Rede zu halten, doch es war nichts gegen die Erschöpfung die sie jetzt spüren konnte. Fast lähmte sie ihre Glieder. Durchhalten, sprach sich das Mädchen selber Mut zu. Wenn ich jetzt aufgebe, war alles umsonst. Sie schaute in die Augen ihrer Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen, Großmütter und Großväter, die sie alle mit demselben, ungläubigen Blick musterten. „Ja, so ist es.“, bestätigte Hermine ihr Unbehagen. Fast zeitgleich erhob sich Onkel Eric und sah sie mit einer Mischung aus Herausforderung und Abscheu an: „Du hast dich entschieden und ich für meinen Teil werde meine Meinung von damals nicht ändern. Zauberer und Hexen sind eine Gefahr für die Allgemeinheit, sie sind unzurechnungsfähig und gewaltsam. Wir wissen nicht viel über sie, aber was man über sie hört ist nichts Gutes. Mit so einem Pack möchte ich, und ich denke ich kann für uns alle sprechen, möchten wir nichts zu tun haben.“ Er schloss seine kleine, hasserfüllte Rede damit, dass er ihr den Rücken zu wand und schleunigst den Garten und das Grundstück verließ, als ob es ihm davor graute noch länger auf dem Grundstück einer Familie zu verbringen, die eine Hexe in ihrer Mitte billigte. Wie auf Kommando folgten ihm auch alle anderen und verließen Ziel sicher den Garten. Hermine meinte zu hören, dass einer ihrer Onkel den anderen zu zischte es würde nun bei ihm weiter gefeiert werden, jetzt wo es abermals eine „Gefahr für die Allgemeinheit“ in ihrer Familie gab, auf deren Grund und Boden sie sich nicht länger aufhalten konnten oder sie würden in eine hässliche Kröte verwandelt werden. Hermine hatte den Spruch dafür schon auf den Lippen, sie hatte ihn in einer ihrer Schulbücher gelesen, überlegte es sich dann aber doch anders. Sie wollte ihnen keinen Anlass bieten, sie tatsächlich für gewaltsam zu halten.

    *********************

    Als Hermine abends im Bett lag, dachte sie noch lange über den Tag nach. Sie hatte nichts anderes erwartet, nicht wirklich. Natürlich hatte sie gehofft, aber wer tat das nicht?
    Schon am frühen Vormittag hatte sie ihren großen Koffer gepackt, morgen würde sie die große Fahrt (oder war es vielleicht eher eine unwirkliche Reise?) nach Hogwarts antreten. Würde sie Ron, den schlaksigen Jungen aus Florish & Blotts, dem Buchladen wieder sehen? Würde sie Harry Potter, über den sie mittlerweile schon so viel gelesen hatte in natura kennen lernen? Wie würde es sein in der Schule, in Hogwarts? Ohne Freunde, ganz allein? Würde sie sich schnell mit Leuten anfreunden oder brauchte es Zeit? Waren die Zauberer schlecht auf Muggelgeborene zu sprechen? Oder war sie auf Grund ihrer Abstammung eine Art Kuriosität? Ehe sie sich die Fragen beantworten konnte, was sie wahrscheinlich auch so nicht fertig gebracht hätte, war sie eingeschlafen. Sie schlief nicht allzu gut in dieser Nacht. Immer wieder schreckte sie aus dem Schlaf, weil ihre argwöhnischen Verwandten sie bis in ihre Träume verfolgt hatten, doch am frühen Morgen fand sie in einen ruhigen und tiefen Schlaf.

  8. #18
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    Leicht bedrückende Athmospähre und es war wohl auch nicht so verwunderlich, dass die Familie dagegen war.
    Ist aber ein recht interessanter Punkt in ihrer Hintergrundgeschichte und mal schaun ob/was man irgendwann zu dem Thema nochmal wird lesen können^^

  9. #19
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    Ja, auf das Thema Familie werde ich später definitiv noch mal zurück kommen ^^
    Ist ein wichtiger Teil der Story ^^
    Ich wünschte nur meine Notizen zur FF wären hier und nicht daheim XDD

