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Thread: Roadkill

  1. #151
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    Quote Originally Posted by Souldragon View Post
    so so, du hälst uns also absichtlich hin

    Davon ab war es aber ein schöner Teil, auch wenn ich Lucifer und Grey gerne noch ein wenig mehr fälschen gesehen hätte^^
    Und wir wissen nun immerhin, was sich eigentlich am Ziel befindet. Glaube ja, das hatte bislang noch niemand genau erwähnt. Und Johnny gehts scheinbar auch ganz gut, den Umständen entsprechend.



    und noch ein paar Sachen die mir aufgefallen sind:

    fand es hier etwas seltsam, dass du Lucifer von Bedingung sprechen lässt. Er gibt ja einen Auftrag und Grey stellt Bedingungen. Aber mir ist auch bewusst, dass man auch davon spricht, das beide Seiten Bedingungen stellen, fand's hier aber nicht so passend.

    wieso "sie"? Wenn du das Lichtspiel meinst, müsste es doch "es" sein. Oder soll sich das auf Melodie beziehen? Dann ist es aus meiner Sicht zumindest schwer erkennbar.

    Hier hast du die Anführungszeichen vergessen. Und "gelehrsame" erscheint mir irgendwie merkwürdig. Ich danke da eher an "gelehrte" oder "lehrsame"

    hier bin ich leicht verwirrt. Er will seine Augen mit dem Stoff bedecken, bohrt dann aber Löcher rein damit seine Augen frei bleiben? Erscheint mir unpraktisch.
    Stimmt. Eventuell hätte ich da mehr Spannungen zwischen Lucifer und Grey einbauen können, weil mir kam dieser Abschnitt leider auch etwas zu schnell abgefertigt vor, da man da vielleicht noch mehr hätte machen können, aber was nicht ist, dass kann noch werden. Mal schauen, ob ich da nicht irgendwann mal bei Zeiten sowas wieder einbauen kann. Aber ich will nichts versprechen.

    Die inhaltlichen Fehler habe ich auch mal entfernt, damit du keine Augenkrämpfe mehr davon bekommst.
    Ich glaubte das mit den Löchern im Tuch mal in dieser Form gesehen zu haben, aber gut. Du wirst da schon recht haben, weil ich war mir damals auch nicht so sicher. xD

    Ja, das "sie" sollte sich auf die Melodie beziehen, obwohl ich mich auch gerade wundere wieso ich das so haben wollte. Vermutlich fand ich, dass ein "sie" schöner als ein "es" klingt. xD

    Ansonsten, vielen Dank fürs Lesen und korrigieren. =)





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  2. #152
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    So, weiter gehts. "Leider" war ich das gesamte Wochenende auf Achse, daher konnte ich den heutigen Abschnitt noch nicht abliefern, aber heute hole ich es nach. Ich wünsche euch viel Spaß mit:

    Roadkill - Abschnitt 42

    Schweigend zogen die beiden ungleichen Gefährten ihres Weges. Greys Schritte wirkten hastig und ungebändigt. Stetig vernahm man das Echo seiner eiligen Schritte, die über den schwarzen Beton glitten. Ihre Schatten bildeten die schrecklichsten Gestalten, die sich unentwegt unter dem Einfluss des Lichtes zu krümmen schienen. „Wie eine Armee aus Ghoulen.“, dachte Cain besorgt. Gelegentlich warf Grey misstrauisch einen Blick zurück und besah sich die Umgebung genauer. Horchte in das Schweigen der Nacht hinein und... Nichts. Stille.
    Und doch schien er zu glauben, dass irgendetwas in der Stadt auf sie lauerte und sie womöglich verfolgte. „Aber das ist doch vollkommen absurd!“, dachte der kleine Junge nervös. Grey schien das aber nicht zu denken. Denn er hörte nicht auf seinen Blick umher streifen zu lassen. „Ist irgendetwas?“, fragte Cain besorgt.
    Grey schaute ihn kurz an und offenbarte Cain kurzzeitig so das Innere seiner Seele bevor er sich dann wieder sich von ihm abwandte, um einen Blick über die Schulter zu werfen. Cain lief ein Schauer über den Rücken, als er spürte wie sich für einen Moment lang Greys glasiger Blick in ihn gebohrt hatte. Die Augen waren leer und trostlos gewesen; das Licht und jeglicher Glanz waren aus ihnen geschwunden.
    „Nichts.“, erwiderte der Gefragte schließlich. „Ich…“, er zögerte und sah sich erneut hastig um. Langsam trat er an den Jungen heran und berührte ihn sanft mit seiner Hand an der Schulter. Warm und angenehm spürte Cain den sanften Druck auf seiner Haut und blickte dann fragend in die Bernsteinaugen des Mannes, der sich gerade zu ihm herab gebeugt hatte. Auf einmal fühlte er sich sicher und wohlbehütet.
    „Wir sollten vielleicht später darüber reden. Würdest du mich bitte darauf ansprechen, wenn wir aus der Stadt raus sind?“
    „In Ordnung, mache ich.“, entgegnete der Junge, der von der düsteren Stimmung erfasst und einvernommen wurde.
    „Sehr gut, braver Junge.“, murmelte Grey und strich ihm sachte durchs kurze rote Haar, das sich wie trockenes Gras in seiner Hand anfühlte.
    „Nimmst du mich an der Hand?“
    Grey lächelte und reichte dem kleinen Jungen die Hand. „Komm.“, flüsterte er sanft. Cain folgte ihm, folgsam und glücklich, dass jemand da war, um ihm zur Seite zu stehen.

