Danke schön ^^
Erschreckende Wahrheit
Nachdem sie die Winkelgasse rauf und runter geschlendert waren und fast die ganze Ausrüstung für Hermines erstes Schuljahr in Hogwarts gekauft hatten, war nun endlich der Zauberstab an der Reihe ausgesucht zu werden.
Sie betraten Ollivander – Gute Zauberstäbe seit 382 v. Chr., in dessen Schaufenster ein rotes, ausgeblichenes Samtkissen lag, auf ihm ein einzelner Zauberstab. Beim öffnen der Tür hörten sie eine Glocke weiter hinten im Laden läuten. Das Geschäft war dunkel und nur ein storchbeiniger Stuhl stand im Raum, an den Wänden waren hunderte von länglichen Schachteln aufgereiht.
Hermine trat von einem Bein auf das Andere. Sie war nervös und wollte endlich wissen, was es mit den Zauberstäben auf sich hatte. Natürlich hatte sie als kleines Kind, wie jedes andere auch, mit einem Holzstock oder etwas anderem Zauberer gespielt, doch das hier war etwas völlig anderes, dass wurde ihr langsam klar. Es war kein Spiel dieses Leben, das sie wählen würde, es war todernst.
Kurz darauf kam ein älterer Mann mit weißem Haar und blassen Augen aus dem hinteren Teil des Ladens zu ihnen vor.
„Guten Tag“, sagte er mit ruhiger Stimme, „Ich bin Ollivander. Und sie sind…?“
„Ich bin Hermine Granger“, sagte das braunhaarige Mädchen etwas eingeschüchtert, „Ich komme dieses Jahr nach Hogwarts.“
„Ah ja…, ja…, genau.“ erwiderte Mr. Ollivander immer noch mit seiner ruhigen, einschläfernden Stimme, „Die Grangers. Sehr erfreut. Vor langer Zeit verkaufte ich einen Zauberstab an ihre Großcousine Alessandra, ich kann mich noch genau erinnern Miss Granger. Ja…, Weide, 12 ⅓ Zoll, biegsam, ich erinnere mich, der Kern waren die Herzfasern eines Drachen.“
Hermine machte große Augen und auch ihre Eltern sahen leicht verwirrt aus, sofern man es in der Dunkelheit des Ladens ausmachen konnte.
„A-a-aber…“, stotterte das sichtlich geschockte Mädchen, „Ich habe keine Großcousine namens Alessandra! Und niemand in meiner Familie war je ein Zauberer oder eine Hexe. Das ist unmöglich! Es muss sich um eine Verwechslung handeln.“
„Nein, ausgeschlossen“, erwiderte Ollivander, jetzt schon mit etwas strengerer Stimme, „Ich kann mich an jeden Zauberstab erinnern, den ich jemals verkauft habe und Alessandra sieht ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten aus.“
„Hören sie auf meiner Tochter Lügenmärchen über ihre Familie zu erzählen“, schaltete sich jetzt Mr. Granger sichtlich wütend ein, „Es hat noch nie eine Hexe in unserer Familie gegeben. Es muss eine Verwechslung sein!“
„Aber, nein. Alessandra ging vor genau 18 Jahren nach Hogwarts. Sie musste sich versteckt halten, da ihre Familie, also sie, es nicht billigten, dass sie eine Hexe wurde. Später schloss sie sich dann dem, dessen Namen nicht genannt werden darf an. Zu tragisch. Sie war so ein nettes Mädchen gewesen, als sie meinen Laden betrat. Doch jetzt… verdorben. Wahrscheinlich hielt sie es nicht mehr aus von ihrer Familie geächtet zu werden. Armes Kind!“
Die Grangers waren allesamt sprachlos. Eine Weile herrschte komplette Stille, in der Jeder seinen Gedanken nachhing, bis Hermine es wagte eine Frage zu stellen: „Und… Was ist mit ihr passiert? Mit Alessandra? Lebt sie noch?“
„Aber sicher.“, antwortete der alte Zauberer vor ihr, „Sie müsste mittlerweile 29 Jahre alt sein. So viel ich weiß lebte sie eine Weile in Hogsmeade, aber es wurde für sie, als Todesserin nach dem Sturz von sie-wissen-schon-wem zu gefährlich und sie tauchte unter. In irgendeine Muggelstadt. Aber ich habe den Namen vergessen. Mit 18, nach dem ihre Schulzeit abgelaufen war, schloss sie sich sie-wissen-schon-wem an. Dann in dem Jahr, als sie 19 wurde, fiel der Dunkle Lord, daraufhin begab sie sich dann in diese Muggelstadt.“
Wieder schwiegen sie alle, doch diesmal war es Ollivander, der sie unterbrach:
„Aber wenden wir uns dem Grund zu, weswegen sie gekommen sind. Miss Granger? Dürfte ich bitte ihre Maße nehmen? Welche ist ihre Zauberhand?“
Hermine streckte stumm die rechte Hand aus. Ollivander zog ein Maßband aus seiner Tasche, das sogleich von selbst anfing Hermine zu vermessen, während sein Besitzer an den Wänden entlang lief und hier und da eine Schachtel aus einem Stapel zog.
