Haygas Leute. Ich hab mir mal gedacht, ich schreibe hier mal einige Gänsehaut Geschichten rein. Ich liebe die Gänsehaut-Reihe und dachte mir: Hey! Schreib die doch hier rein, um zu sehen, wie gut sie bei den anderen ankommen! Also beginnen wir mit Band 59. Viel Spaß Eltern haften für ihre Kinder!
R.L. Stine: Band 59 Vollmondfieber
_______Kapitel 1______
Meine Schwester Alesha warf den Kopf zurück, schloss die strahlend blauen Augen und öffnete den Mund zu einem langen, tierischen Heulen.
Ich atmete tief durch und stimmte mit ein. Ich formte mit den Händen einen
Trichter vor dem offenen Mund und heulte lauter, mein schrilles Jaulen mischte
sich mit dem Aleshas.
"Owooooo!"
Scruffy, unser Langhaardackel, warf bei dem Klang den Kopf zurück. Dann richtete er sich auf seinen kurzen, dicken Hinterbeinen auf und begann, wild
zu bellen. Je länger wir heulten, desto stärker bellte er.
Moms ärgerlicher Ruf übertönte unser Geschrei. "Robie - Alesha - hört auf, den
Hund zu quälen!" Alesha und ich hörten sofort auf. Lachend ließen wir uns auf
den Wohnzimmerteppich fallen. Scruffy gab noch ein paar Jaultöne von sich.
Der kleine Kerl schnappte nach Luft, sein Schwanz wedelte hin und her.
Ich hob ihn mit beiden Händen hoch, drehte mich auf den Rücken
und zog ihn auf mich. Er begann, mein Gesicht zu lecken. Ich hatte das Gefühl, dass er mich bitten wollte, nicht mehr zu heulen.
"Ihr wisst, dass Scruffy dieses Heulen hasst. Warum nur macht es euch solchen Spaß, den Hund zu quälen?", fragte Mom und blickte uns von der Tür her an. "Weil es lustig ist", antwortete ich.
Aus irgendeinem Grund fanden Alesha und ich das komisch und lachten wieder
wie verrückt los. "Ihr zwei seid so komisch wie aufgesprungene Lippen", sagte Mom. Es war eine ihrer Redewendungen. Sie sagte das immer.
"Warum ärgert ihr nicht jemanden, der es mit euch aufnehmen kann?"
"Okay", antwortete ich, "dann ärgere ich Alesha." Ich packte meine Schwester
an den Schultern und rang mit ihr, bis sie auf dem Boden lag.
Sie stieß einen Schrei aus und boxte mir in den Bauch.
Scruffy sprang auf sie und begann wieder zu bellen, er wollte mich beschützen. "Steht auf!", rief Mom. "Kommt her. Guckt nach eurem Gepäck für die Nacht. Seht, ob ihr alles habt, was ihr mitnehmen wollt."
Alesha und ich stöhnten.
Wir sind beide groß und ein bisschen rundlich. Genau genommen sind wir
beide gleich groß, obwohl ich zwölf bin und sie elf ist. Wir haben beide glattes
schwarzes Haar und große blaue Augen. Und wir sind beide ganz groß darin,
zu stöhnen und zu jammern. Und stolz darauf!
"Warum müssen wir heute Abend Opa John besuchen?", quengelte ich.
Dad erschien hinter Mom, er schleifte unsere Reisetaschen hinter sich her.
Er beantwortete meine Frage. "Weil er einsam ist. Weil er keine Kinder
mehr im Haus. Weil er sich freut, euch zu sehen."
"Aber er erzählt uns immer so unheimliche Geschichten!", rief Alesha.
"Opa John versucht immer, uns Angst zu machen", sagte ich.
Dad stellte unsere beiden Taschen an der Eingangstür ab uns sah uns
stirnrunzelnd an. "Aber ihr habt mir doch gesagt, dass es euch gefällt, wenn
er euch Angst macht - erinnert ihr euch?"
"Ja...schon", antwortete ich. Ich stand vom Boden auf und ging zu meiner
Tasche, um zu sehen, ob alles da war, was ich brauchte.
Dad hatte Recht. Alesha und ich lieben unheimliche Filme und Bücher.
Wir erfinden gern schaurige Geschichten, um den Kindern von nebenan Angst
zu machen, bei denen wir immer babysitten.
Es war gerade Oktober, und wir hatten schon damit begonnen, uns über
wirklich gruselige Halloweenkostüme Gedanken zu machen.