    Das Ende der Stadt war erreicht. Weite Ebenen aus schwarzem Sand und eine trostlose Einöde breiteten sich vor den beiden Gefährten aus, als Cain Grey schließlich ansprach. „Du?“, fragte er. „Was wolltest du mir denn nun erzählen?“
    Grey lächelte scheinbar zufrieden, als er sich zu dem Kleinen herab beugte und ihm tief in seine grünen Augen mit den goldenen Sprenkeln hinein sah. Zögerlich blinzelte Cain und blickte in das Bernstein hinein. In der tiefschwarzen Pupille erblickte er einen kleinen Jungen, der neugierig zu jemandem aufsah. Erneut berührte Grey Cain sanft an der Schulter und drückte ihn sacht nach unten. „Würdest du dich bitte hinsetzen? Wir sollten miteinander reden, weil ich muss etwas von dir wissen.“
    Der Junge kam der Bitte ohne nachzudenken nach. Im Schneidersitz setzte er sich zu Boden. „Danke, das hast du gut gemacht.“, sprach Grey mit sanfter, aber bestimmender Stimme weiter.
    Cain lächelte und schaute zu Grey auf, der sich inzwischen ebenfalls im Schneidersitz niedergelassen hatte. Cains Kopf fühlte sich seltsam leer an. Er glaubte zu spüren wie ihm etwas in den Kopf einfloss und zärtlich auf seinen Hinterkopf drückte. Es war nicht unangenehm, sondern fühlte sich mehr so an, als würde jemand seine Kopfhaut massieren. Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Jungen ab und auch Grey erwiderte es. „Nebel, vielleicht?“, fragte er sich insgeheim.
    „Gut, dann lass uns loslegen, oder was meinst du, Cain?“, fragte Grey.
    Die Stimme Arztes hatte langsam einen ruhigen Tonfall angenommen, der Cain einen leichten Schauer über die Haut laufen ließ. Wohlig schüttelte er sich. Greys Lächeln weitete sich aus und auch Cain kam nicht umhin grinsen zu müssen. Er nickte hastig.
    „Würdest du mir etwas von Alina erzählen?“, fragte er sanft.
    „Alina?“
    „Genau.“
    „Alina?“, fragte er zögerlich. Nie zuvor hatte er diesen Begriff gehört. „Alina...“ Langsam ließ er sich das Wort auf der Zunge zergehen. Es klang angenehm und wirkte vertraut. „Was ist das? Alina?“
    „Das ist ein Name.“, antwortete Grey ruhig. „Du nanntest sie vermutlich Mutter.“
    „Mutter.“, flüsterte der Kleine zögerlich und zusehends schwand das Lächeln von seinem Antlitz. Eine Träne schlich in seinen Augenwinkel. Er blinzelte, um sie zu vertreiben. Grey streckte die Linke aus und strich dem Kleinen sanft über die Wange. Ein Lächeln breitete sich augenblicklich über die Lippen des Jungen aus. Sanft spürte er den Druck der anderen Hand von Grey auf seinem linken Arm. Es fühlte sich angenehm an. Grey gab ihm dieses geborgene Gefühl wie er es zuletzt bei seiner Mutter gehabt hatte. Er vermochte nicht zu sagen was Grey mit ihm anstellte, aber es war… gut.
    „Würdest du mir vielleicht erzählen wie es Mutter ging?“
    „Sie fühlte sich gut.“, meinte der Junge hastig. Grey hatte einen wunden Punkt angesprochen. Er wollte nicht darüber reden. „Sie war sehr glücklich.“, fügte er zögerlich hinzu.
    „War sie das denn wirklich?“, fragte Grey und legte dem Jungen kurze Zeit lang eine Hand auf die Schulter. „Du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst.“
    Wieder dieses Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. „Nun…“, murmelte Cain. „Sie weinte oft. Sie schien besorgt.“
    „Weswegen?“, fragte Grey interessiert.
    „Ich… weiß nicht so genau.“
    „Also weißt du etwas?“
    „Jaaaaa… Nein. Das heißt ein bisschen. Sie hatte über ihn geredet.“
    „Lucifer, oder jemand anders?“
    „Ihn.“, flüsterte Cain erbost. „Er hat sie mir genommen.“
    „Ah.“, hauchte Grey. „Es geht also um Johnny?“
    „Heißt er so?“, erkundigte sich der Junge.
    „Ja.“
    „Dann geht es um ihn.“
    „Wie fühlst du dich, wenn ich den Namen sage?“
    Cain atmete mehrmals langsam ein und aus. Grey beobachtete ihn aufmerksam. Zorn schlich sich in die Augen des Jungen.
    „Wütend.“, sagte er schließlich. „Er ist schuld an allem.“
    „Deswegen verfolgst du ihn auch, nicht wahr?“ Cain nickte hastig. „Ich will Rache.“, quickte er freudig auf. „Ich weiß wie sich das anfühlen mag.“, bestätigte Grey. Beiläufig berührte er ihn wieder am Arm. „Ja, du verstehst mich.“, erwiderte der Junge hastig. „Ich will meine Rache.“
    Grey nickte kurz angebunden. „Vielleicht wäre es besser, wenn wir auf deine Mutter zurückkämen.“
    „Okay.“, murmelte der Junge und runzelte dann die Stirn. „Warum interessierst du dich für Alina, also Mutter?“
    „Warum?“, fragte Grey leicht überrascht. „Weil ich sie kannte.“
    „Wie habt ihr euch kennengelernt?“, entgegnete der kleine Junge prompt.
    Grey lachte kurz. Stoppte aber ruckartig. Er hielt inne und horchte in die Nacht hinein. Etwas hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Er wandte sich wieder Cain zu. „Mit Sicherheit ist das für dich sehr interessant, aber um die Wahrheit zu sagen, will ich gar nicht darüber reden, weil es einfach zu viel Zeit in Anspruch nähme.“
    „Hm. Okay.“, murmelte Cain enttäuscht.
    „Aber ich kann dir sagen, dass ich sie sehr gut kannte.“, bemerkte Grey. „Sie und ich waren miteinander bekannt gewesen. Aber das ist lange her.“
    „Wie standet ihr zueinander?“
    „Wir kannten uns“, wich Grey kurzzeitig aus. „aber ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Befreundet war ich auch nie mit ihr, wobei….“ Grey schien zu überlegen. „Eine Art von Freund von mir stand ihr sehr nahe. Darum helfe ich dir auch.“
    „Nicht, weil du Heim willst?“, fragte Cain überrascht.
    „Das natürlich auch, aber eigentlich habe ich keine Heimat mehr und leben werde ich auch nicht mehr lange.“, bemerkte er. „Johnny muss aufgehalten werden, denn das ist meine Aufgabe, die ich hier zu erfüllen habe. Ich habe schon viele von seiner Sorte aufgehalten und er wird vorerst der letzte sein.“
    „Der letzte?“, setzte Cain gleich weiter nach.
    Grey nickte. „Und vorerst…“ Er erhob sich vom Boden und strich sich den Staub von der Hose. „sollten wir auch das Gespräch an dieser Stelle beenden.“
    „Aber warum das denn?“, fragte der Kleine traurig. „Ich will mehr wissen!“
    „Weil es Zeit wird weiter zu ziehen. Was hältst du davon, wenn wir beim Laufen weiter sprechen würden, aber eben nicht über dieses Thema? Wäre das nicht toll? Wir müssen Johnny schließlich einholen.“
    Das Gesicht des Jungen verdüsterte sich. „Du hast recht. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Folge mir.“
    Grey nickte und lächelte. „Das wäre geschafft.“, dachte er und folgte dem kleinen Jungen, der sich schnurstracks auf den Weg machte, um sie an ihr Ziel zu führen. „Er vertraut mir. Das ist schon mal eine gute Basis für das, was noch kommen mag.“
    Ein Blick zum sternlosen Himmel ließ Greys Lächeln anwachsen. „Schon bald haben wir dich, Johnny.“, flüsterte er leise vor sich hin. „Und wenn es soweit ist, dann ist die Zeit gekommen, um miteinander abzurechnen. Du kannst dir sicher sein, dass es das letzte Mal sein wird, dass wir einander begegnen werden.“
    Last edited by PetrusII; 15.07.2010 at 14:07.





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  3. #153
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    Gar nicht so uninteressant wie sich das Ganze entwickelt hat. Grey hat scheinbar noch irgendwas mit dem Jungen vor, bzw. will ihn für irgendwas verwenden^^

    Und scheinbar versammeln sich alle am gleichen Platz? Freu mich schon wenn alle aufeinandertreffen^^ Wird bestimmt ein lustiges Spektakel^^

  4. #154
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    Ein schöner Teil. Das Gespräch zwischen Cain und Grey hat mir sehr gut gefallen und auch die Beschreibungen dazu. Alina gefällt mit nebenbei gemerkt als Name auch^^ Frage mich allerdings, ob nochmal darauf eingegangen wird, wie Johnny sie getötet haben soll. Bislang habe ich immer noch das Gefühl, dass er es nicht war, oder ich habe etwas entscheidendes vergessen bzw. interpretiere die Hinweise falsch.
    Interessant auch, dass Grey offenbar einiges an Erfahrung mit so einer Situation hat.
    Die Stelle fand ich ziemlich gut muss ich sagen:
    „Johnny muss aufgehalten werden, denn das ist meine Aufgabe, die ich hier zu erfüllen habe. Ich habe schon viele von seiner Sorte aufgehalten und er wird vorerst der letzte sein.“
    „Der letzte?“, setzte Cain gleich weiter nach.
    Grey nickte. „Und vorerst…“ Er erhob sich vom Boden und strich sich den Staub von der Hose. „sollten wir auch das Gespräch an dieser Stelle beenden.“
    Vor allem da Grey nochmal "Und vorerst..." sagt, was zwar zu seinem nächsten Satz gehört, aber auch irgendwie gut als Ergänzung zu Cains "Der letzte?" passt. Fasst auch wie eine Anmerkung, dass durchaus weitere kommen mögen.
    Mal schaun wie's weitergeht

