Prolog
Einst wird ein Kind geboren werden
Halb Dämon halb Gott
Es wird eine Macht besitzen
Die selbst die Miríel nicht innehaben
Es wird auserwählt sein
Den dunklen Feind,
den Dreizehnten,
die Quelle der Finsternis
zu besiegen
und Frieden
über den Abgrund
zu bringen
Es war ein strahlend schöner Sommertag in dem kleinen Dorf Kalun.
Trotz seiner geringen Größe war Kalun ein reicher Ort, was sich durch eine Miene erklären ließ, in der Unmengen von Grithilium gefördert wurden; einem äußerst widerstandsfähigem Material, das der König des Landes in Massen aufkaufte, um daraus Ausrüstung für seine Armee herstellen zu lassen.
Daher kam es, dass die meisten Einwohner Kaluns entweder Waffen- beziehungsweise Rüstungsschmiede oder Bergarbeiter waren.
Doch all das interessierte Valian nicht.
Sie war siebzehn Jahre alt und eine wahre Schönheit.
Alle die sie kannten, glaubten, dass sie Elfenblut in sich hatte, was anhand ihrer spitzen Ohren nicht unwahrscheinlich war.
Allerdings gab es etwas, das sie sehr von den gewöhnlichen Elfen unterschied.
Ihre Haut war bleich wie Marmor und ihre Augen sahen aus wie Eissplitter.
Außerdem war ihr Haar, dass ihr bis zu den Hüften ging, schneeweiß und das seit sie noch ein Kleinkind war.
Dies war auch der Grund, warum sie Valian genannt wurde; der Name stammte aus der Elfensprache und bedeutete in etwa „Schönheit des Winters“.
Gerade war sie unterwegs zum Fluss, wobei sie einen riesigen Krug mit einer Hand trug.
Sie war ungewöhnlich stark für ihr Alter, selbst die älteren, die schon in der Miene oder der Schmiede arbeiteten, konnten es da nicht mir ihr aufnehmen.
Sie erreichte den Fluss und füllte den Krug mit dem klaren Wasser.
Als er vollständig gefüllt war, hob sie ihn hoch – noch immer mit einer Hand – und machte sich auf den Rückweg.
Bald tauchte die kleine Hütte ihrer Eltern auf.
Eigentlich waren es nicht ihre Eltern; das wusste sie. Doch so weit sie sich zurückerinnern konnte, waren sie immer da gewesen und daher fehlten ihr ihre leiblichen Eltern nicht sehr.
Das einzige, was sie von ihnen besaß, war ein goldenes, rundes Amulett, in das elf verschiedenfarbige Edelsteine kreisförmig eingearbeitet waren.
In der Mitte war ein Loch; offenbar hatte sich dort ebenfalls einmal ein Stein befunden, doch er war herausgebrochen.
Valian trug das Amulett immer bei sich, obwohl sie nicht wusste warum.
Mit ihren Eltern verband sie nichts, dennoch konnte sie sich nicht erinnern, den goldenen Anhänger jemals abgelegt zu haben.
Schließlich trat sie in das Haus ihrer Pflegeeltern ein.
Die Einrichtung war zwar einfach, aber gemütlich.
Valians Mutter stand in der Kochnische und sah sie ungeduldig an. Ihr Vater war wohl in der Schmiede.
„Das wurde aber auch Zeit.“, sagte sie mit einem leisen Vorwurf in der Stimme.
Sie nahm Valian das Gefäß ab und goss den Inhalt in einen Kessel, der über der Feuerstelle hing.
Dann begann sie, verschiedene Gemüsesorten hineinzuschneiden.
„Ich gehe noch mal zu Vater in die Schmiede.“, sagte Valian.
Ihre Mutter nickte abwesend.
Valian umrundete das Haus und erreichte die kleine Schmiedewerkstatt.
Ihr Vater stand mit einer dicken Lederschürze am Amboss und hieb gerade auf ein glühendes Stück Grithilium ein, das wohl einmal ein Schwert werden sollte.
Er hatte spärliches, rötliches Haar und war eigentlich schon zu alt für den Beruf des Waffenschmieds.
Trotzdem zählte er noch immer zu den Besten des Dorfes.
„Ah, hallo.“, grüßte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Hallo!“, rief sie und fiel ihm um den Hals.
Er runzelte die Stirn; er wusste, was es bedeutete, wenn sie so überschwänglich war.
Bereitwillig trat er vom Amboss zurück und drückte ihr den schweren Schmiedehammer in die Hand.
Sofort begann sie damit, das unvollständige Schwert weiter zu bearbeiten.
Sie arbeitete für ihr Leben gern in der Schmiede; eine ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung für ein Mädchen.
Doch ihr Vater ließ sie immer gewähren, zumal die Schwerter, die sie zustande brachte, die seinen an Härte und Schärfe noch übertrafen.
Nachdem Valian einige Minuten gearbeitet hatte, schallte die Stimme ihrer Mutter hinüber.
„Essen!“
Sie legte Werkzeug und Schwertrohling beiseite und folgte ihrem Vater zurück ins Haus.