Wir lieben unheimliche Sachen. Aber Opa John ist ein bisschen zu unheimlich. Ich meine, er sieht so verrückt aus. Er ist sehr groß und dürr und blass. Mit seinen nach vorne geneigten Schultern, mageren, knocheligen Armen, den Händen, die er ständig gegeneinander reibt, und den hervorquellenden Augen, mit denen er uns anstarrt, erinnert er mich immer
an irgendein großes Insekt - an eine blasse Spinne oder eine Gottesanbeterin.
Opa John lebt allein in einem kleinen Haus tief im Wald. Alesha und ich können
nie schlafen, wenn wir bei ihm sind. Immer heult der Wind, und wir hören, wie
Tiere direkt vor unserem Schlafzimmerfenster herumkriechen, hören seltsame
schreie und Klagelaute.
Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb wir keinen Schlaf finden. Jedes
Mal, wenn wir Opa John besuchen, wartet er, bis es wirklich spät ist. Dann
macht er ein großes, prasselndes Feuer in dem alten gemauerten Kamin.
Und erzählt uns die unheimlichsten Geschichten - Geschichten, von denen
wir noch wochenlang Alpträume haben.
Geschichten, von denen er behauptet, dass sie wahr sind.
Wie die Geschichte von dem Fünftklässler, der keinen Kopf mehr hatte, aber
weiterhin jeden Tag in die Schule kam - obwohl die anderen Kinder ihm den
Kopf abgeschlagen und auf dem Schulhof vergraben hatten.
Oder die Geschichte von den Seebewohnerinnen - zwei Mädchen, die ertranken, aber als Zombies weiterlebten. Sie haben Pflanzen vom Meeresboden gegessen und unter Wasser ünerlebt. Zum Spaß haben sie
Schwimmer an den Füßen auf den Grund des Sees hinuntergezogen, sodass
sie für immer mit ihnen dort leben mussten.
Schöne Geschichten, nicht?
"Der Schlafanzug passt mir nicht mehr", beschwerte sich Alesha, zog ihn aus der Tasche und warf ihn durchs Zimmer.
"Warum hast du ih eingepackt? Du weißt, dass ich ihn nicht mehr anziehen kann." "Okay, geh rauf und hol dir selbst einen Schlafanzug", seufzte Mom.
"Warum kann Scruffy nicht mitkommen?", fragte ich, streichelte den kleinen Kerl und kraulte ih hinter den Ohren. "Scruffy würde es im Wald gefallen."
"Na klar." Dad verdrehte die Augen. "Scruffy ist ja auch ein richtiger Hund für
draußen. Er hat Angst vor Blättern!" Er und Mom brachen in schallendes Gelächter aus.
"Haha." murmelte ich. "Er hat nicht vor allen Blättern Angst - nur vor den großen."
Ich nahm Scruffy hoch. "Komm alter Junge. Wir besuchen Opa John."
"Lass ihn runter", schimpfte Mom. "Du weißt, warum Scruffy nicht mitkann.
Opa John ist allergisch gegen Hunde. Er muss niesen und bekommt Ausschlag,
wenn er in ihre Nähe kommt."
"Hah...Hah...", ich öffnete den Mund, schloss die Augen und setzte zu einem
starken Nieser an. "Haaaaaatschiii!"
Alesha lachte, während sie ein Nachthemd in ihre Tasche stopfte.
"Ich bin allergisch gegen Opa John!", erklärte ich.
"Vielleicht sollte ich lieber mit Scruffy zuhause bleiben."
"Sehr gut", sagte Dad und verdrehte die Augen. "Packen wir unsere Sachen
ins Auto. Es wird langsam spät."
Ich stieß einen Seufzer aus und setzte Scruffy wieder auf den Boden.
Dann griff ich nach meiner Jacke, nahm meine Tasche und ging hinaus. Ich trat in den klaren, kalten Abend hinaus. Ich konnte meinen Atem vor mir sehen. Ich fühlte mich mehr wie im Winter als wie Anfang Oktober.
Und als ich zu unserem Auto ging, das in der Auffahrt parkte, spürte ich, wie
mir ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief.
Warum hatte ich so ein schlechtes Gefühl, was diesen Besuch bei Opa John anging?
Warum glaubte ich nur, dass dieser Besuch besonders unheimlich würde?
Kapitel 2 folgt bald...
Hoffe es gefällt euch