Falls sich jemand nicht durch diesen Wust an Comments arbeiten will, so kann er die komplette FF als handliche pdf Datei hier lesen, bzw. per Rechtsklick und "Ziel speichern unter" runterladen.
An dieser Stelle vielen Dank an Metatron, der sich die Mühe gemacht hat, den ganzen Driss nochmal zu korrigieren und in die Datei zu packen.
Prolog
Es war ein wunderschöner Tag.
Die Sonne schien hoch am Himmel und warf ihr Licht auf die strohgedeckten kleinen Hütten des kleinen Dorfes.
In einer der Hütten hatte vor wenigen Minuten eine junge Frau ihr erstes Kind zur Welt gebracht.
Voller Stolz betrachtete sie den kleinen Jungen, der sie aus strahlenden blauen Augen ansah.
Der Junge war etwas besonderes. Er hatte keinen Vater und so nannte man ihn Argalor, was in der alten Sprache des Landes soviel wie „Wunder der Götter“ bedeutete.
Zehn Jahre zogen ins Land und der kleine Argalor entwickelte sich zu einem außergewöhnlichen Jungen. Er war größer und kräftiger als alle anderen Kinder im Dorf und dennoch beunruhigte er seine Mutter.
Er war ungewöhnlich bleich und seine eisblauen Augen versprühten eine Kälte wie das Eis eines Gletschers.
Bis zu seinem zehnten Geburtstag geschah jedoch nichts außergewöhnliches, doch dann...
Argalor war bereits früh erwacht und rannte aus dem Zimmer.
Gemäß den Bräuchen des Dorfes war er mit Erreichen des zehnten Lebensjahres zu einem vollwertigen Mitglied der Dorfgemeinschaft geworden. Das wurde mit einem großen Fest und vor allem vielen Geschenken gefeiert.
Auf der Straße vor der Hütte wurde er bereits von mehreren Dorfbewohnern empfangen.
„Na Argalor?“, begrüßte ihn Wynthién, die Frau des Dorfältesten. „Bist du bereit für deinen großen Tag?“
Argalor nickte freudig erregt.
„Schön. Dann komm mit mir, das Fest hätte schon längst beginnen sollen.“
Sie nahm Argalor an der Hand und führte ihn zu dem festlich geschmückten Dorfplatz. Eigentlich war es nur eine runde, freie Stelle, die mit festgestampftem Lehm bedeckt war, aber heute waren überall Girlanden verteilt und der Platz war überfüllt mit plappernden Menschen.
Genau in der Mitte des Dorfplatzes war ein rundes Podest aufgebaut. Dort würde der Ritus vollzogen werden, der Argalor in den Stand eines vollwertigen Mitglieds der Dorfgemeinschaft erheben würde.
Schließlich begann das Fest und die Leute feierten den ganzen Tag.
Als die Sonne schließlich hinter den Hügeln verschwand, bedeutete der Dorfälteste Argalor, auf das Podium zu steigen.
Argalor kletterte hastig hinauf und der Dorfälteste folgte ihm.
Auf eine Geste hin verstummten alle Dorfbewohner und sahen zu den beiden auf.
Gemäß den alten Traditionen sprach der Dorfälteste Argalor einige Worte der alten Sprache vor, die Argalor wiederholen sollte.
„Gralohan muralu argal untih.“
Der Dorfälteste sah Argalor an und wollte ihm ermutigend zunicken. Als er ihn ansah, breitete sich das blanke Entsetzen auf seinem Gesicht aus.
Argalor stand stocksteif vor ihm und ein merkwürdiges blaues Glühen war in seinen Augen erschienen.
Dann begann er sich zu verändern.
Sein Körper streckte sich, er wuchs in unnatürlichem Tempo, bis er schließlich den Dorfältesten um einen Kopf überragte. Aus seiner Haut brachen schwarze Schuppen hervor, die ihn wie ein Reptilienpanzer bedeckten. Aus Händen und Füßen brachen rasiermesserscharfe Klauen hervor und seine Zähne wuchsen zu den Reißzähnen eines Raubtieres heran.
Mit einem lauten Brüllen sprang er auf den Dorfältesten zu und hieb ihn mit einer seiner Klauen vom Podium als sei er eine Puppe.
Panik machte sich unter den Dorfbewohnern breit.
Argalor erhob eine Klaue und ließ einen Feuerball auf die entsetzte Menge niedergehen. Der Ball explodierte im Zentrum der gelähmten Menschenmenge und ließ viele tot zu Boden gehen. Die übrigen warfen sich herum und ergriffen panisch die Flucht. Doch der Dämon, der vor wenigen Sekunden noch ein kleiner Junge gewesen war, erhob sich mit einer unnatürlichen Leichtigkeit in die Lüfte und folgte den fliehenden Menschen.
Bereits wenige Minuten später waren alle tot oder über die Hügel entkommen.
Der Dämon ließ daraufhin seinen Zorn an den Hütten des Dorfes aus. Noch bevor die Sonne wieder aufging lag das Dorf in schwelenden Trümmern.
Mitten in diesen Trümmern lag ein bleicher, zehnjähriger Junge und schlief.
Als die ersten Sonnenstrahlen sein Gesicht streiften, riss er jäh die eisblauen Augen auf und sah sich um.
Überall um ihn herum lagen verkohlte Leichen und die verbrannten Überreste der Hütten.
Ein Wimmern ertönte.
Argalor ging dem Geräusch nach und fand ein kleines, verängstigtes Mädchen, das unter einem Holzbalken eingeklemmt war.
Argalor stemmte den schweren Balken hoch und das Mädchen sah mit tränenverschmiertem Gesciht zu ihm auf. Als es ihn erkannte schrie es auf und versuchte, wegzulaufen. Doch Argalor hielt es fest.
„Was ist hier passiert?“
„Das weißt du genau!“
„Nein, weiß ich nicht.“, widersprach Argalor.
„Lass mich los!“, kreischte das Mädchen. „Warum tötest du mich nicht einfach wie all die anderen?“
"Wie... all die anderen? Autsch!“
Das Mädchen hatte ihn in die Hand gebissen und rannte davon.
Nachdenklich sah Argalor ihm nach.
Was hatte es damit gemeint? Hatte er wirklich etwas mit der Zerstörung seines Dorfes zu tun?
Argalor drehte sich um und sah auf die Ruinen seiner Heimat.
Und plötzlich durchfuhr ihn die Erinnerung wie ein eisiger Blitz.
Er sah wie mit seinen eigenen Augen, wie er die Bewohner des Dorfes niedermetzelte.
„Nein!“, ertönte eine kalte, dröhnende Stimme in seinem Hinterkopf. „Nicht „Wie mit deinen eigenen Augen“. Mit deinen eigenen Augen...“
Da wusste er, dass das Mädchen recht gehabt hatte.
Von einer plötzlichen unerklärlichen Angst gepackt drehte Argalor seinem Dorf den Rücken zu und rannte, wie von Hunden gehetzt, davon.