  5. #155
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    Quote Originally Posted by Dragonman View Post
    Gar nicht so uninteressant wie sich das Ganze entwickelt hat. Grey hat scheinbar noch irgendwas mit dem Jungen vor, bzw. will ihn für irgendwas verwenden^^

    Und scheinbar versammeln sich alle am gleichen Platz? Freu mich schon wenn alle aufeinandertreffen^^ Wird bestimmt ein lustiges Spektakel^^
    Quote Originally Posted by Souldragon View Post
    Ein schöner Teil. Das Gespräch zwischen Cain und Grey hat mir sehr gut gefallen und auch die Beschreibungen dazu. Alina gefällt mit nebenbei gemerkt als Name auch^^ Frage mich allerdings, ob nochmal darauf eingegangen wird, wie Johnny sie getötet haben soll. Bislang habe ich immer noch das Gefühl, dass er es nicht war, oder ich habe etwas entscheidendes vergessen bzw. interpretiere die Hinweise falsch.
    Interessant auch, dass Grey offenbar einiges an Erfahrung mit so einer Situation hat.
    Die Stelle fand ich ziemlich gut muss ich sagen:

    Vor allem da Grey nochmal "Und vorerst..." sagt, was zwar zu seinem nächsten Satz gehört, aber auch irgendwie gut als Ergänzung zu Cains "Der letzte?" passt. Fasst auch wie eine Anmerkung, dass durchaus weitere kommen mögen.
    Mal schaun wie's weitergeht
    Wow, was für ein tolles Feedback. Danke an euch beide für die Kommentare und das viele Lob. =)

    Schön, dass euch dieses Kapitel so gut gefallen hat. Umso mehr bin ich nun gespannt, wie die künftigen Kapitel ankommen werden. Ich sage nur so viel: So wie es nach meiner aktuellen Planung aussieht, werden eure Fragen alle noch beantwortet werden und vielleicht noch mehr als das.

    Ich bin übrigens froh, dass dir das mit Greys Erfahrung auffiel, Soul. Dann haben sich meine bisherigen Recherchen ja bezahlt gemacht. =)
    Evtl. könnte sich aufklären, wieso er darin so erfahren ist, aber noch will ich nicht zu viel verraten bzw. versprechen, aber mal schauen. Es wird am Ende schon noch alles einen Sinn ergeben. Zumindest sollte es das. xD