    Der Abschied

    Als Hermine am nächsten Morgen aufwachte, konnte sie sich nur noch schemenhaft an die Träume über ihre Familie zurück erinnern, doch einer blieb ihr immer noch klar im Kopf, sie hatte über Hogwarts geträumt, über ihren ersten Schultag. Heute würde es so weit sein. Aufgeregt sprang Hermine aus dem Bett und stellte sich unter die Dusche. Das Wasser prasselte auf ihren Körper und langsam kamen die Erinnerungen an den vergangenen Tag zurück. Nachdem sie ihnen das Geheimnis um ihre neue Schule offenbart hatte, hatten ihre Verwandten Fluchtartig den Garten verlassen, als ob sie eine abscheuliche Kreatur war, die sie jeden Augenblick angreifen würde. Noch bei ihrem Eintreffen waren sie ganz anders gewesen, so freundlich, als ob sich nie etwas zwischen sie stellen könnte. Wie sie sich geirrt hatte!
    Als Hermine in die Küche kam, duftete es wunderbar nach frisch gebackenem Kuchen und Kaffee. Ihre Eltern hatten sich für ihr letztes Frühstück daheim besonders viel Mühe gegeben. Vielleicht sollte es auch ein bisschen tröstend wirken, dass sie den Vorfall gestern nicht so schlimm sah. Tat sie aber trotzdem. Eins hatte Hermine sich aber dennoch geschworen: Sie durfte nie, nie jemandem von ihrer Familie erzählen. Nie! Sie hatte zu viel Angst davor, wie man wohl darauf reagieren würde.
    Sie setzte sich an den Küchentisch und nahm sich etwas Kakao und Kuchen. Lächelnd begann sie zu essen. Sie war so froh dass sie wenigstens noch ihre Eltern hatte. Diese warfen sich bedeutungsschwere Blicke zu, als ob sie befürchteten Hermine könnte gleich anfangen zu weinen. Doch sie tat es nicht, sie war viel zu aufgeregt.

    *********************

    Als die Grangers schließlich in ihr Auto stiegen und mit Hermines großem Hogwartskoffer in Richtung Kings Cross fuhren, war es bereits zehn Uhr. Um elf würde der Zug abfahren. Auf Gleis 9 ¾. Hermine hatte noch nie etwas von so einem Gleis gehört, auf einem normalen Bahnhof jedenfalls gab es keines mit diesem Namen, aber Kings Cross war doch ein „normaler“ Bahnhof, oder?
    Sie schaute Gedankenverloren aus dem Fenster, Mr. Granger steuerte das Auto grade durch einen kleinen Londoner Vorort. Plötzlich erschien neben ihrem Fahrzeug ein anderes Auto, wie aus dem Nichts. Hermine zuckte erschrocken zusammen und erkannte nach einigen Sekunden Fred und George, die Brüder von Ron, dem Jungen aus Florish & Blotts wieder. Hermine musste schmunzeln, nie hätte sie gedacht, dass auch Zauberer Autos besaßen, auch wenn diese anscheinend unsichtbar sein konnten, denn im nächsten Augenblick war der Wagen vor ihren Augen auch schon wieder verschwunden. Das Mädchen lächelte und streckte ihre Glieder so weit es ging, die Sorgen vom Vortag schienen wie vergessen, doch sie spuckten ihr immer noch im Kopf herum. Aber jetzt wollte sie die neue Welt entdecken und ihre neue Schule kennen lernen, die ihr so geheimnisvoll, wie eh und je vorkam, wenn nicht mehr.

