Eigentlich finde ich passt die Kurzgeschichte nicht direkt hier hin, weil sie nichts mit einer Fanfiction zu tun hat und auch sonst vom Thema des Forums irgendwie abschweift, aber vielleicht wollt ihr sie euch ja trotzdem mal durchlesen ^^
Verzweiflung kennt keine Grenzen
Alles fängt an einem wunderschönen Spätsommertag an.
Es beginnt bereits zu dämmern, doch es ist immer noch so heiß, dass die Straßen menschenleer sind. Die Luft schwirrt und selbst die Vögel haben keine Lust zu singen. Kein Ästchen regt sich, kein noch so kleiner Windstoß fährt mir durchs Haar, als ich auf den Balkon hinaustrete. Totenstille. Nur in der Ferne hört man, wie eine Autotür zugeschlagen wird.
Doch trotz der Hitze ist mir nicht warm. Mir ist eiskalt, als ich ihn die Straße herunter laufen sehe. Ihn, den ich so lange und so stark geliebt habe und jetzt hasse. Hasse, wie ich noch keinen Menschen zuvor gehasst habe.
Fern liegende Erinnerungen treten vor mein inneres Auge.
Er kniete vor mir, eine Rose in der Hand und gestand mir seine Liebe.
Ich fühle wieder wie es war, als wir uns umarmten, küssten. Mir läuft eine Gänsehaut den Rücken hinunter.
Die gemeinsamen Jahre laufen wieder vor mir ab wie ein Film.
Unsere Heirat.
Die Geburt unserer Tochter.
Und dann der Schock, als der Arzt uns mitteilte, dass sie schwer an Krebs leide. Ich war am Boden zerstört gewesen damals, meine einzige, geliebte Tochter sollte sterben? Es schien unmöglich.
Die vielen Streits, die Krisen, die ich mit ihm hatte.
Dann ihr Tod. Ich schien in meiner Trauer zu ersticken, wie Schnee die letzten widerstandsfähigen, die letzten blühenden Blumen auslöscht, genau wie meine Hoffnung, sie könnte je wieder gesund werden. Nur er konnte mich trösten.
Ich sehe, wie er mich in den Arm nahm und ich meinen Tränen freien Lauf ließ.
Dann plötzlich das Bild, als er mich betrog. Zuerst konnte ich es nicht glauben, doch dann sah ich ein, dass es schon viele Anzeichen dafür gegeben hatte. Ich hatte sie übersehen. Zu spät. Er liebte mich nicht mehr.
Noch mehr Streitereien.
Und schließlich die Scheidung.
Und jetzt?
Ja, jetzt stehe ich hier, die Pistole in meiner Hand, ziele auf ihn.
Ich weiß, dass er zu mir will. Doch ich habe beschlossen, ihn nicht noch mehr Schaden anrichten zu lassen.
Nachdem unsere Tochter gestorben war, hatte er mein Konto geplündert und mir nur einen Haufen Schulden zurück gelassen.
Mein Hass blüht erneut auf. Ich sehe ihn an. Direkt in die Augen schaue ich ihm und er sieht aus seinen kühlen, blauen Augen gleichgültig zurück, als ob es ihm nichts ausmachen würde, seine Augen gleich für immer zu schließen.
„Er nimmt mich nicht ernst“, schießt es mir durch den Kopf und ich koche vor Wut. Ich schaue ihn noch ein letztes Mal an. Dann drücke ich ab.
Er schaut mich überrascht, zugleich aber auch bewundernd an. Er lächelt mir zu und will noch etwas sagen, doch er schließt die Augen und stirbt.
Ich starre auf die Straße, dorthin wo er liegt und mich überfällt ein Schauer.
Wie kann ein Mensch nur so etwas Grauenvolles machen, wie einem seines Gleichen das nehmen, was ihm am wichtigsten ist: Sein Leben. Genau wie das meiner Tochter, denke ich, setze die Pistole an meine Schläfe und schieße.