    Roadkill - Abschnitt 43

    Stunden waren vergangen, seitdem sie beide jenes eine Thema angesprochen hatten und ähnlich lange war auch kein weiteres Wort mehr zwischen ihnen gefallen. Grey aber hatte beschlossen dem Schweigen ein Ende zu bereiten. Er lächelte und starrte freundlich zu Cain, den er die ganze Zeit über an der Hand gehalten hatte, herab. Dieser blickte empor und lächelte zurück.
    „Wir haben heute ein gutes Stück geschafft, findest du nicht auch?“, fragte er.
    Der Junge nickte knapp, aber energisch. „Schon wahr. Denkst du, wir haben ihn bald?“
    Grey musste schmunzeln. „Warst du es nicht, der uns führen sollte?“
    „Später.“, wehrte Cain mit einer knappen Handbewegung ab. „Vorerst musst du uns führen.“
    Grey grinste kurz und legte dann seine Hand auf die Schulter des Jungen. „Wieder dieses angenehme kribbelnde Gefühl und das Gefühl der Geborgenheit!“, dachte der Junge erstaunt, als er die Wärme und den schwachen Druck der Hand auf seiner Haut spürte. „Warte.“, befahl Grey mit angenehmer Stimme und einem ruhigen Tonfall. Beide blieben sie zeitgleich stehen. Grey blickte dem Jungen in die Augen und schien dort nach etwas zu suchen. Cain konnte nicht anders als den Blick zu erwidern und wieder spürte er dieses Gefühl der Leere in seinem Hinterkopf, das er schon bei ihrem letzten Gespräch verspürt hatte und das sich nun langsam in ihm auszubreiten schien.
    Er glaubte in den wachsenden Pupillen zu versinken und sah das Innere seines Kopfes vor seinem inneren Auge: Es war Schwarz und düster. Ganz wie in einer sternlosen Nacht.
    Die Augenlider des Arztes schlossen sich plötzlich und verbargen kurzzeitig den Blick auf die schwarzen Pupillen, öffneten sich aber bereits schlagartig wieder. Schlitzartige Pupillen blickten ihm entgegen und weiteten sich Schritt für Schritt immer weiter aus. Plötzlich fühlte der Junge wie etwas mit ihm geschah.
    „Cain.“, flüsterte Grey mit gemäßigter, warmer und zugleich wohlklingender Stimme. Im selben Moment begann sich im Hinterkopf des Jungen etwas abzuspielen. Nebel schien sich auszubreiten und seinen Geist einzunehmen und die Leere zu füllen. Schwach versuchte er aufzubegehren und im selben Moment spürte er, dass es ihm nicht gelang. Grey war ihm zu sympathisch, um gegen ihn anzugehen. Weiter und weiter floss der Dunst in seinen Verstand ein und umspielte ihn. Nahm sein Innerstes in Besitz und raubte ihm jeden klaren Gedanken. Er begann sich wohl, aber zugleich auch berauscht zu fühlen.
    „Eine seltsame Mischung.“, dachte er für einen Moment bevor alle Geister sich unversehens verabschiedeten.
    „Cain, willst du mir nicht noch ein paar Dinge von Alina, deiner Mutter, erzählen?“, fragte Grey freundlich.
    „Ja, natürlich…Sie…Nein… wir waren allein.“, murmelte Cain schwach.
    „Wie allein?“, fragte Grey und drückte dabei sanft seine Schulter. Der Nebel begann sich zu verdichten.
    „Wir waren umgeben von diesen Kreaturen, aber…“ Er schluckte schwach.“ Ich weiß es nicht… sie umgaben uns ständig und wir vermochten nichts zu tun. Wir waren gefangen.“
    „Ich weiß.“, murmelte Grey und schluckte scheinbar betroffen. „War es schwer für euch? Wolltest du… Ich meine ihr…wolltet ihr jemals raus?“
    „Ich wusste nichts von draußen…“ Der Junge zögerte. Er schien über das Wort „draußen“ zu stolpern und ließ es sich auf der Zunge zergehen. „Mutter wollte raus. Lange schon, aber ich verstand nicht, was sie damit meinte.“
    „Hat sie geweint?“, fragte Grey und schaute den Jungen mitleidsvoll an.
    „Ja, das hat sie.“
    „Wann hast du Johnny zuerst gesehen?“
    „Damals.“
    Grey runzelte die Stirn. Das hätte nicht passieren dürfen. Begehrte der Junge etwa gegen seine Einflussnahme auf?
    „Wann war damals?“
    „An dem Tag, als Mutter starb.“
    Grey nickte. Das bestätigte seinen Verdacht.
    „Und was war, als er auftauchte? Was ist in euch vorgegangen?“
    „Lucifer, oder Johnny?“, fragte Cain zögerlich.
    Wieder ein Widerspruch. Versuchte der Junge sich tatsächlich zu wehren, oder ging da doch etwas anderes vor sich? Grey streckte die Rechte nach der Schulter aus und berührte sie sachte. Währenddessen hielt er den Blickkontakt zum Jungen. Der Blick war glasig. Kein Leuchten war zu vernehmen. Der Junge schien komplett seinen Einflüsterungen zu erliegen und doch…
    Er wollte etwas anderes versuchen.
    „Würdest du mir bitte von jenem Tag erzählen, als Lucifer kam und Johnny deine Mutter umbrachte?“
    „Es war… damals.“ Cain verstummte schlagartig.
    Grey wirkte verstimmt und doch leuchteten seine Augen gefährlich auf. Er glaubte gefunden zu haben, wonach er suchte. Eine weitere Berührung an der Schulter folgte und die Augen wurden glasiger, als sie es ohnehin schon waren. Innerlich ermahnte er sich aber es nicht zu übertreiben.
    „Cain.“, flüsterte er, wohl bedacht einen bestimmten Tonfall beizubehalten. Langsam hob er seine Hände empor und lenkte so den Blick des Jungen auf seine Augen. Cain blickte ihm tief in die Augen. „Du solltest dich jetzt entspannen.“ Eine Berührung an der Schulter folgte. „Jede Spannung, die deinen Leib knechtet, sollte abfallen und du wirst spüren, wie du zunehmend leichter wirst. Anfangs wenig, dann zunehmend immer mehr. Richte deinen Körper auf und fühle wie du immer leichter wirst. Prüfe deinen Atem. Fühlst du ihn? Halte ihn nun in deiner Brust und lasse dich dann treiben. Gehe nun in dein Innerstes. Prüfe nach wie die Wahrheit tatsächlich ausschaut und taste dabei gründlich den Weg ab, weil jede Nuance muss untersucht und geprüft werden.“ Grey atmete kurz ein und aus. Der Junge war jeder Aufforderung nachgekommen. Weiter zum nächsten Schritt.
    „Wenn ich dir jetzt sagen würde, dass du deine Augen schließen solltest, würdest du dem dann nachkommen und die Augen schließen? Würdest du dich nun fallen lassen und in dein Unterbewusstes eintauchen, wenn ich dich darum bitten würde?“
    Der Junge nickte jedes Mal.
    „Angenommen du solltest jene geheimen Winkel in deinem Selbst ergründen, würdest du dies für mich tun? Du weißt, dass dies der einzige Weg ist, nicht wahr? Höre auf mich und gehe in dich und fühle.“
    Der Junge lächelte und begann dann die glasigen Augen zu schließen. Die Schultern senkten sich weiter und der Atem wurde zunehmend ruhiger und ruhiger. Der Gesichtsausdruck wurde entspannt und eine geschlagene halbe Minute lang geschah nichts, aber Grey wartete geduldig auf das, was noch kommen mochte, weil er genau wusste, dass etwas passieren würde. Plötzlich öffnete sich der Mund des Jungen und er atmete kräftig ein.
    „Ja, ich fühle es. Ich kann es spüren.“
    Greys Augen glitzerten schlagartig vor Aufregung.
    „Gehe ihm nach.“, befahl er ihm in seinem gewohnt ruhigen, aber zugleich auch warmen Tonfall, der jedoch offensichtlich keinen Widerspruch duldete.
    Die Gesichtszüge des Jungen verkrampften sich plötzlich. Grey bemerkte es und auch sein Gesicht nahm ernstere Züge an, weil er bereits ahnte, was in diesem Moment geschah.
    „Ich … ich finde es nicht mehr.“, gab der Junge mit leicht panischer Stimme zu.
    „Du wirst sehen, dass du es finden wirst, wenn du es nur suchst.“, ergänzte Grey mit Nachdruck.
    „Ich… ich will nicht…“, flüsterte Cain ängstlich.
    „Warum nicht? Was müsste geschehen damit du dem nachgehst?“
    „Ich…“ Cain zögerte. „Ich bin so allein.“
    Grey nahm ihn bei der Hand. „Du bist jetzt nicht mehr allein.“, sagte er überzeugt und verlieh seiner Aussage sprichwörtlich Nachdruck indem er die Hand des Jungen drückte. „Du bist nicht allein und jetzt solltest du der Sache nachgehen.“
    Der Junge schluckte und nickte tapfer. Die Augen wurden stärker denn je zugekniffen und der Druck um Greys Hand verstärkte sich. Die kleinen Fingerknöchel färbten sich weiß und die Kindermuskeln spannten sich scheinbar bis zum Zerreißen an. Die Gesichtsmuskeln verkrampften sich zunehmend und machten es so möglich Schlüsse zu ziehen über das, was im Inneren des Kindes vorging. Die kleinen Kinderhände umschlossen die des erwachsenen Mannes und suchten scheinbar nach Halt und nichts anderes wollte Grey Cain in diesem Moment geben: Sicherheit und Geborgenheit.
    Er erwiderte zärtlich den Druck und gab dem Kind so zu verstehen, dass er da war. Wenige Herzschläge lang wartete er bis Cain schlagartig japste und die Augen öffnete. Fort war der glasige Ausdruck in den Augen und mit ihnen auch der Nebel in seinem Unterbewusstsein. Der Bann war gebrochen.
    Verwirrt schaute er sich um. Zuerst blickte er kurz zu Grey auf und warf dann einen leicht verwirrten Blick auf die ineinander verschlungenen Hände. „Grey?“, fragte er schwach. „Was tue ich hier?“
    „Du bist in dich gegangen. Weiter nichts.“, erwiderte dieser. „Wie geht es dir?“
    „Ich… Ach Grey!“, rief er aus und schaute betrübt nach unten. „Ich weiß es nicht. Alles ist so… düster… so bitter kalt! Ich kann mich nicht erinnern!“
    Tränen stiegen dem Jungen in die Augen und nur mit Mühe konnte er dagegen ankämpfen. Grey bemerkte es und ging weiter auf ihn zu, umschloss ihn mit seinen Armen und hielt ihn fest.
    „Cain“, flüsterte er. „jedes Mal, wenn ich dich so in den Arm nehme, dann weißt du, dass alles wieder gut werden wird. Versprich mir, dass du das niemals vergessen wirst.“
    Cain nickte schwach und stieß einen Schluchzer aus. „Ich verspreche es.“, flüsterte er leise und drückte Grey.
    Grey ließ es über sich ergehen und lächelte schwach.
    Grey wurde mit einem Mal klar, dass dies nicht seine letzte Chance war. Weitere Gelegenheiten würden sich ergeben und es war nur eine Frage der Zeit bis die richtige für ihn dabei sein würde. Das Lächeln weitete sich zunehmend weiter aus und gleichzeitig trat ein schwacher Glanz in seine Bernsteinaugen.
    „Komm, lass uns gehen. Die Eiswüste ist nicht mehr fern.“, murmelte er zögerlich bevor er dann den Jungen freigab und sie sich anschließend Hand in Hand weiter aufmachten, um Johnny zu jagen.
    Last edited by PetrusII; 17.07.2010 at 00:00.





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  6. #156
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    ein kleiner Fehler war dabei
    „Mutter wollte raus. Lange schon, aber ich verstand nicht, was sie mit damit meinte.“
    ansonsten ein weiterer Interessanter Teil. Im vorherigen Teil war ich mir noch nicht sicher, ob Grey etwas mit Cain anstellt oder nicht, jetzt weiß ich es^^ Schätze mal, dass Lucifer hinter der Erinnerungsblockade/manipulation steckt, aber das wird sich ja herausstellen, sobald Grey es schafft durchzukommen. Und auch so haben die Eiswüste fast erreicht... ob's wohl eine kleine Schneeballschlacht gibt? xD

  7. #157
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    Quote Originally Posted by Souldragon View Post
    ein kleiner Fehler war dabei


    ansonsten ein weiterer Interessanter Teil. Im vorherigen Teil war ich mir noch nicht sicher, ob Grey etwas mit Cain anstellt oder nicht, jetzt weiß ich es^^ Schätze mal, dass Lucifer hinter der Erinnerungsblockade/manipulation steckt, aber das wird sich ja herausstellen, sobald Grey es schafft durchzukommen. Und auch so haben die Eiswüste fast erreicht... ob's wohl eine kleine Schneeballschlacht gibt? xD
    Vielleicht. xD