    *********************

    Am Bahnhof angekommen, luden sie Hermines Koffer auf einen Gepäckkarren und hielten Ausschau nach Gleis 9 ¾. Hermine zog ihre Zugfahrkarte hervor und betrachtete sie. Wenn es wieder so einen Trick sein sollte, wie eben mit dem unsichtbaren Auto der Zaubererfamilie, musste es doch irgendwo einen Hinweis darauf geben. Sie drehte die Karte und inspizierte ihre Rückseite. Vergeblich. Vielleicht, wenn ich sie mit dem Zauberstab an ticke, dachte Hermine und zog ihn sogleich aus ihrer Tasche hervor. Sie berührte sachte mit der Spitze die Karte, doch nichts passierte. Das Mädchen schaute zu ihren Eltern auf, die ebenfalls ratlos mit ihren Blicken die Bahnhofshalle durchsuchten, doch auch sie schienen wenig Erfolg zu haben. Was wenn sie uns zum falschen Bahnhof geschickt haben, schoss es Hermine durch den Kopf, aber das kann nicht sein, es steht zumindest auf der Fahrkarte. Sie müssen diesen Bahnhof hier gemeint haben, Kings Cross!
    Sie schaute sich erneut um, doch nichts war zu sehen. Kein versteckter Hinweis, kein freundlicher Unbekannter, der ihnen den Weg wies. Nichts.
    Mr. und Mrs. Granger folgten Hermine zum Bahnsteig zwischen Gleis neun und zehn. Erneut zog die junge Schülerin ihren Zauberstab hervor und klopfte unauffällig auf die Absperrung zwischen Gleis neun und zehn. Vielleicht ist es wieder so ein Trick, wie in der Winkelgasse, dachte sie, da hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich: „Komm Mädchen, ich zeige dir wie du da durch kommst! Und fuchtel in der Öffentlichkeit nicht mit deinem Zauberstab herum. Was wenn dich ein Muggel sieht?“ Hermine drehte sich um und sah in das Gesicht einer in die Jahre gekommenen Hexe. Sie trug ein grünes Kleid, dass Hermine für ihr Alter etwas zu kurz schien, eine rote Handtasche und auf ihrem Kopf prangte ein ausgestopfter Adler.
    „Du musst einfach durch laufen und schon bist du auf dem Gleis.“, sagte die Hexe, „Das ist übrigens mein Enkel Neville, er kommt auch dieses Jahr nach Hogwarts.“ Erst jetzt bemerkte Hermine einen kleinen Jungen hinter der pompösen Frau stehen, sie lächelte ihm freundlich zu und er grinste verlegen zurück.
    „Hast du alles?“, fragte ihn die Hexe und an Hermine gewandt fügte sie hinzu: „Er ist etwas vergesslich und verliert häufig seine Sachen. Wenn er mal deinen Namen vergessen sollte mach dir nicht draus, Mädchen, dass passiert ihm öfter.“
    „Oma, Trevor ist schon wieder verschwunden!“, meldete sich nun Neville zum ersten Mal zu Wort.
    „Aber Schätzchen, ich habe sie doch extra für dich in meine Handtasche genommen, dass du sie nicht verlierst.“, antwortete Nevilles Großmutter und wühlte kurz in ihrer Tasche, schließlich streckte sie Neville eine große Kröte hin, der sie freudig entgegen nahm und rief: „Trevor, da bist du ja. Ich habe dich schon überall gesucht.“
    „Jetzt gib aber Acht, dass du sie nicht wieder verlierst und ihr beide heil in Hogwarts ankommt.“, sagte sie und schaute auf eine Uhr, die sie aus ihrer Tasche zog. Sie hatte mehr Zeiger, als die Uhren, die Hermine kannte, und da wo normalerweise die Zahlen hätten sein müssen zogen kleine Monde ihre Bahnen. „Wir sind schon viel zu spät dran!“, stellte die Hexe mit dem Adlerhut fest, „Wir haben schon zehn vor elf und bald fährt der Zug. Nun Neville geh voran und zeig dem Mädchen den Durchgang. Komm schon.“
    Neville packte die Griffe seines Gepäckwagens, auf dem ebenfalls ein großer Hogwartskoffer thronte, wie bei Hermine, und stürmte los in Richtung der Absperrung zwischen Gleis neun und zehn. Hermine und ihre Eltern, die die ganze Zeit nur schweigend dabei gestanden hatten, starrten Neville nach der, so schien es, gleich gegen die Absperrung rennen würde, doch kurz bevor er mit ihr zusammen zu krachen drohte, verschwand er. Hermine blinzelte ein paar Mal. Nein, kein Irrtum: Der Junge war tatsächlich verschwunden.
    „Okay“, sagte seine Großmutter zu Hermine, die sie immer noch anstarrte, „Jetzt bist du dran. Lauf einfach los, aber sei nicht so schnell wie Neville, sonst hast du zu viel Schwung und kannst nicht mehr bremsen, wenn du auf dem Gleis bist. Ich wette mein Junge hat mal wieder einen Umfall gebaut, also pass auf und stolpere nicht über ihn.“ Hermine warf einen letzten Blick über die Schulter, zurück zu ihren Eltern, dann rannte sie los, wurde immer schneller und kurz bevor sie durch die Absperrung verschwunden war, dachte sie zu hören wie Nevilles Großmutter ihren Eltern etwas zuflüsterte: „Ist sie das? Alessandras Erbe?“ Aus den Augenwinkeln sah Hermine ihre Eltern nicken, dann huschten sie aus ihrem Blickfeld und vor sich sah sie eine riesige, rote Lokomotive stehen, auf deren Rumpf in goldenen Lettern „Hogwartsexpress“ stand. Hermine lief immer weiter, sie versuchte zu bremsen, doch dabei geriet ihr der Gepäckkarren außer Kontrolle und sie knallte frontal mit jemandem zusammen. „Oh, Neville“, murmelte sie, „‘tschuldigung. Deine Großmutter hat mich schon vorgewarnt, dass du einen Unfall bauen könntest, aber ich habe die Kontrolle über den Wagen verloren.“
    „Schon gut“, antwortete er, „Ich bin daran gewöhnt. Passiert mir ständig.“
    Hermine rümpfte leicht die Nase, sie mochte Neville, keine Frage, aber mit jemandem, der ständig Chaos verursachte, konnte sie in der Schule nichts anfangen, wenn sie in den Prüfungen nicht durchfallen wollte. Außerdem, was hatte Nevilles Großmutter eben gesagt? Sie sei der Erbe von Alessandra? Was hatte das zu bedeuten? Und wenn Neville es auch wusste, was auch immer es bedeutete, konnte es gefährlich für sie werden. Er brauchte nur einen Ton darüber verlauten lassen und schon wusste es mit Sicherheit die ganze Schule. So etwas wäre typisch für Neville und seine Ungeschicktheit, dass war Hermine klar. „Komm suchen wir uns ein Abteil“, sagte sie seufzend und ging vor Neville den Bahnsteig entlang.

