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Thread: Blauäugigkeit

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    Default Blauäugigkeit

    Marco fiel zu Boden, Blut schoss unter seiner schwarzen Seidenweste hervor. Es dauert kaum einen Wimperschlag und er lag in einer kopfgroßen Lache. Der Hall des Schusses überdauerte seinen Schmerzensschrei. Wie eingefroren stand Nina neben Marcos Körper. Der Mondschein beleuchtete ihre Wangen und ihr wallendes, schwarzes Haar. Sie war eine schöne Frau, beinahe, als wäre sie der Hand eines brillianten Malers entsprungen. Der Mörder war längst durch eine Gasse verschwunden, die Feuerwaffe hatte er direkt nach Abgabe des tödlichen Schusses fallen lassen. Nina ging in die Hocke, nahm die Arme ihres toten Bruders und legte sie auf seine Brust. Dann tat sie einen Schritt nach vorn, hob die Pistole auf und richtete sie gegen sich. Ihre Tränen schimmerten im blassen Licht. Langsam drückte Nina den Abzug mit beiden Daumen nach vorn, sagte „Mio fratello...“ in die Stille der Nacht und drückte ab.
    Im selben Moment fuhr ein prächtiger, roter Umhang vor die Bühne. Der Applaus in dem kleinen Theater war ohrenbetäubend. Circa einhundert Leute hatten sich versammelt, um Nina Coleno bei ihrem Stück zu beobachten. Sie war in der Stadt mittlerweile zu einer Art Geheimtipp geworden. Ein wohlhabend gekleideter Mann, der sich einen Platz in Reihe eins gesichert hatte, stand auf, als sich der Vorhang wieder öffnete. Sofort waren einige Rufe zu vernehmen. „Setz dich hin, du Arschloch!“ Der Mann blieb ruhig und bewegte sich mit langen Schritten auf den Ausgang zu.
    Auf der Bühne verbeugten sich Nina und Marco gerade, als der Vorhang sich bereits wieder schloss. Durch den Applaus überdeckt redeten die beiden miteinander. „War ganz passabel. Und dass deine Hose gerissen ist, als du gefallen bist, hat auch keiner gemerkt.“ Nina lachte. „Scheint so. Jetzt erstmal 'nen Kaffee!“, sagte Marco.
    Hinter der Bühne nahmen zwei Helfer Nina sofort in Empfang und drückten ihr eine Tasse Kaffee in die Hand. „Bravo!“ jubelten beide. Sie hatten sich freiwillig gemeldet, nur, um Nina einmal zu treffen.
    Branco öffnete die Feuerschutztür. Sofort sah er Nina, die bereits in der Maske Platz genommen hatte. Applaudierend ging er ihr entgegen. „Signora Coleno, das haben Sie wunderbar gemacht!“ Nina drehte sich ihm entgegen. „Oh, vielen Dank, Herr...“ „Cesci. Branco Cesci. Ich beobachte ihre Vorstellungen seit langer Zeit und möchte ihnen ein Angebot machen. Meine Agentur sucht derzeit nach einer wunderschönen Schauspielerin für einen Film. Es geht um zwei sich Liebende, zwischen deren Liebe viele Hindernisse stehen. Die Gage beträgt eintausend Dollar und der Flug nach Hollywood geht noch heute Nacht.“ „Hollywood? Ich kann in einem Hollywood-Film mitspielen?“ „Sicher. Sie haben eine Menge Talent.“ Branco zwinkerte Nina zu. „Nunja, ich würde liebend gern mitkommen. Ich werde nur meine Sachen packen. Wann soll ich am Flughafen sein?“ „Um ein Uhr. Ich freue mich, eine so wunderbare Schauspielerin für diesen Film gewonnen zu haben. Ich treffe Sie persönlich am Flughafen.“


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    Ich hatte die wunderbare Schnapsidee, euch mit einer neuen Kotstory zu nerven. Selber Schuld, wenn ihr das gelesen habt!
    Last edited by Sean; 02.01.2009 at 22:51.

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