    Abschnitt 44


    „Komm! Komm doch und hol mich!“, brüllte Johnny laut auflachend und hüpfte einen eisigen Abhang hinab. Weniger als einen Bruchteil einer Sekunde schwebte er von eisigen Winden umspielt durch die Luft, bevor er dann mit seinen Beinen am Boden aufkam und plötzlich ausrutschte. Die Füße verloren schlagartig den Halt und ließen ihn urplötzlich im Stich. Ein dumpfer Schmerz durchzuckte seinen Rücken, als dieser auf den schneebedeckten Abhang aufkam. Von seinem eigenen Körpergewicht angetrieben, schlitterte er prompt nach unten. Schnee stob empor, wurde von den arktischen Winden erfasst und umher gewirbelt. Wahnsinnig lachte Johnny auf und stieß dann einen jubelnden Schrei aus, wie ihn diese Welt lange nicht mehr vernommen haben mochte. Das Schauspiel bereitete ihm Freude und ließ sein Blut köcheln. Adrenalin schoss mit jedem Herzschlag durch seine Adern und ließ ihn mehr und mehr in einen wahnsinnigen Rausch verfallen. Die Talfahrt endete abrupt, als er unten am Ende des Hanges zum Erliegen kam.
    Verwirrt hoben sich seine vereisten Augenbrauen, als er sich dessen Gewahr wurde und doch umspielte urplötzlich ein wahnsinniges Grinsen seine Lippen.
    „Hol mich doch!“, brüllte er abermals und sprang auf. Mit Mühe und Not schaffte er es, das Gleichgewicht zu halten, aber als ihm dies gelungen war, rannte er so schnell er konnte davon. „Schneller…“, wisperte eine Stimme in seinem Unterbewusstsein. „Du musst schneller laufen.“
    Johnny rannte so hastig wie es ging. Umlief die eisigen Skulpturen, die sich hier und dort vor ihm auftürmten und schlug Haken wie ein Hase. Bald würde er es geschafft haben und dann hätte er sein Ziel erreicht. Urplötzlich sah er eine gewaltige Gestalt vor sich, der er nicht mehr ausweichen konnte. Grüne Nebel brachen aus seinen Händen hervor und ein rasanter Hieb ließ Eis bersten und zu Wasser werden. Eine weitere Eisskulptur hatte ihr Leben ausgehaucht.
    Johnny grinste von einem Ohr zum anderen und setzte seinen Sprint weiter fort, als er über die Reste der selbigen drüber gesprungen war. „Schneller…“, wisperte eine zischelnde Stimme in seinem Kopf und trieb ihn weiter an.
    „Grey!“, brüllte Johnny. „Du kriegst mich niemals!“
    Eine weitere Gestalt erschien vor ihm und abermals schlug Johnny zu. Wieder barst das Eis und wurde zu Wasser. Johnny lachte gellend auf. „Das passiert mit dir, wenn du mich nicht in Ruhe lässt. Glaube mir! Du kriegst mich nie!“, rief er und stieß ein schreckliches kehliges Lachen aus, bevor er plötzlich mitten im Lauf ausrutschte und anschließend am Boden zum Erliegen kam.
    Überraschung zeichnete sich für den Bruchteil einer Sekunde ab, dann verspürte er einen dumpfen Schmerz in seinem Rücken. Schwach atmete er ein und aus, spürte den salzigen Schweiß über seine Poren kriechen und die Kälte in seine Glieder strömen.
    Angst klammerte sich schlagartig an sein bereits hitziges Gemüt und bereitete ihm eine unwohle Gänsehaut, die das wahnsinnige Lächeln mit einem Mal gänzlich von seinem Angesicht vertrieb. Seine Laune hatte einen Dämpfer verpasst bekommen.
    Mit Mühe und Not schaffte er es sich leicht aufzurichten und sich umzusehen und dann erblickte er infolgedessen jene Wesen. Schwach japste er auf, als er sich ihrer bewusst wurde.
    Es waren die seltsamen Lichtgestalten, die ihn tagtäglich verfolgt und gejagt hatten. Wieder schlichen sie auf leisen Sohlen heran und krochen auf ihn zu, um sich seiner anzunehmen. Es war wie all die Tage zuvor.
    „Sie werden mich nicht kriegen…“, flüsterte Johnny energisch. Er schnappte nach Luft und kroch dann auf allen Vieren voran, um die Distanz wenigstens etwas auszubauen. Er wollte sie nicht bei sich haben. Er musste fort von hier.
    Erneut sah er plötzlich weitere dieser Lichtgestalten vor sich aufkommen. Sie waren wie Sternenlicht, das sich in den eisigen Winden des arktischen Sturmes abzeichnete und wie aus dem Nichts auftauchte. Sie wirbelten umher und bildeten obskure Formen. Nie gekannt und von Menschenaugen nie zuvor gesehen.
    „Was wollt ihr?“, flüsterte Johnny atemlos, als ihm klar wurde, dass Flucht keine Option mehr war.
    „Schneller…“, zischelte eine Stimme in Johnnys Unterbewusstsein, den Instinkten zum Trotz. „Schneller…“, flüsterte er dann keuchend, um das Gehörte zu bestätigen und verwarf alle Bedenken von einem Moment zum anderen. Mühsam versuchte er, sich aufzurichten. Er scheiterte. Schwach fiel er nach vorne und schaffte es gerade noch sich mit seinen Armen abzufangen. Seine Arme zitterten und wankten unter dem eigenen Gewicht. Nur mit Mühe konnte er sich noch halten.
    Die Gestalten kamen näher. Weißlich strahlten sie ein grelles Licht aus, das sich selbst vom Weiß des Schnees abhob und ihn am ganzen Leib erbeben ließ. Er spürte es in seinen Gliedern kribbeln. Zögerlich schluckte er den angesammelten Speichel in seinem Mund herunter. Spürte wie ihr dumpfes Leuchten in seinen Augen stach und sie lichterloh brennen ließ, je näher sie an ihn heran krochen. Das viele Weiß bereitete ihm Schmerzen und raubte ihm, trotz Augenbinde, die Sicht. Schwach und schemenhaft sah er die leichten Bewegungen mit denen sie heran strömten und begannen ihn zu umzingeln.
    „Was wollt ihr?!“, brüllte Johnny panisch auf und schauderte, als er glaubte zu sehen, wie sich ein Arm nach ihm ausstreckte. „Geh weg!“, keuchte er schwach auf und schlug mit seiner vom Nebel umspielten Pranke die Hand beiseite und abermals spürte er wie Wasser seine Haut benetzte. „Schneller…“, zischelte es in seinem Unterbewusstsein. Johnny keuchte und rang um Atem. Er schloss die Augen. „Schneller…“, hörte er es dumpf in seinem Innersten flüstern. „Du musst schneller sein.“ Auf und ab sackte sein Brustkorb und doch schaffte er es nicht sich zu beruhigen. „Nein.“, murmelte er. „Nein, das werde ich nicht.“ Das Adrenalin hatte seinen Geist zu sehr in Besitz genommen. Er musste sich beruhigen. „Schneller…“, zischelte es.
    Schwach ermahnte er sich in Gedanken sich zu fassen und („Schneller…“) schaffte es tatsächlich seinen Atem zu zügeln. Der Nebel um seinen Geist lichtete sich zunehmend und dann öffnete er zögerlich seine Augen.
    Hektisch blickte er sich um und inspizierte seine Umgebung aufs Genaueste. Die Lichtgestalten waren so plötzlich fort wie sie aufgetaucht waren. Einzig das schwache Pfeifen des Windes, der die Schneeflocken in diesem Sturm voran trieb, blieb zurück. Langsam regte sich eine Erkenntnis in Johnnys Innerem. Schwach schaffte er es sich aufzurichten und zitternd zum Stehen zu kommen.
    Er lächelte schwach. „Ich bin allein.“, flüsterte er.
    „Ja, du bist allein.“, bestätigte eine ihm völlig fremde Stimme das Gesagte.
    „Ich war die ganze Zeit über alleine, nicht wahr?“
    „Ja, das warst du.“, entgegnete die fröhlich pfeifende Stimme eines kleinen Jungen.