    *********************

    Hermine und Neville hatten am Ende des voll besetzten Zuges zum Glück noch ein Abteil ergattern können, in dem noch ein paar Plätze frei waren.
    Gegenüber von Hermine saß Seamus Finnigan, der halb und halb war, wie er jedem erzählte, der es hören wollte oder auch nicht. Es schien keine Besonderheit zu sein eine Muggelstämmige zu sein fiel Hermine auf, worüber sie sehr froh war. Sie war also nicht die Einzige, die nichts über die Zaubererwelt wusste. Okay, gestand sie sich ein, alle Bücher die sie vor ein paar Tagen in der Winkelgasse gekauft hatte, lagen nun gelesen in ihrem großen Hogwartskoffer, doch noch immer plagte sie das Gefühl rein gar nichts über diese Welt zu wissen. Seit Nevilles schrullige Großmutter sie „Alessandras Erbe“ genannt hatte, wusste sie nicht mehr woran sie denken sollte. Sogar ihre Eltern wussten wohl bescheid, was ihre, Hermine wusste nicht wie sie es nennen sollte, „Herkunft“ anging. Nur sie hatte mal wieder keine Ahnung. Warum hatte ihr nie jemand irgendetwas erzählt? Diese Frage spukte nicht das erste Mal in ihrem Kopf herum, ebenso wie tausend andere. Wie lange würde es wohl dauern bis sie endlich Klarheit über alles hatte? Jedenfalls durfte sie auf keinen Fall irgendjemandem von irgendetwas erzählen. Vorsichtshalber.
    In diesem Moment sah sie ihre Eltern zusammen mit Nevilles Oma an ihrem Abteilfenster auf dem Bahnsteig entlang gehen.
    „Bin gleich wieder da“, murmelte sie Neville zu und sprang ein letztes Mal zu ihren Eltern hinunter.
    Die warteten schon auf das Mädchen und schlossen sie in die Arme.
    „Pass gut auf dich auf!“, flüsterte Mrs. Granger ihrer Tochter ins Ohr und Mr. Granger fügte hinzu: „Du kannst immer auf uns zählen!“
    Hermine löste sich aus der Umarmung und lächelte ihre Eltern an, jetzt war die letzte Chance, die allerletzte Chance sie zu fragen, was mit „Alessandras Erbe“ gemeint war.
    „Ich muss euch noch etwas fragen“, fing Hermine an, „ Vorhin, als ihr mit Mrs. Longbottem am Bahnsteig standet, da…“ Doch weiter kam sie nicht, hinter ihr, am Ende des Zuges, blies ein Schaffner in seine Pfeife und rief: „Bitte einsteigen, zurück treten und Türen schließen!“
    Mrs. Granger drückte ihre Tochter ein letztes Mal an ihre Brust und auch Neville neben ihnen musste eine letzte Umarmung seiner fülligen Großmutter ertragen.
    Mit „Du schaffst das!“, „Viel Glück!“ und „Bis bald!“ Rufen wurden die Schüler, die sich noch auf dem Bahnsteig aufgehalten hatten, in den Zug geschoben und schon bald setzte er sich langsam in Bewegung.
    Hermine schaute noch einmal aus dem Fenster und winkte ihren Eltern zum Abschied zu. Kurz dachte sie, ihre Mutter hätte sich schluchzend an ihren Vater gelehnt, doch noch bevor sie genauer hinschauen konnte, bog der Hogwartsexpress um eine Kurve und der Bahnsteig war verschwunden.
    Hermine lehnte sich gegen die Zugtür, atmete tief ein und stieß einen leisen Seufzer aus. Ja, jetzt war es endlich so weit. Jetzt gab es endgültig kein Zurück mehr. Aber sie würde das schaffen. So schwer konnte das doch nicht werden!
    Langsam ging sie den Gang entlang, zu ihrem Abteil, öffnete die Tür und setzte sich wieder zu Neville, Seamus und den drei Mädchen, die schon vorhin bei ihnen gesessen hatten, Cho Chang und den Zwillingen Parvati und Padma Patil.

  10. #20
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    So geht's dann also los mit dem ersten Schultag. Ein/ zwei Fragen mehr aufgeworfen aber soweit ganz gut^^

    Gegenüber von Hermine saß Seamus Finnigan, der halb und halb war, wie er jedem
    nur die makierte Stelle hat mich etwas aus dem Lesefluss geworfen. Vielleicht hab ich zu schnell gelesen aber hier hing ich einen Moment ehe ich die Worte in der richtigen Ordnung und Sinn hatte.

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