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Als Hermine und ihre Eltern zwanzig Minuten später mit einem 11 Zoll Zauberstab aus Weinstock und Drachenherzfasern Ollivanders Geschäft verließen, hatte niemand von ihnen auch nur ein Wort gesagt seit Alessandras Name gefallen war. Diese Sache hing zwischen ihnen, wie Kaugummi an einer Schuhsohle.
Anfangs war sich Hermine noch ziemlich sicher gewesen, dass alles nur ein großer Irrtum war, doch jetzt wurde ihr vieles klarer. Ihre Eltern hatten ihr verboten mit anderen Verwandten über ihren Eintritt nach Hogwarts zu sprechen und sie hatte sich daran gehalten ohne groß darüber nachzudenken. Aber was wäre, wenn es Alessandra tatsächlich gab und sie nicht nur der Fantasie eines alten Mannes entsprungen war, der in der Einsamkeit seines Ladens langsam vor sich hin vegetierte? Sie musste die Wahrheit finden, dass war klar, wie Kloßbrühe für Hermine, jetzt wo sie diese Dinge erfahren hatte, würde sie nachts kein Auge mehr zu tun können, bis alles aufgeklärt war.
Die Grangers betraten den tropfenden Kessel und traten zu Tom, dem Wirt an die Theke. Immer noch hatte niemand von ihnen etwas gesagt.
„Ah, da sind sie ja wieder“, rief der Wirt ihnen zu, „Setzen sie sich doch an einen Tisch. Ich gebe ihnen eine Runde Butterbier aus und bringe ihnen gleich Miss Grangers Zugfahrkarte nach Hogwarts.“
„Tut mir leid“, meldete sich Mr. Granger zu Wort, er sah jetzt recht müde aus, „Wir müssen weiter. Trotzdem danke. Könnten sie uns nicht einfach die Fahrkarte geben?“
„Nein“, protestierte Tom, „Ausgeschlossen! Jetzt wo sie schon mal in der Zaubererwelt sind müssen sie auch unser berühmtes Butterbier einmal probieren. Das gibt es, so viel ich weiß, bei den Muggel ja nicht. Ich weiß gar nicht wie sie das aushalten!“
Notgedrungen setzte die Familie sich wiederwillig an einen kleinen Tisch. Jeder starrte still vor sich hin bis Tom mit drei Krügen Butterbier und Hermines Zugfahrkarte auftauchte.
„So“, sagte dieser, „Sie nehmen den Hogwartsexpress am 1. September um Punkt 12 Uhr am Gleis 9 ¾. Bahnhof Kingscross. Die Station finden sie leicht, folgen sie einfach den anderen Zauberern und Hexen. Die werden sie hin führen.“ Der Wirt verzog sich, nachdem niemand mehr etwas sagte, wieder hinter den Tresen seines Pubs und reichte einem unnatürlich großen Mann ein Glas mit einer bläulichen Flüssigkeit.
„Na, Hagrid“, rief er, „Den jungen Potter wieder sicher bei seiner Familie abgeliefert?“
„Ja“, antwortete Hagrid, Hermine hielt ihn für einen Riesen, aber sie war sich nicht sicher, dennoch spitzte sie die Ohren um alles über den Jungen, über den die Beiden sprachen, zu verstehen, „War nicht glücklich, als er wieder zurück musste, aber ich hab ihm gesagt, er kann mir jederzeit seine Eule schicken, wenn er Probleme mit den Muggeln hat. Wird das schon schaffen. Netter Bursche.“
Der Wirt wandte sich wieder anderen Gästen zu und das Gespräch zwischen ihm und dem Riesen verebbte.
Hermine und ihre Eltern hatten ihre Krüge geleert, sie standen auf, riefen Tom noch ein „Auf Wiedersehen“ zu und machten sich auf den Heimweg.