    „Wer bist du?“, fragte er krächzend.
    „Ich bin wie du.“
    Johnny runzelte die Stirn und begann zu überlegen.
    „Wer bin ich?“, murmelte er.
    Stille. Angst machte sich in seinem Innersten breit.
    „Steh auf. Du musst dich selbst wieder finden.“, hörte er es plötzlich leise flüstern.
    „Und Grey? Ist er hier?“, fragte Johnny aus dem Affekt heraus.
    „Was glaubst du?“
    Johnny schluckte. Spürte den Speichel seinen Hals herab rinnen und in seinem Innersten verschwinden. Er zögerte und schaute sich um.
    „Noch nicht.“, murmelte er. „Er kommt, um mich zu holen.“
    Johnny glaubte plötzlich einen lächelnden Jungen vor sich zu sehen.
    Die puterroten Bäckchen hoben sich an und aufrecht nach oben gehende Mundwinkel zeichneten sich deutlich vor seinem inneren Auge ab. Grüne Augen mit goldenen Sprenkeln funkelten ihn voller freudiger Erwartung an. Johnny hatte Angst und schlotterte am ganzen Leib. Aber nicht wegen der Kälte.
    „Du musst zu dir selber zurück finden bevor sie dich finden. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist es vorbei.“
    Johnny schluckte.
    „Du meinst…?“, fragte er hoffnungsvoll.
    „Vielleicht. Finde es heraus.“
    Johnny stöhnte leise auf und begann sich langsam aufzurichten.
    „Was muss ich tun?“
    Wieder Stille. Zögerlich langte Johnny nach dem Kompass in seiner Hosentasche und förderte ihn mit seiner Pranke zu Tage.
    Der Pfeil war geradewegs nach Norden gerichtet und zitterte unentwegt. Das Ziel mochte nicht mehr fern sein.
    Johnny begann zu lächeln. Es war ein schwaches, aber ein ehrliches und warmes Lächeln. Erstmals trat der alte Glanz wieder in seine Augen.
    „Bald bin ich da. Nicht mehr lange und ich habe es geschafft.“, flüsterte er leise, beinahe zögerlich zu sich selbst.
    Voller Eifer stapfte er weiter in Richtung des Pfeiles. Zwischenzeitlich ließ Johnny den Blick zwischen Kompassnadel und Umgebung hin und her schweifen, als er plötzlich mitten im Schnee stecken blieb. Sein Schuh wollte sich nicht mehr von der Stelle lösen. Johnny zog ruckartig dran. Nichts geschah.
    „Komm schon.“, knurrte er und zog dann sein Bein unter größter Anstrengung und einem entsprechend lautem Knirschen aus dem Schnee, der nur unter größtem Widerwillen bereit war nachzugeben. Zögerlich warf er einen Blick zurück und hob dabei vorsichtig den Kopf an.
    Nur schwach vermochte er inmitten des vielen Weiß etwas auszumachen. Er blinzelte. Die Schneelandschaft schien unendlich und das glitzernde Weiß brannte in den Augen. Es war alles andere als angenehm. Hier und dort erblickte er einzelne seiner Spuren, die bereits im Begriff schienen wieder zu verschwinden.
    „Es wird nicht mehr lange dauern und der Sturm wird dich verschlungen haben.“, zischte eine mahnende Stimme in Johnnys Kopf.
    Er nickte und wandte den Blick wieder nach vorne. Bereits jetzt fühlte er die Kälte in seine Glieder kriechen. Er schlotterte am ganzen Leib und der Schneespiegel wuchs weiter an. Unentwegt stürmte es und das eiskalte Weiß türmte sich zunehmend weiter auf. Eisige Winde trugen es herbei, ließen es im Stich und zu Boden fallen. Immer öfter spürte er die Flocken auf sich herabregnen, deren Gewicht sich anfangs schwach, aber mit der Zeit kräftiger begann ihn unter sich begraben. Es würde nicht mehr lange dauern und er würde im ewigen Eis verschwunden sein.
    Die Zähne begannen zu klappern, die dunkle Haut färbte sich langsam blau und der Atem bildete Wolken, wann immer er aus seinem Mund zum Vorschein kam.
    Johnny konnte nicht anders. Er musste lächeln. Traurig und schwach. Vorsichtig rieb er sich die Hände aneinander und versuchte so wenigstens etwas Wärme in seine unbeweglichen Glieder zu bringen.
    „Wenn es so weiter geht, dann findest du mich nur noch als Eis am Stiel, Grey.“, flüsterte er leise vor sich hin und beobachtete wie weitere Atemwölkchen empor strömten.
    „Der Nebel.“, hauchte er zögerlich als ihm eine Idee kam. Weißer Atemnebel strömte empor.
    Er konzentrierte sich und tatsächlich spürte er wie sich langsam etwas in ihm zu regen schien. Er fühlte die Energie in seinen Gliedern pulsieren und sein ganzes Selbst durchströmen. Der Nebel regte sich in ihm und schoss durch alle seine Glieder und wohlige Wärme breitete sich in seinem Innersten aus.
    Langsam stapfte er weiter. Angetrieben von seinem inneren Überlebenswillen. Der Widerstand des Schnees löste sich bei jedem Kontakt mit seinem Körper auf. Grüne Dämpfe traten an seinen Beinen aus den Poren hervor, wann immer er mit dem weißen Etwas in Berührung kam. Kleidung ätzte weg und mancher Stoffrest blieb auf der Strecke, aber ihm war es gleich, denn solange er seinen Weg gehen konnte, war alles andere unbedeutend.
    Johnny genoss es zu spüren, wie diese grausame Welt immer mehr begann ihm nachzugeben. Seine Beine bahnten ihm den Weg wie ein Pfeil es mit der Luft täte, die unentwegt an ihm vorbeiströmte und von ihm durchschnitten wurde.
    Die Nadel des Pfeiles mochte zittern, aber die leisen Schritte von Johnny waren zielstrebig und beständig. Nichts würde ihn nun mehr daran hindern sein Ziel zu finden und auch er wusste darum. Es dauerte nicht mehr lange bis Johnny und der Wind um die Wette pfiffen und die Welt von einem stillen Konzert der beiden erfüllt wurde. Lichtwellen umspielten den Himmel und wurden von den eisigen Gebilden dieser Schneewelt gebrochen, um neuartige Formen und Gestalten zu bilden, die in anmutiger Gestalt umher zu tanzen. Begleitet vom stillen Fallen der Schneeflocken tanzten eisige Winde umher, die ihm wie Messerklingen ins Fleisch schnitten. Wann immer sie hier und da umher wirbelten, kamen sie mit den Lichtgestalten dieser Welt in Berührung.
    Leises Pfeifen und gelegentliches Knacken von brechendem Eis begleiteten Johnnys Schritte, die beschrieben waren von einer Schneise durch festes Eis, das den Boden inzwischen komplett einzunehmen schien.
    Johnnys Laune hob sich beständig und der Wahnsinn, der noch wenige Schneeflocken zuvor sein stetiger Begleiter gewesen war, schien vorerst vertrieben. Jeder, der aber die Chance gehabt hätte in seine grauen Augen zu starren und in das Innerste seiner Seele zu blicken, wüsste es besser. Der Wahnsinn erscheint in vielerlei Gestalt. Manchmal bleibt er in einer Nebelbarke verborgen und ein anderes Mal ist er so offensichtlich wie der Schein der Sonne selbst, aber stets war er allgegenwärtig. Mochte das Licht den Blick auf ihn auch lichten, oder nicht, er war sein steter Begleiter und untrennbar mit ihm verbunden. Weder Mensch, noch Bestie, sondern ein bisschen von beidem, mehr war er nicht. Ein gebrochener Mensch wie ihn die Welt nie zuvor gesehen hatte, der selbst nicht wirklich wusste, wie schlimm es eigentlich um ihn stand, zog seines Weges durch eisige Tundren.
    Last edited by PetrusII; 21.07.2010 at 20:56.





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  8. #158
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    Guter Teil, vom dem mir der Abschnitt mit den verschiedenen Stimmen Johnnys am besten gefiel. Die Lichtgestalten waren also nur Illusionen aber er schien trotzdem für eine kurze Zeit seine Kraft verloren zu haben, ich frage mich woran das lag. Ansonsten hatte Johnny aber eine Menge Spaß beim durch den Schnee toben am Anfang.

    Fehler sind mir jetzt keine aufgefallen (da bin ich momentan wohl eh nicht so gut drin, wenn ich meine teile ansehen xD) aber es gab eine kleine Stelle die mir von der Formulierung her nicht so gefallen hat:
    aber stets war er in Johnnys Gegenwart allgegenwärtig.

  9. #159
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    Quote Originally Posted by Souldragon View Post
    Guter Teil, vom dem mir der Abschnitt mit den verschiedenen Stimmen Johnnys am besten gefiel. Die Lichtgestalten waren also nur Illusionen aber er schien trotzdem für eine kurze Zeit seine Kraft verloren zu haben, ich frage mich woran das lag. Ansonsten hatte Johnny aber eine Menge Spaß beim durch den Schnee toben am Anfang.

    Fehler sind mir jetzt keine aufgefallen (da bin ich momentan wohl eh nicht so gut drin, wenn ich meine teile ansehen xD) aber es gab eine kleine Stelle die mir von der Formulierung her nicht so gefallen hat:
    Also mein persönlicher Favorit war ja eigentlich der Schluss, weil das so schön abschweifend ist. ^^" Aber Geschmäcker sind verschieden und ich liebe es einfach abschweifende und umständliche Sachen, die die Story eigentlich gar nicht voran bringen, zu schreiben und zu lesen. xD

    Und ja, ich fand die Formulierung eigentlich auch doof, aber wieso ich nicht auf die neue Variante kam, wo sie doch so offensichtlich ist, ist mir auch nicht mehr ganz klar. ;_;

    Aber gut, du hast heute einen Teil gepostet, also mache ich das auch einfach mal.

    Roadkill -Abschnitt 45


    „Na endlich.“, flüsterte Johnny. „Wurde ja auch langsam Zeit.“ Ewig hatte er suchen müssen bis er hier angekommen war, doch nun war es soweit. Vor ihm erhob sich, verborgen in einer Felsspalte, ein Durchgang, der von Eis und gefrorenem Gestein versteckt worden war. Die Nadel des Kompasses bebte unentwegt unter der Aura dieses Ortes und schon lange vorher hatte sie mehrfach ausgesetzt, oder einfach nur verrückt gespielt. Aber hier schlug der Kompass stärker denn je aus. Ständig drehte er sich im Kreise, ganz ähnlich wie damals, als er in jener Nacht von der rothaarigen Schönheit geträumt hatte.
    Pure Euphorie hatte ihn gepackt und ein Leuchten schlich sich in die Augen der Kreatur, als sie näher an den Durchgang trat. Er hob die Hand und strich über die glatte, trübe Fläche, die ihm den Durchgang in jenes Höhlengewölbe versperrte. Durchzogen war sie von weißen Linien, die Adern zu bilden schienen und von einem eigenen Lebenssaft erfüllt sein mussten. Schwach fühlte er wie das Eis pulsierte und eine eisige Kälte sich langsam in seine Finger schlich. Der Herzschlag des Eises und der eigene kamen zusammen und bildeten gemeinsam eine Einheit; es war als streckte man die Finger nach denen eines Freundes aus und berühre sie mit den eigenen Fingerkuppen an denen des Anderen. Anfangs unregelmäßig, dann immer regelmäßiger, begann der gemeinsame Herzschlag eine Einheit zu bilden und schließlich im Einklang miteinander zu schlagen.
    Johnny besah sich die eisige Fläche genauer. Er glaubte zu sehen wie sich eine durchsichtige Flüssigkeit durch das schummerige Etwas schlängelte und durch die weißen Adern strömte als wäre es eine ganz eigene Art von Blut.
    Leicht beklommen, aber zugleich voller Ehrfurcht, erstarrte er und versuchte, zu erfühlen was das Wesen dieses Eises war. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Sowas hatte er noch nie probiert. Zunehmend spürte er wie die Kälte des Eises aus seinen Fingern wich und sich ihre Temperaturen aneinander anglichen. Es zischte leise, als der grüne Nebel durch seine Poren drang und in das Eis überging. Der Herzschlag der beiden bildete eine Einheit und gemeinsam beschleunigten sie den Vorgang, der sich nunmehr abspielte. Es knackte leise, als grüner Nebel auf Eis traf und beide miteinander rangen. Grün färbten sich die eisigen Adern und langsam kroch eine grüne Tinktur empor. Gleich einem Spinnennetz breitete sich das grüne Etwas in der eisigen Barriere aus und die einst schier undurchdringliche Wand begann leise zu knacken und zu brechen. Zahlreiche Sprünge und vereinzelte Tropfen grünen Wassers breiteten sich über die gesamte Fläche aus; das Eis begann zu schmelzen. Ein scheinbar willkürliches und zugleich unregelmäßiges Muster breitete sich vom Ausgangspunkt, der Stelle wo Johnny das Eis mit den Fingern berührte, immer weiter aus und begann sich über die einst weißen Linien über das ganze Eis zu erstrecken.
    Johnny kniff die Augen kräftiger denn je zusammen und stöhnte auf. Ein vereinzelter Schweißtropfen perlte über seine leicht rötlich gewordene Haut und tropfte zu Boden. Ein lautstarkes Knacken, begleitet vom Fall und Aufprall vereinzelter Bruchstücke, drang an Johnnys Ohr. Schlagartig öffnete er die Augen, um das Ergebnis seines Wirkens zu betrachten.
    Vor ihm erstreckte sich eine trübe, sich zunehmend lichtende Barriere, die langsam Einblicke in das Innere der Höhle bot. Ein gewaltiges Netz aus grünen Linien nahm die Fläche ein und bildete einen nicht zu übersehenden Kontrast zum vorherigen Bild einer undurchdringlichen Mauer aus Eis. Johnny lächelte zwar nicht, aber man sah nun deutlich den schummerigen Glanz in seinen Augen, der Freude zu sein schien.
    Er atmete laut hörbar ein und aus.
    Ein letztes Mal wollte er sich konzentrieren und seinen Kräften freien Lauf lassen. Wieder schloss er die Augen und versuchte, den Puls des Eises zu fühlen. Es dauerte länger, als zuvor, doch für Johnny war die Zeit in diesem Moment ohne Bedeutung. Die dunkle Stirn, anfangs faltenlos, war nun von Falten durchzogen und bildete ein Sinnbild dessen, was in ihm vorging. Vor seinem inneren Auge beschwor Johnny die Bilder dessen herauf, was er wenige Augenblicke zuvor erblickt hatte. Kombinierte sie dann mit seinen weiteren Sinneseindrücken und begann das so geschaffene Bild nach seinem Willen zu formen. Langsam atmete er ein. Sog die kalte Luft ein und ließ seine Lungenflügel anwachsen, um zugleich seine Brust anheben und anschließend mit der entweichenden Luft absenken zu lassen.
    Das Bild, das er vor seinem Inneren gezeichnet hatte, begann er nun unter großer Anstrengung auf die Wirklichkeit zu übertragen.
    Schlagartig spürte er wie etwas durch seine Adern kroch, das Fleisch durchströmte und dann durch die Poren seiner Hände hervor brach. Es krachte und Eis barst unter der Wucht des Austrittes des grünen Nebels. Gleich einer Schlange wand und rang er mit dem Eis, drang immer tiefer ein und weitete zunehmend die Bruchstelle aus. Die grünen Adern, die zuvor schon von dem Geist des Nebels erfasst worden waren, begannen zu knacken und sich auszuweiten. Das Eis krachte und barst unter der Gewalt der Macht Johnnys, die sich in dem gefrorenen Wasser eingefunden hatte und nun begann die Barriere von innen heraus zu zerstören.
    Eis splitterte, fiel zu Boden und verflüssigte sich in knappen Zeitabständen. Grüne Dämpfe stiegen empor, vermischten sich mit der Luft und bildeten einen Duft, der zwar nicht unangenehm roch, aber leicht in der Nase kribbelte und Johnny eine unwohle Gänsehaut bescherte. Die Augen öffneten sich und für einen Lidschlag sah man die Schlitzaugen der Bestie, die sich diesem Menschen eingefunden hatte und dann wieder das übliche Bild einer menschlichen Pupille annahmen.
    Emotionslos stieg Johnny über die bei Kontakt klackernden Bruchstücke des inzwischen leicht grünlich schimmernden Eises, welches in der Dunkelheit der Höhle bedrohlich aufleuchtete, um sich anschließend Zugang in das Innere des Höhlengewölbes zu verschaffen.
    Der Übergang in das Dunkel des Höhleninneren war nicht fließend, wie man es erwarten könnte, sondern geschah schlagartig. Die schwarzen Pupillen weiteten sich prompt und verdrängten das Grau in Johnnys Augen immer mehr bis es nur noch einen schmalen Rand um die schwarzen Pupillen bildete. Nur schwer konnte man noch die eigene Hand vor Augen erkennen, aber Johnny fand dafür schnell Abhilfe. Grün leuchteten seine Pranken auf, als er seine Kräfte aktivierte und der Nebel die einst menschlichen Extremitäten umströmte.
    Endlich konnte Johnny wieder sehen und glaubte zu wissen, was es nun zu tun galt. Er förderte den Kompass zu Tage und warf einen Blick darauf, der ihm jedoch nur wenig half, weil sich die Kompassnadel noch immer unentwegt im Kreise drehte. Als er nun aber eine Weggabelung in nicht allzu großer Entfernung erblickte, war das Unglück perfekt.
    Johnny seufzte auf und ein Ausdruck von Entrüstung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Wie ärgerlich.“, murmelte er, passend zu seinem inneren Zustand, und schritt weiter voran. Als er vor der Weggabelung angekommen war, schaute er sich gründlich um. Beide Gänge wirkten identisch.
    Beide bestanden sie aus schwarzem, schummerigem Gestein, das feucht glänzte, als das Licht seines grünen Nebels auf sie traf. Zahlreiche Vertiefungen und Wölbungen wies es auf, die ein deutliches Zeichen des enormen Alters waren. Der Boden war steinig, aber zugleich seltsam abgeflacht, als habe man diesen Gang bereits vor Ewigkeiten künstlich geschaffen, um so einen Durchgang zu bauen. Zwar wirkte es nicht so, als sei er maschinell bearbeitet worden, aber doch ungewöhnlich gründlich. Zugleich wurde der Weg von zahlreichen, vereinzelten Steinen und einigen Vertiefungen beschrieben, die von flachem Wasser erfüllt waren und so kleine Pfützen bildeten. Gelegentlich hörte Johnny das Tröpfeln des Wassers und den Wiederhall des Echos, das ihm ein unwohles Gefühl bescherte. Eine Gänsehaut breitete sich auf seiner Haut aus.
    Er horchte. Nichts. Kein Geräusch gab ihm Auskunft darüber, welchen Weg er gehen sollte und auch als er die Nase in die Luft hob und wie ein Fährtenhund schnüffelte ergab sich nichts. Keine Gerüche. Selbst der Versuch zu ermitteln, von wo die Luft frischer und weniger abgestanden schien, scheiterte.
    Ganz offensichtlich war kein Gang besser, als der andere. Es war also gleich welchen Weg er ging und das war ihm auf der einen Seite recht, aber auf der anderen fühlte er sich unwohl dabei auf seine Instinkte angewiesen zu sein.
    „Wohin soll ich gehen?“, fragte er leise und wartete einen Augenblick auf Antwort. Einen Lidschlag später vernahm er etwas.
    „Nach Hause.“, antwortete ihm eine von vielen Stimmen in seinem Inneren.
    Johnny runzelte verärgert die Stirn. „Was ist das denn für ein Ratschlag!“
    „Folge dem Weg…“, flüsterte eine Stimme in seinem Inneren.
    „Welchem?“, hinterfragte Johnny hoffnungsvoll den Hinweis.
    Es war vergeblich, die Antwort erwies sich als nutzlos:
    „Dem Weg…“
    „Welchem?!“, fragte er die Stimmen aufgebracht. Hektisch blickte er sich um, als ob dies einen Unterschied machen würde und guckte ganz verärgert, um seinem Zorn Luft zu machen.
    Stille. Es war wie schon etliche Male zuvor. Die Stimmen verstummten schlagartig und ließen ihn vollkommen alleine zurück, kaum dass er seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte.
    „Auf euch ist Verlass.“, murmelte er mit beißender Ironie in der Stimme und wandte sich nach links um.
    Wenn er schon nicht wusste, wohin er gehen sollte, dann konnte er auch ohne Nachzudenken seinen Weg gehen. Beide schienen ihm gleich gut, wieso also nicht sein Schicksal dem Zufall überlassen?
    In seinem Innersten aber lachten die Stimmen ungehalten und gaben ihm ein ungutes Gefühl mit auf den Weg. Sie wussten es zwar scheinbar selbst nicht besser und doch amüsierten sie sich köstlich. Denn wieso sonst sollten sie ihm die Antworten verwehren?
    Johnny wusste zwar nicht, warum sie miteinander tuschelten und sich über ihn lustig machten, aber er hatte inzwischen beschlossen sie zu ignorieren und auf seiner Entscheidung zu beharren.
    Die Zukunft würde zeigen, wer Recht behalten sollte und wie alles ausgehen würde.
    Last edited by PetrusII; 25.07.2010 at 20:22.





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  10. #160
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    Zahlreiche Vertiefungen und Wölbungen wies sie auf und zeugten so von ihrem enormen Alter.
    warum weiblich? redest du hier nicht vom Gestein? müsste es nicht "es" und "seinem" sein? Und ich weiß nicht, je länger ich den Satz lese, desto unsicherer bin ich mir, ob "und zeugten so" hier als verbindung wirklich passt. Irgendwas scheint mir da nicht richtig ineinander zu greifen.
    , als habe man diesen Gang bereits vor Ewigkeiten künstlich geschaffen, um so einen Durchgang zu schaffen.
    würde sich denke ich etwas besser anhören, wenn man eines der beiden ändert^^


    Ah, schön das sich die Stimmen am Schluss nochmal gemeldet haben, hatte schon befürchtet sie würden dieses Mal schweigsam bleiben^^ Ein Kommentar zur Eiswand oder deren Zerrstörung von ihnen wäre sicherlich auch interessant gewesen. Aber ich mag die Kerle irgendwie, vor allem weil sie die offensichtlichsten, nutzlosen Antworten geben xD
    Und ein Labyrinth ist ein recht effektives Mittel gegen ihn, wie es scheint. Kein offensichtliches Hinderniss, das er einfach nur zurschlagen brauch. Das dürfte ihn wohl eine weile Beschäftigen, falls er nicht gerade eine Glückssträhne hat.
    Das mit dem Eis war auch recht interessant. Diese Adern machen mich ja etwas skeptisch. Vielleicht waren sie nur da, um das Eis zu erhalten, aber vielleicht ist es auch ein Hinweis, dass jemand nun weiß, dass Johnny eingedrungen ist und vielleicht etwas unternehmen wird. Mal schaun, ob da mehr dran hängt oder ob es doch nur eine schicke Wand war^^

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